Dass Daimler seine Lastwagensparte nach Leinfelden-Echterdingen verlegen will, hat Konsequenzen für die Kommune. Aus Sicht des OB vor allem positive.

Leinfelden-Echterdingen - Von Anfang an war klar, dass am Fasanenweg in Leinfelden-Echterdingen etwas Großes entsteht. Der neue Bürokomplex sollte zehn Daimler-Standorte vereinen und somit zentraler Punkt der Lastwagensparte des Konzerns werden. Nachdem Daimler jüngst seine Aufspaltung in zwei börsennotierte Unternehmen bekannt gegeben hat, gewinnt der Neubau in Unteraichen noch einmal an Bedeutung: Er wird neuer Hauptsitz der Daimler Truck AG. „Damit haben wir einen Konzern in der Stadt, der an der Börse nicht der kleinste sein wird“, sagt Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk dazu.

 

Der neue Gebäudekomplex ist nicht zu übersehen. Große Fensterflächen und eine markant glänzend weiße Fassade schmücken das Bauwerk, das seit zweieinhalb Jahren gebaut wird. Stolze 22 000 Quadratmeter groß ist das Grundstück. Derzeit arbeitet man an Innenausbau und Außenanlagen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im Sommer mit der Möblierung loslegen können und freuen uns anschließend auf den Einzug“, sagt Maximilian Splittgerber, ein Sprecher des Konzerns.

Neues Bürokonzept für die rund 2000 Mitarbeiter

Der sogenannte Daimler Truck Campus vereint künftig wesentliche Verwaltungsbereiche vom Vertrieb und Controlling bis zum Personalwesen unter einem Dach. Diese Aufgaben waren bisher auf mehrere Büros in Stuttgart verteilt. Mit den neuen Gebäuden wird auch ein neues Bürokonzept für die rund 2000 Mitarbeiter eingeführt. „Es handelt sich um sogenannte Flex-Arbeitsplätze, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je nach Anwesenheiten und Arbeitsfokus flexibel teilen werden“, sagt Splittgerber. Denn wegen Dienstreisen, Urlaub und Homeoffice seien sowieso nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig im Büro.

Der neue Standort in Leinfelden-Echterdingen bringt Daimler vor allem logistische Vorteile. „Vom neuen Daimler Truck Campus kommen Sie schneller zu unseren deutschen Werken in Wörth, Gaggenau, Mannheim oder Ulm. Andererseits ist man in Leinfelden-Echterdingen quasi sofort am Flughafen, um unsere weltweiten Standorte zu erreichen“, sagt Splittgerber.

Mehr Pendler für die Stadt

Für die Stadt Leinfelden-Echterdingen bedeutet der Zuzug des künftigen Firmensitzes auch, dass dann etwa doppelt so viele Daimler-Mitarbeiter wie bisher einpendeln. „Die verkehrliche Anbindung stand von Anfang an im Mittelpunkt der Absprachen“, sagt der Oberbürgermeister Roland Klenk. Der Standort habe den Vorteil, dass man sofort auf der Autobahn und der Nord-Süd-Straße sei und sich der Verkehr so vermutlich nicht durch die Stadt ziehen werde. „Natürlich rechnen wir mit zusätzlichem Verkehr, aber das soll nicht der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt Roland Klenk.

Der Oberbürgermeister ist zuversichtlich, mit Daimler Truck einen Partner gefunden zu haben, der der Stadt auch finanzielle Vorteile bringt. „Ich denke, dass es im Hinblick auf die Gewerbesteuer mittel- und langfristig eine segensreiche Ansiedlung ist“, sagt er. Über die genaue Aufteilung und Summe der Gewerbesteuer kann man derzeit nur spekulieren.

Im Pkw-Geschäft wird pro Mitarbeiter mehr Gewinn erzielt

Aller Voraussicht nach werden Städte, in denen Daimlers Pkw-Sparte angesiedelt ist, mehr Einnahmen über die Gewerbesteuer generierenals die mit der Nutzfahrzeugsparte. Denn im Pkw-Geschäft wird pro Mitarbeiter mehr Gewinn erzielt. Leinfelden-Echterdingen sollte theoretisch dennoch profitieren, da sich erstmals ein Hauptsitz des Unternehmens dort ansiedelt.

In naher Zukunft werde man nach Einschätzungen von OB Roland Klenk aber „nicht gerade überflutet von der Gewerbesteuer“. Es ist eher der langfristige Blick, der ihn hoffen lässt. „Aber es ist ja auch wichtig, heute schon etwas für die Wirtschaft von morgen zu tun“, sagt der Oberbürgermeister.

Die Wirtschaft von heute sieht dagegen wegen der Coronapandemie nicht gerade rosig aus. In diesen Tagen verabschiedet der Gemeinderat den Haushalt. Die Stadt verzeichnet demnach ein Minus von 16 Millionen Euro. „Das kann in den nächsten Jahren durchaus wieder in diese Größenordnung gehen“, sagt Klenk. „Umso wichtiger ist es, dass die Stadt nun für die Zukunft einen wirtschaftsstarken Partner an ihrer Seite hat.“