Wasserstofftankstellen und Hochleistungsladepunkte für Brummis im Fernverkehr: Daimler und der Energieversorger EnBW bauen gemeinsam die Infrastruktur für die alternativen Antriebe.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Stuttgart - Daimler Truck, EnBW und weitere Partner wollen die ersten Strom- und Wasserstofftankstellen für den Schwerlastverkehr entlang den Autobahnen im Südwesten aufbauen. Darauf haben sich Daimler-Truck-Chef Martin Daum und der EnBW-Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux mit den Partnern im Rahmen des Strategiedialogs der Automobilwirtschaft geeinigt.

 

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der den Strategiedialog 2017 ins Leben gerufen hatte, warb dafür, das Format aus Baden-Württemberg auf die EU-Ebene zu übertragen: „In Brüssel fallen wichtige Entscheidungen bei der Regulierung.“ Da wäre es hilfreich, wenn auch auf EU-Ebene Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Gespräch kämen. Kretschmann machte deutlich, dass die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Digitalisierung inzwischen von der Branche voll angenommen würden: „Die Unternehmen haben begriffen, dass die Umgestaltung des Mobilitätssektors nicht nur ein Muss ist, sondern auch eine Chance.“

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Daimler-Chef Ola Källenius bekräftigte: „Es gibt kein Zurück mehr bei der Transformation, wir wollen auch nicht mehr zurück.“ Källenius stellte Forderungen an die künftige Bundesregierung: „Der Umweltbonus und die reduzierte Dienstwagenbesteuerung bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben tragen zu den erfreulich hohen Zulassungszahlen bei.“ Diese Vorteile dürften nicht abgeschafft, sondern angesichts des bevorstehenden Hochlaufs beibehalten werden.

Kretschmann drückt aufs Tempo

Porsche-Chef Oliver Blume betonte, auch für den Sportwagenhersteller sei die E-Mobilität alternativlos: „Die Batteriezelle ist für uns der Brennraum von morgen.“ Der Topmanager mahnte auch den hohen Bestand von Gebrauchtfahrzeugen zu beachten: „Daher wollen wir synthetische Kraftstoffe in industriellem Maßstab entwickeln.“

Die Projektpartner wollen in einem ersten Schritt eine Pilotanlage zum Hochleistungsladen von batteriebetriebenen Lkw und zum Wasserstofftanken im Südwesten errichten. Details sollen bis zum nächsten Treffen der Spitzenrunde in einem Jahr feststehen. In einer zweiten Phase sollen vier bis zehn weitere Ladestationen hinzukommen. Beteiligt sind auch der Lastwagenhersteller Iveco, der Wasserstofftankstellenbetreiber H2Mobility, Netze BW sowie Fraunhofer-Forschungsinstitute.

Kretschmann drückt aufs Tempo: „Deutschland muss vom Weltmeister im Zielesetzen zum Weltmeister im Umsetzen werden.“

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Der Umstieg auf CO2-freie Antriebe ist bei Nutzfahrzeugen technisch schwieriger als bei Pkw. Während bei Pkw batterieelektrische Fahrzeuge inzwischen ansehnliche Marktanteile erobert haben, läuft die Serienproduktion für batterieelektrische Lkw gerade erst an. Gerade bei Lastern, die Fernstrecken bedienen, setzt man große Hoffnungen auf die Brennstoffzellentechnik, da Wasserstoff als Energielieferant Fahrten von etwa 1000 Kilometern ohne Tankstopps ermöglichen würde. Daimler rechnet damit, dass die Serienproduktion für Brennstoffzellen-Lkw in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts beginnt.

Künftig ist kein Umweltverband mehr eingebunden

Unterdessen soll das auf sieben Jahre angelegte Format des Strategiedialogs angepasst und auf die anstehenden technologischen Herausforderungen zugeschnitten werden. Künftig tagen die Arbeitsgruppen nur noch zu den drei Themen Fahrzeuge, Daten und Energie. Bislang gab es sechs thematische Schwerpunkte. Die Konzernchefs, die Mitglieder der Landesregierung sowie Vertreter der Forschungsverbände wollen sich einmal im Jahr auf Top-Ebene treffen.

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Bislang war bei den Gesprächen der Umweltverband BUND eingebunden. Seit 2017 trat BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender bei der jährlich stattfindenden Pressekonferenz neben den Konzernchefs von Daimler, Porsche und Bosch auf. Das ist vorbei. Im neuen Format ist Dahlbenders Nachfolgerin, Sylvia Pilarsky-Grosch, nicht mehr in der Spitzenrunde dabei. Ein Sprecher der Landesregierung beteuert, dass Umweltverbände auch künftig Gehör finden: „Wir werden mit dem BUND und weiteren Umweltverbänden Gespräche führen, um auch zukünftig eine Einbindung in den Strategiedialog sicherzustellen.“