Daimler will trotz des Sparprogramms keine Abstriche bei Forschung und Entwicklung machen. Die Ausweitung der Modellpalette zahlt sich bereits aus, meint der Entwicklungsvorstand Thomas Weber im Gespräch mit dem StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Daimler weitet die Modellpalette in der Kompaktklasse Zug um Zug aus. Auf die B- und die A-Klasse sowie das Coupé CLA folgt im Herbst der Geländewagen GLA. Er soll in Rastatt produziert werden, wie Daimler-Vorstand Thomas Weber ankündigt.
Herr Weber, Daimler hat im vergangenen Jahr das Spar- und Effizienzprogramm „Fit for Leadership“ gestartet. Wir wirkt es sich auf Forschung und Entwicklung aus?
Wir bleiben in der Forschung und Entwicklung voll auf dem Gas. Im vergangenen Jahr haben wir dafür 5,6 Milliarden Euro ausgegeben, in diesem und im nächsten Jahr sind für Forschung und Entwicklung insgesamt 10,8 Milliarden Euro vorgesehen. Wer heute nicht in die Zukunft investiert, kann auch morgen nicht erfolgreich sein. Bis 2020 werden wir allein 13 komplett neue Modelle auf den Markt bringen, die keinen Vorgänger in unserem Portfolio haben. Diese beeindruckende Leistung unserer Mannschaft wird uns nach vorne bringen.

Also gibt es keine Abstriche bei der Ausweitung des Modellangebots?
Wir setzen unseren Kurs wie geplant fort. Auf die B- und A-Klasse folgt jetzt hier in Genf das viertürige Coupé CLA. In wenigen Wochen geben wir mit dem Concept GLA einen Ausblick auf unseren kompakten, emotionalen Geländewagen, ein begehrtes Modell, das uns auf der ganzen Welt weitere Wachstumschancen bringt, und dann kommt noch ein fünftes Modell . . .

. . . ein zweitüriges Coupé . . .
. . . netter Versuch. Nein, das wird es nicht sein. Das fünfte Modell wird Emotionalität und Raum in einer sehr schönen Form anbieten . .  .

. . . also ein Crossover, eine Mischung aus Limousine und Geländewagen?
Wir werden das Geheimnis noch in diesem Jahr lüften. Mit den fünf Modellen können wir dann ganzheitlich zeigen, warum die Produktoffensive unserer neuen Kompaktwagen-Generation überzeugen wird. Der Erfolg ist schon jetzt zu sehen. Im Werk Rastatt arbeiten wir in drei Schichten. Zusätzlich haben wir für dieses Werk 21 Sonderschichten mit dem Betriebsrat für dieses Jahr vereinbart – das Werk brummt. Das zweite Werk für die Kompaktklasse in Kecskemet ist völlig problemlos mit Topqualität angelaufen. Dort sind wir mit der B-Klasse gestartet und fertigen jetzt den neuen CLA . . .

. . . und dann noch den Geländewagen . . .
Der neue Geländewagen startet demnächst in Rastatt. Und weil die Gesamtkapazität insbesondere für die A-Klasse immer noch nicht reicht, werden wir dieses Modell für eine bestimmte Zeit auch beim finnischen Auftragsfertiger Valmet produzieren lassen. Das zeigt deutlich, unsere Kompaktfahrzeuge kommen hervorragend an. Wir haben Eroberungsraten von anderen Marken von bis zu 50 Prozent. Zudem haben wir speziell mit der A-Klasse eine beeindruckende Verjüngung der Kundschaft um zehn Jahre geschafft.

Die Kompaktklasse wird bei dieser Offensive von zwei auf fünf Modelle ausgeweitet, die S-Klasse von drei auf fünf, wie sieht es in den anderen Marktsegmenten aus?
Wir werden auch zusätzliche Angebote im Segment der C-/E-Klasse bieten und auch bei Sport- sowie Geländewagen das Angebot erweitern . . .

. . . einen Geländewagen, der den X6 von BMW kontert?
Ja, da liegen Sie nicht schlecht mit Ihrer Einschätzung.

Es gab ja auch einmal Überlegungen, einen Kleinwagen mit Stern in der sogenannten Polo-Klasse zu bauen.
Wir machen jetzt mit unserer Modelloffensive einen großen Schritt zur Portfolio-Erweiterung. Wenn beim Smart zum Zweisitzer der Viersitzer hinzugekommen ist, ist die Lücke zum Kompaktsegment nur noch sehr klein. Dennoch kann ich bestätigen, dass wir immer mal wieder überlegen, auch diese Lücke zu schließen. Dazu gibt es allerdings keine Entscheidung.