Er mag Musik nur, wenn sie riskant ist: Seit vier Jahren leitet der israelische Dirigent Dan Ettinger die Stuttgarter Philharmoniker. Jetzt ist er mit Bruckner und Haydn in die neue Spielzeit gestartet.

Stuttgart - Es war keine Mango, wie eine bunte Zeitung berichtete. Sondern eine Avocado. Dass Dan Ettinger sie vor zwei Wochen noch gegessen hat, ist eher unwahrscheinlich, denn als er sie aufschnitt, war seine Küche plötzlich voller Blut. Ab ins Krankenhaus, mit mehreren Stichen musste die Wunde genäht werden, und wäre der 48-Jährige hauptberuflich Pianist, müsste er sich ernsthaft Gedanken machen. Ist er aber nicht. Der Solopart von Haydns D-Dur-Klavierkonzert, den Ettinger eigentlich selbst spielen wollte, ist im Konzert auch bei dem kurzfristig verpflichteten jungen Maximilian Schairer in guten Händen. Und obwohl der Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker bei der Probe zum ersten Abonnementkonzert der Saison im Gustav-Siegle-Haus seine rechte Hand noch ziemlich schlaff vor dem Bauch hält, obwohl er Taktschlag und Gestaltung allein seiner Linken überantwortet und den von ihm gewohnten Ganzkörpereinsatz nicht bieten kann, hat er das Orchester wie den Klang fest im Griff.