Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Darüber spricht Daniel Engelbrecht nach der Ankunft am Marienplatz im Café Kaiserbau bei einem Apfelsaftschorle. Seine Seele habe sich vom Defibrillatorschock erholt und sein Herz auch. Nach den Operationen kommt bei ihm vieles wieder in Einklang. Das Herz findet zurück in den Takt und pumpt plötzlich so leistungsstark wie nie zuvor. Er kann trainieren – mit einem kleinen Kunststoffpanzer über dem Herzen, um den Defibrillator vor Erschütterungen zu schützen. Und er erinnert sich an etwas: „Als ich schon mit einem Bein auf der anderen Seite stand, habe ich plötzlich bedauert, meinen Vater nicht kennengelernt zu haben.“ Zuvor hatte er nie dieses Bedürfnis, nachdem der Vater die im siebten Monat schwangere Mutter verließ.

 

Daniel Engelbrecht bekommt heraus, wo sein kanadisch-srilankischer Vater arbeitet und bekommt von seiner Mutter mit auf den Weg: „Du wirst in ihm leider nicht den finden, den du suchst.“ Das Treffen mit dem Vater wird zu einer Enttäuschung. Das Interesse an seinem Sohn wird erst geweckt, als er erfährt, dass der Profifußballer ist. Danach meldete sich der Vater manchmal telefonisch. „Darauf kann ich aber verzichten.“ Daniel Engelbrecht hat keine Lust, ihm Fußballgeschichten zu erzählen, er hätte ihm gerne gesagt, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen, schon als Kind dessen Rolle zu übernehmen, weil die Mutter arbeitet und sich jemand um die Halbgeschwister kümmern muss.

Wenn eine Niederlage bedeutungslos wird

Zurück in die Zahnradbahn, nach oben Richtung Degerloch. Bitte einsteigen für die Höhepunkte im Leben des Daniel Engelbrecht. Es beginnt in Ravensburg, wo die Kickers am 25. November 2014 im Pokal spielen. Dort feiert er sein Comeback – und das als erster deutscher Fußballprofi mit einem Defibrillator. Daniel Engelbrecht wird eingewechselt. Seine beiden Brüder sind aus Köln angereist. Sie weinen, als sie ihn nach dem Schlusspfiff glücklich sehen. Die Niederlage der Kickers? Die hat an diesem Tag auch für den Verein überhaupt keine Bedeutung. „Die Kickers haben mich während meiner Leidenszeit immer unterstützt, mir alle Zeit gegeben. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Daniel Engelbrecht, der Horst Steffen hervorhebt. Der Trainer sei nicht nur fachlich, sondern auch menschlich großartig.

Seine Geschichte geht um die Welt

Ein Foto geht „Am 6. Dezember habe ich dann den emotionalsten Moment erlebt, der nicht mehr zu toppen ist“, sagt Daniel Engelbrecht und erzählt vom Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden. Wieder wird er eingewechselt, aber diesmal passiert das, wovon Engelbrecht geträumt hatte. Er erzielt den 2:1-Siegtreffer, reißt sich das Trikot vom Leib und zeigt sein T-Shirt, auf dem steht: „Nichts ist unmöglich“. Dieses Bild geht um die Welt. Von Italien über Spanien bis nach Brasilien ist es im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen.

Die Resonanz auf das Foto und seine Geschichte ist überwältigend. Er erhält unzählige Briefe. Vor allem berühren ihn die Reaktionen von Eltern, die ihm schreiben, dass er nun das Vorbild ihrer schwer kranken Kinder sei. „Das macht mich stolz.“ Zu Weihnachten hat er ihnen allen eine aufmunternde Videobotschaft geschickt.

Der Schutzengel tut höllisch weh

Und plötzlich hat Daniel Engelbrecht die Gewissheit, dass er in diesem Moment sterben wird. „Es ist wirklich so, wie es beschrieben wird. Mein Leben ist vor mir abgelaufen. Ich sah mich als kleinen Jungen, als Jugendlichen.“ Dieser Film wird im letzten Moment angehalten – mit einem großen Knall. Daniel Engelbrecht wird gegen die Wand geschleudert. Er spürt eine Explosion und hat dann das Gefühl zu verbrennen. Der Defibrillator holt ihn mit 830 Volt ins Leben zurück – mit der siebenfachen Spannungskraft einer Steckdose. Er weiß jetzt, wie sich sein eingebauter Schutzengel anfühlt: höllisch.

Die Ärzte hatten ihn davor gewarnt, dass der Defibrillator auch starke psychische Probleme auslösen kann. Daniel Engelbrecht weiß jetzt auch , was sie damit gemeint haben. Er kann nach dem Vorfall drei Tage am Stück nicht schlafen und bekommt danach Panikattacken, die in eine Depression übergehen. Die Angst vor einem weiteren Stromschlag und dessen „brutale unvorstellbare Wucht“ macht ihn krank. Er kann nicht mehr allein sein, ist rund um die Uhr mit seiner damaligen Freundin und deren Mutter zusammen. Beide sind Krankenschwestern. „Dort habe ich mich noch am sichersten gefühlt“, sagt Daniel Engelbrecht, der beim Zahnradbahngespräch so viel Optimismus ausstrahlt.

Er nimmt irgendwann psychologische Hilfe in Anspruch. Er weiß aber heute nicht, ob sie ihm am Ende aus der Krise geführt hat. Er kann nur vermuten, wie bei der Trennung von seiner Freundin. In dieser Beziehung ist es über Monate nur um ihn und seine Krankheit gegangen ist. Das war wohl zu viel.

Daniel Engelbrecht glaubt an Gott, aber das hat er auch schon vor dieser Geschichte getan. Die nimmt dann irgendwann eine entscheidende Wendung.

Herz und Seele erholen sich

Darüber spricht Daniel Engelbrecht nach der Ankunft am Marienplatz im Café Kaiserbau bei einem Apfelsaftschorle. Seine Seele habe sich vom Defibrillatorschock erholt und sein Herz auch. Nach den Operationen kommt bei ihm vieles wieder in Einklang. Das Herz findet zurück in den Takt und pumpt plötzlich so leistungsstark wie nie zuvor. Er kann trainieren – mit einem kleinen Kunststoffpanzer über dem Herzen, um den Defibrillator vor Erschütterungen zu schützen. Und er erinnert sich an etwas: „Als ich schon mit einem Bein auf der anderen Seite stand, habe ich plötzlich bedauert, meinen Vater nicht kennengelernt zu haben.“ Zuvor hatte er nie dieses Bedürfnis, nachdem der Vater die im siebten Monat schwangere Mutter verließ.

Daniel Engelbrecht bekommt heraus, wo sein kanadisch-srilankischer Vater arbeitet und bekommt von seiner Mutter mit auf den Weg: „Du wirst in ihm leider nicht den finden, den du suchst.“ Das Treffen mit dem Vater wird zu einer Enttäuschung. Das Interesse an seinem Sohn wird erst geweckt, als er erfährt, dass der Profifußballer ist. Danach meldete sich der Vater manchmal telefonisch. „Darauf kann ich aber verzichten.“ Daniel Engelbrecht hat keine Lust, ihm Fußballgeschichten zu erzählen, er hätte ihm gerne gesagt, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen, schon als Kind dessen Rolle zu übernehmen, weil die Mutter arbeitet und sich jemand um die Halbgeschwister kümmern muss.

Wenn eine Niederlage bedeutungslos wird

Zurück in die Zahnradbahn, nach oben Richtung Degerloch. Bitte einsteigen für die Höhepunkte im Leben des Daniel Engelbrecht. Es beginnt in Ravensburg, wo die Kickers am 25. November 2014 im Pokal spielen. Dort feiert er sein Comeback – und das als erster deutscher Fußballprofi mit einem Defibrillator. Daniel Engelbrecht wird eingewechselt. Seine beiden Brüder sind aus Köln angereist. Sie weinen, als sie ihn nach dem Schlusspfiff glücklich sehen. Die Niederlage der Kickers? Die hat an diesem Tag auch für den Verein überhaupt keine Bedeutung. „Die Kickers haben mich während meiner Leidenszeit immer unterstützt, mir alle Zeit gegeben. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Daniel Engelbrecht, der Horst Steffen hervorhebt. Der Trainer sei nicht nur fachlich, sondern auch menschlich großartig.

Seine Geschichte geht um die Welt

Ein Foto geht „Am 6. Dezember habe ich dann den emotionalsten Moment erlebt, der nicht mehr zu toppen ist“, sagt Daniel Engelbrecht und erzählt vom Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden. Wieder wird er eingewechselt, aber diesmal passiert das, wovon Engelbrecht geträumt hatte. Er erzielt den 2:1-Siegtreffer, reißt sich das Trikot vom Leib und zeigt sein T-Shirt, auf dem steht: „Nichts ist unmöglich“. Dieses Bild geht um die Welt. Von Italien über Spanien bis nach Brasilien ist es im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen.

Die Resonanz auf das Foto und seine Geschichte ist überwältigend. Er erhält unzählige Briefe. Vor allem berühren ihn die Reaktionen von Eltern, die ihm schreiben, dass er nun das Vorbild ihrer schwer kranken Kinder sei. „Das macht mich stolz.“ Zu Weihnachten hat er ihnen allen eine aufmunternde Videobotschaft geschickt.

Mittlerweile ist Daniel Engelbrecht wieder voll drin im Alltag eines Profifußballers. Für ihn ist trotzdem jeder Tag etwas Besonderes. Und das schreibt er auf. Nach dem Training arbeitet er an seiner Geschichte, die ohne den üblichen Ghostwriter entsteht. Einen Verlag hat er schon, im Herbst soll sein Buch erscheinen. Und dann ist er auch noch dabei, eine Spendenaktion für Kinder mit Herzerkrankungen und für Kinder mit Verbrennungen auf die Beine zu stellen. Zur Seite stehen ihm bei dieser Aktion seine Fußballfreunde Marco Höger von Schalke 04 und Ömer Toprak. Der Leverkusener erlitt 19-jährig bei einem Kartunfall schwerste Verbrennungen.

Die Zahnradbahn ist in Degerloch angekommen. „Ich muss mich jetzt beeilen, gleich fängt das Training an“, sagt Daniel Engelbrecht mit einem Lächeln – so als sei nichts geschehen.