Der „DSDS“-Sänger Daniel Küblböck wird seit Sonntag im Nordatlantik vermisst. Es wird befürchtet, dass der 33-Jährige den Sprung von einem Kreuzfahrtschiff nicht überlebt hat.

Leben: Susanne Hamann (sur)

St. John’s - Seit fast 24 Stunden suchen Rettungskräfte nach dem vor Kanada vermissten Popsänger Daniel Küblböck. Doch die Hoffnungen, den 33-Jährigen noch lebend zu retten, schwinden. Wir beantworten Fragen rund um den Unglücksfall.

 

Wie läuft die Suche ab?

Zwei Schiffe der Canadian Coast Guard, die speziell für Rettungseinsätze ausgerüstet sind, haben die weitere Koordination der Rettungsaktion übernommen. Ein Hubschrauber und ein Aufklärungsflugzeug hat man inzwischen abgezogen. „Nach Anbruch der Dunkelheit wurden die Kreuzfahrtschiffe von der Canadian Coast Guard aus der Suchaktion entbunden. Die Aida Luna befindet sich jetzt auf dem Weg nach Halifax“, sagte Hansjörg Kunze, Sprecher der Reederei Aida Cruises, gegenüber unserer Zeitung. Auch das zweite an der Suche beteiligte Kreuzfahrtschiff durfte weiterfahren. Die „Zuiderdam“, ein Schiff der Reederei Holland-America-Line, war zufällig in der Nähe. Nach den Richtlinien der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) sind Schiffe verpflichtet, in einem solchen Fall zu helfen.

Ermittelt die Polizei?

„Bei allen sicherheitsrelevanten Vorfällen auf einem unserer Kreuzfahrtschiffe werden umgehend die Ermittlungen an Bord aufgenommen und sofern erforderlich die für den jeweiligen konkreten Fall zuständigen nationalen Behörden des nächsten Hafens beziehungsweise das für das jeweilige Seegebiet zuständige Marine Rescue Coordination Center eingeschaltet. Dieses koordiniert die Seenotrettungsmaßnahmen. Schwerwiegende Fälle sind außerdem den italienischen Behörden anzuzeigen, denn alle Schiffe der Aida-Flotte fahren unter italienischer Flagge“, so Aida-Sprecher Hansjörg Kunze.

Sehen Sie im Video – den Werdegang von Daniel Küblböck:

In der Nacht von Sonntag auf Montag steuerte die Aida Luna laut Positionsdaten der Schiffsradar-Plattform Marine Traffic noch kurz in die Bucht von St. John’s. Die Hauptstadt der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador hätte am Sonntag (9. September) ein Zwischenziel der Reise sein sollen. Wegen des Vorfalls blieb die „Aida Luna“ jedoch auf See, um nach dem Vermissten zu Suchen. Dass die „Aida Luna“ trotzdem kurz vor Ort ankerte gilt in Insiderkreisen als Indiz, dass Beamte der kanadischen Polizei an Bord gegangen sind. Die Zeit bis zum nächsten planmäßigen Anlauf im Hafen von Halifax am Dienstag (11. September) kann dann für die polizeilichen Untersuchungen genutzt werden. Aida Cruises wollte dies nicht kommentieren.

Handelt es sich um einen Suizid?

Der Verdacht liegt nahe. In einem inzwischen gelöschten Statement von Daniel Küblböck, das er am 8. August auf seiner Fanseite veröffentlichte, schreibt der 33-Jährige von psychischen Problemen. Möglicherweise wurde er an der Schauspielschule, die er zuletzt besucht, gemobbt. In einer Erklärung wies die Schule den Verdacht zurück: „Die Behauptung über Mobbing an unserer Schule weisen wir strikt zurück“, hieß es in einer Erklärung am Montagvormittag. „Wir sind zutiefst bestürzt und geschockt über das Verschwinden unseres Schülers Daniel Kaiser-Küblböck. Die ETI Schauspielschule Berlin möchte zum Schutz der Privatsphäre von Daniel zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen zu den im Internet kursierenden Gerüchten tätigen.“

Einen Tag nach dem Unglück 100 Seemeilen (185 Kilometer) vor der kanadischen Küste sickern über die sozialen Netzwerke immer mehr Details durch. Passagiere, die derzeit ebenfalls an Bord der „Aida Luna“ von Hamburg nach New Yorks unterwegs sind, haben auf Facebook und Instagram Fotos gepostet. Darauf sieht man, wie sich der Sänger in Frauenkleidern an Bord bewegt. Er habe sich seltsam benommen und Selfies mit seinen Fans abgelehnt, heißt es in den Zeugenberichten.

Gibt es Videoaufzeichnungen des Unglücks?

Offenbar nicht. Aida Cruises wollte sich aufgrund der laufenden Ermittlungen hierzu nicht äußern. Aus Insiderkreisen heißt es, ein Crewmitglied habe eine Person am frühen Morgen des 9. September auf Deck 5 gesehen. Kurze Zeit später sei diese Person verschwunden gewesen. Die Stunden kurz vor Sonnenaufgang während die Passagiere noch schlafen werden auf einem Kreuzfahrtschiff üblicherweise von den Mitarbeitern dazu genutzt, das Deck vom Salzwasser zu säubern, das während der Fahrt in der Nacht auf den Teakholzboden gespritzt ist. Deshalb befand sich zu dem Zeitpunkt jemand in dem fraglichen Bereich auf Deck 5 und wurde zum Zeugen. Moderne Kreuzfahrtschiffe verfügen über eine lückenlose Kameraüberwachung an der Reling. Auch auf der 2009 gebauten „Aida Luna“ sind Kameras installiert. Aber anscheinend gibt es dennoch tote Winkel.

War Küblböck allein im Urlaub?

Auch hier gibt es keine offiziellen Statements. Nach Aussagen von Passagieren soll der privat reisende Daniel Küblböck von einer älteren Frau begleitet worden sein. Es wird spekuliert, dass es sich hierbei um seine Adoptivmutter – eine 75-jährige Immobilienmillionärin – handelt. Sie habe eine getrennte Kabine bewohnt. Vonseiten von Aida heißt es lediglich: „In dieser schwierigen Zeit sind wir mit unseren Gedanken bei der Familie des Vermissten. Das Aida Care Team ist in engem Austausch mit den Angehörigen, um ihnen in allen Fragen zur Seite zu stehen.“

Was haben die Passagiere während der Suche gemacht?

Auch hier hüllt sich die Reederei in pietätvolles Schweigen. Es heißt lediglich, die Stimmung an Bord soll gefasst gewesen sein. Ein Gast sprach gegenüber der Schweizer Zeitung „Blick“ von einer „deutlichen Anspannung unter den Passagieren. Um die anderen Gäste zu beschäftigen, habe die Besatzung ein Unterhaltungsprogramm aufgestellt. So dürfen die Passagiere im Theatrium die Proben eines Musicals schauen. Die Reise geht nun planmäßig weiter und endet am 14. September in New York. Die verbliebenen Passagiere gehen dort von Bord. Danach startet die „Aida Luna“ auf ihre nächste Reise Richtung Florida und auf die Bahamas.

Hinweis der Redaktion: Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter im Internet unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Ansprechpartnern findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/