Die Victory Survivors gehören zu den sechs Gründungsmannschaften der Bundesliga Süd im Deutschen Dart Sportverband. Den ersten Spieltag bestreiten die Leonberger am kommenden Samstag im heimischen Sportcafé.

Leonberg - Und plötzlich ist Leonberg Bundesliga-Stadt. Am kommenden Samstag (14.30 Uhr) starten die Victory Survivors mit einem Heimspiel gegen die Southside Boys aus Uhingen in die Premieren-Saison der E-Darts-Bundesliga Süd. Gespielt wird unter dem Dach des DDSV (Deutscher Dart Sportverband), der im Gegensatz zum DSAB (Deutscher Sportautomatenbund) nicht kommerziell ausgerichtet ist. Dass die Leonberger in der höchsten Spielklasse eines von sechs Teams sind, hat einen einfachen Grund. Ihr Kapitän Wolfgang Triebe ist gleichzeitig DDSV-Vizepräsident. Auf seine Initiative hin wurde nun die Südliga gegründet. Um den Stein ins Rollen zu bringen, meldeten sich die Victory Survivors, wohl wissend, dass es von der Spielstärke her voraussichtlich nicht die richtige Liga für sie ist.

 

Mit Marek Parafianczuk und Marc Menge stehen in den Reihen der Leonberger aber immerhin die deutschen E-Darts-Meister des DDSV im Doppel. Neben Kapitän Triebe gehören Norbert Pilger, Oliver Kastner, Alberto Tagliareni, Tilo Schwarz, Carmen Franz, Axel Schneider, Michael Luithardt und Montgomery Zeyda zum Team. Alle werden gebraucht, denn neben ihrem Engagement in der Bundesliga nehmen sie auch weiterhin am Spielbetrieb der Stadtliga Stuttgart in der Regionalliga teil.

Tägliches Training am eigenen Automaten

Seit 2009 geht der Gerlinger Marek Parafianczuk bei den Victory Survivors auf Punktejagd. Was einen guten Dartspieler ausmache, das seien neben Technik vor allem starke Nerven, sagt er. „Wenn bei einem Spiel die ganze Kneipe gegen dich ist, dann ist das nicht ohne“, berichtet der 54-Jährige und fügt grinsend hinzu: „Und wenn die Gegner wissen, dass du Deutscher Meister bist, dann hast du schon mal einen psychologischen Vorteil.“ Ohne konsequentes Training geht nichts. Daher trainiert der Gerlinger jeden Tag mindestens eine halbe Stunde am heimischen Dart-Automaten. „Den habe ich mir für die gesammelten Siegprämien zugelegt“, verrät er stolz.

Die Coolness und technische Feinheiten schaut er sich schon mal beim „Premier League Darts“ ab. Die in Großbritannien, dem Mutterland des Präzisionssports, ausgetragene Turnierserie, bei der die weltweit besten Dartspieler antreten, erfreut sich auch in Deutschland steigender Popularität. „Das sind aber keine Menschen, das sind Maschinen“, sagt er schmunzelnd. Spielerisch kann er mit den Profis vielleicht nicht mithalten. Doch wie die Großen, allen voran sein Idol und 16facher Weltmeister Phil „The Power” Taylor, hat sich auch der Gerlinger einen Spitznamen zugelegt. Das sei in der Szene nämlich üblich. Seitdem ziert das Wörtchen „Anglik“, was aus dem Polnischen übersetzt so viel wie „Engländer“ bedeutet, die Brusttasche seines Spielhemdes. „Man hat mich früher so genannt, weil ich ständig englischsprachige Bücher gelesen habe“, erklärt er. Denn bevor es den aus dem schlesischen Kattowitz stammenden Mann kurz vor der Wende nach Deutschland verschlug, wollte er eigentlich in die USA auswandern.

Leichtere Pfeile bei der elektronischen Variante

Beim „Premier League Darts“ wie auch in der deutschen Dart-Bundesliga wird die klassische Version des Steel-Darts gespielt, bei der gänzlich auf elektronische Hilfsmittel verzichtet wird. Anders als beim E-Darts ist hier also Kopfrechnen angesagt. Ansonsten sind die Unterschiede eher gering. So dürfen bei der elektronischen Variante die Pfeile nicht mehr als 18 Gramm wiegen, während das zulässige Maximalgewicht beim Steel-Darts bei 50 Gramm liegt. Außerdem zählen beim E-Darts auch Treffer, bei denen der Pfeil nicht im Board stecken bleibt.

Die Karriere von Marek Parafianczuk als Dartspieler hat mehr aus einer spontanen Laune heraus als mit ernsten Absichten begonnen. Im Supermarkt an der Ecke legte er sich für einige Euro eine Dartscheibe zu und hängte sie aus Langeweile im Wohnzimmer auf. Nachdem er Gefallen an dem Geschicklichkeitssport fand, meldete er sich bei einem Hobby-Turnier an. Gleich bei seiner ersten Teilnahme spielte er einen Kontrahenten an die Wand. „Ich dachte mir damals, wenn ich ohne viel Übung gegen erfahrene Gegner gewinnen kann, was ist dann möglich, wenn ich mich richtig reinhänge?“ Der Bauschlosser blieb dabei und spielt jetzt Bundesliga.