Das Weihnachtsfest ist beendet, jetzt kommen die Freunde des Darts voll auf ihre Kosten. Bei der WM in London folgt an diesem Dienstagabend (20 Uhr/Sport 1) der Auftritt der großen Drei: Die einstigen Weltmeister Raymond van Barneveld, Phil Taylor und Michael van Gerwen treten nacheinander ans Oche.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

London - Die Stimmung im Alexandra Palace ist schon in der Vorrunde der Darts-WM wie beim Karneval. Das Bier fließt in Strömen. Die Zuschauer sind als Weihnachtsmänner, Superhelden oder Donald Trump verkleidet. Auch der Lärmpegel im Gebäude, das alle nur „Ally Pally“ nennen, erinnert an ein Volksfest. Während auf der Bühne die Spannung steigt, singt das angeheiterte Publikum „Stand up if you love the darts“ („Steht auf, wenn ihr Darts liebt“).

 

Raymond van Barneveld eröffnet den Darts-Abend

An diesem Dienstagabend bekommt die ohnehin schon aufgeheizte Meute in der 2500 Zuschauer fassenden West Hall dann so richtig Feuer: Drei Legenden des Darts treten hintereinander ins Rampenlicht. Los geht es um 20 Uhr deutscher Zeit, wenn der Niederländer Raymond van Barneveld auf Alan Norris, die Nummer 28 der Weltrangliste, trifft.

Einst hatte „Barney“ mit seinen Erfolgen an der Dartscheibe eine ganze Nation für einen Sport begeistert und sich in den Niederlanden so den Status einer Sportlegende erabeitet; in der ersten WM-Runde machte der Hüne aus Den Haag dann vor Weihnachten einen ganz starken Eindruck. Der 49 Jahre alte PDC-Weltmeister von 2007 besiegte den Engländer Robbie Green glatt und konzentriert mit 3:0. „Van Barneveld traue ich es sogar zu, der Nummer eins Michael van Gerwen gefährlich zu werden“, sagt der Sport-1-Experte Elmar Paulke, „auch aufgrund der Geschichte aus dem letzten Jahr, als er ihn im Achtelfinale ausschaltete.“

Phil Taylor trifft auf Kevin Painter

Nach „Barney“ tritt der 16-fache Weltmeister Phil Taylor ans Oche – sein Gegner heißt Kevin Painter, ist seinerseits ein alter Fahrensmann der Szene, und trägt den Kampfnamen „The Artist“. „Bei Taylor sagt mein Gefühl dagegen, dass ihm ein paar Prozent fehlen, um den ganz großen Wurf zu schaffen“, sagt der Experte Elmar Paulke. Der Rekord-Champion will künftig weniger Darts-Turniere bestreiten – dies kündigte der 56 Jahre alte Engländer während der WM in London an. „Ich will das jetzt alles genießen und es langsamer angehen“, erklärte Taylor.

Konkret bedeute das, dass er nur noch „die Events, für die ich mich qualifizert habe und bei denen ich eingeladen werde“, spielen wolle. „Ich will mich im Herbst meiner Karriere entspannen und mein Leben genießen“, sagte Taylor. Bei der seit 1994 stattfindenden WM der PDC hat der erfolgreichste Darts-Spieler 14 von 23 möglichen Titeln erobert. Auch bei den derzeit laufenden Titelkämpfen gilt Taylor als einer der Top-Kandidaten auf den Triumph. Seinen Gegner und Landsmann Kevin Painter hat er bereits fünf Mal bei dem Turnier besiegt – darunter 2004 im Finale.

„Mighty Mike“ van Gerwen will den WM-Titel

Im letzten Spiel des Abends tritt dann „Mighty Mike“ ans Oche. Michael van Gerwen, der 2014 mit 25 Jahren im „Ally Pally“ zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten wurde, spielt gegen den von der Kanareninsel Teneriffa stammenden Spanier Cristo Reyes und ist aktuell der Dominator des Darts. 25 Saisonsiege hat van Gerwen eingefahren, dennoch stichelt der Altmeister Phil Taylor gegen den Niederländer. „Seht euch seine Statistik im Ally Pally an“, erklärte Taylor: „Vier Mal ist Michael hier angetreten, ein Mal hat er gewonnen. Er hat eine 25-prozentige Chance auf den Titel. Mehr nicht.“ Tatsächlich hat es Michael van Gerwen in den vergangenen beiden Jahren nicht geschafft, den WM-Titel zu erobern. Den musste er beide Male dem Schotten Gary Anderson überlassen.