Den Schritt in die Steuerehrlichkeit gehen so viele Anleger wie nie zuvor. Sie wollen nicht riskieren, dass ihr illegales Sparmodell auffliegt. 35 000 Selbstanzeigen sind dieses Jahr bundesweit bei den Finanzämtern eingegangen, das ist Rekord im Reinen-Tisch-Machen. Die neuen Steuerstandards haben jede Menge Kundschaft in die deutschen Kanzleien getrieben. Der Sindelfinger Steuerexperte Markus Füllsack hat früher als Leiter der Straf- und Bußgeldstelle beim Finanzamt Stuttgart strafbefreiende Selbstanzeigen überprüft, heute verfasst er sie für seine Mandanten selbst. „Ich glaube, die wenigsten wissen, wie günstig sie davonkommen können“, sagt Füllsack, der in den letzten Jahren auch viele Rentner beriet. „Da sind dann meist weniger als zehn Prozent der Vermögenssumme weg“, doch die Befürchtungen seien vorab weit darüber hinausgegangen. „Wenn sie das gemacht haben, atmen viele auf“, sagt der Fachanwalt und weiß andererseits aber auch, dass die Finanzämter viel zu wenig Personal haben, um allen Steuerhinterziehern hinterherzuspüren. „In vielen Fällen reicht die Kapazität der Ermittler einfach nicht aus.“

 

Die Erleichterung spürt auch Ernst Seidel, es ist jetzt alles geregelt. Er hat mit seiner Frau ein Glas Sekt darauf getrunken. Ein paar Tausend Euro musste er an den Staat zahlen, das meiste haben sein Steuerberater und der Anwalt verdient. Sein Geld sei wieder weiß, sagt er und dass er sich die leckeren Makronen aus Luxemburg jetzt per Post schicken lasse.