Keine andere deutsche Metropole ist so aussichtsreich wie Stuttgart: Am Donnerstag kommt ein weiterer Höhepunkt hinzu: Zum Start ist das Bellevue ausgebucht, das fleischlose Kost im fast futuristischen Ambiente mit Weitblick bietet.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - „Cheese“ ruft der Fotograf beim Gruppenbild auf der Terrasse des neuen Restaurants Bellevue und überlegt sogleich: „Dürfen Veganer überhaupt Cheese sagen?“ Timo Kadner, der neue Küchenchef an diesem exponierten Platz mit Blick über die Skyline Stuttgarts bis zum Remstal, antwortet mit einem klaren Ja. „Ich mach ja auch veganen Käsekuchen“, sagt er. Auf die Namen komme es nicht so an, viel mehr auf das, was reinkommt.

 

Genügend Zeit zum Ausprobieren hat Kadner gehabt, der einst bei der Champions League für FC Barcelona und zuletzt im VfB-Clubrestaurant für die Stuttgarter Profis gekocht hat. Im Mai 2020, dies war der Plan, wollten die Betreiber des Perkins Park, also Alexander Scholz und Michael Presinger, mit ihrem Betriebsleiter Bjoern Boltz auf der anderen Straßenseite des Clubs das Bellevue eröffnen, das auf dem Gelände des abgebrannten Biergartens On Top als echter Hingucker entstanden ist. Die Pandemie hat dies verhindert. Am Feiertag geht es endlich los. Hier kommen Urlaubsgefühle auf. Die Nachfrage ist schon jetzt gewaltig. 286 Reservierungen für zwei Schichten im Inneren und auf der Terrasse hat Betriebsleiter Boltz angenommen. „Mehr geht unter Corona-Bedingungen nicht“, sagt er. Später wären 500 pro Tag möglich. Jetzt hofft er, dass am ersten Tag das Wetter mitspielt.

Der Neubau mit Aussicht nennt sich „Pavillounge“

Das halbrunde Bellevue mit viel Glas ist nicht nur dank der Fernsicht eine neue Attraktion des Killesbergs . Die Kuppelkonstruktion des Restaurants zieht mit seiner besonderen Ästhetik die Blicke an. Die Betreiber haben „einen siebenstelligen Betrag“, wie sie sagen, dafür ausgegeben. „Pavillounge“, so nennt sich der Neubau, eine Mischung aus Pavillon und Lounge ist’s. Der polnische Hersteller verkauft seine Erfindung weltweit für meist luxuriöse Gastronomie, als Strandbars oder als Gartenhäuschen für Menschen mit entsprechenden Grundbesitz. Die Stuttgarter Besitzer haben ein Fundament errichten lassen, eine Terrasse dazu gebaut, und draußen gibt es noch ein To-Go-Häuschen, der später auch noch Picknickkörbe verkauft. In einem Container nebenan befindet sich die Küche. Alle amtliche Genehmigungen dafür liegen nun vor, was zeitaufwendig gewesen ist, wie Michael Presinger berichtet.

Vorerst ist nur donnerstags bis sonntags geöffnet

Zunächst, bis sich alles eingespielt hat und bis genügend Personal gefunden ist, wird nur donnerstags bis sonntags bis jeweils 21 Uhr geöffnet. Auch frühstücken kann man am Wochenende hier. Später kommen die restlichen Werktage hinzu. Ausschließlich fleischlos kocht Timo Kadner. Dies nicht, um Nicht-Vegetarier und Nicht-Veganer bekehren zu wollen, sondern weil er es liebt, mit Gemüse kreativ zu überraschen.

Die Speisekarte, auf der sich bisher Gerichte wie vegetarische Maultaschen, Risotto mit Kräuterseitlingen oder Pasta mit getrockneten Tomaten und Kapern befinden, soll nach und nach ausgebaut werden. Fürs Biergartenpublikum gibt’s auch Pommes mit selbst gemachtem Ketchup. Die Pommes sind übrigens fast die einzigen Convenience-Produkte, die Timo Kadner in seine Küche lässt. Zum Kartoffelschnitzen fehlt ihm die Zeit, und angesichts der enormen Nachfrage zum Start auch die Zeit, um draußen die phänomenale Aussicht zu genießen.