Der Januar 2019 in Stuttgart ist viel zu nass. Nach heftigem Schneefall kommt sofort jede Menge Regen. Dass das Wetter außerdem einen politischen Beigeschmack hat, ist ein lustiger Zufall.

Stuttgart - Das Wetter schreibt manchmal nette Geschichten. Zum Beispiel die: In Stuttgart wurde vom 10. Januar an das Hoch Angela mit seiner polaren Kaltluft vom Tief Donald abgelöst. In der Politik wäre es uns andersrum mutmaßlich sehr viel lieber, so aber brachte uns Donald mit Unterstützung der Tiefs Eugen und Florenz erst mal eine hübsche Ladung Schnee sogar bis ganz runter ins Städtle. Am 12. Januar wurden an der Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Schnarrenberg vier Zentimeter der weißen Pracht gemessen. Aber noch ehe bubenhafte Väter mit glänzenden Augen den Hörnerrodel „Davos“ in den Tiefen von Keller oder Garage ermitteln konnten, ließ es Donald einen Tag später bei neun Grad so richtig regnen. Exakt 20,3 Liter pro Quadratmeter, das sind knapp 30 Prozent des Regens im gesamten Dezember 2018, der ein extrem nasser Wintermonat war.

 

Mit peinlich gut gelaunten Erziehungsberechtigen uncool Schlitten fahren

Vielen Kindern war das nasse Schmuddelwetter aber mutmaßlich recht, weil sie so nicht mit ihren peinlich gut gelaunten Erziehungsberechtigten zu so uncoolen Aktionen wie Schlittenfahren ins Freie mussten. Und auch die alten Geschichten, dass es früher noch richtige Winter gab, sind für die Kids verzichtbar. Danach wurde es zwar wieder kälter, aber für eine richtige Rodelei am Bismarckturm reichte es nicht mehr, obwohl an 16 von 31 Tagen eine Schneedecke am Schnarrenberg registriert wurde.

Insgesamt war der Januar in Stuttgart „etwas zu warm, viel zu nass und sehr wolkenreich“, erklärt DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller. Man kann auch sagen: Der erste Monat des neuen Jahres gab sich alle Mühe, die Wetterextreme von 2018 so schnell wie möglich zu kompensieren. War es im vergangenen Jahr meist extrem trocken, fielen im Januar 62,7 Liter Regen und Schnee pro Quadratmeter. „Das ist für einen Januar extrem nass“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Anders gesagt fielen im Januar bereits etwa elf Prozent der gesamten Regenmenge des vergangenen Jahres. Ziemlich trist ist dagegen die Ausbeute an Licht. Nur 37 Stunden Sonnenschein wurden im gesamten Monat gezählt, das sind 61 Prozent des langjährigen Mittels. Der 21. Januar war mit knapp sieben Sonnenstunden der mit Abstand freundlichste Tag. Verantwortlich dafür war ein Hoch namens Brigida, der böse Donald hatte sich da bereits verzogen. Ziemlich dunkel war es trotzdem, vor allem wenn man noch das vergangene Jahr mit seinen 2100 Sonnenstunden in Erinnerung hat.

Es gab 18 Tage mit Frost und sogar sechs Eistage

Relativ normal präsentierten sich dagegen die Temperaturen. Der Januar war mit 1,2 Grad im Schnitt nur ein halbes Grad milder als normal. Es gab 18 Tage mit Frost und sogar sechs Eistage, an denen es die Temperatur überhaupt nicht über die Null- Grad-Marke geschafft hat. Das fühlte sich dann schon ein wenig nach Winter an. Wetterrekorde gab es im Übrigen nur einen – und für den war, genau, natürlich Donald verantwortlich. 20,3 Liter Regen hat es an einem 13. Januar in Stuttgart noch nie gegeben.

Jetzt starten wir in den Februar, der gemeinhin als der kälteste Monat des Jahres gilt. Die Suche nach dem alten Davos-Rodel kann man also durchaus noch fortsetzen. Es gibt jedoch Anzeichen, dass sich jetzt erst einmal deutlich mildere Luft auf den Weg zu uns macht. Vor einem Jahr war das übrigens komplett anders. Da ließ eine eiskalte Strömung aus Nordost, Russenpeitsche genannt, die Stadt erstarren und die Wasserflächen zufrieren. Am 28. Februar wurden minus 12,8 Grad gemessen, der kälteste Tag des ganzen Jahres. Ob sich das wiederholt, kann man nicht sagen, im Moment ist eher ein Hauch von Vorfrühling in Sicht. Cabriofahrer können also schon mal ein bisschen mit den Füßen scharren, es sei denn Donald fegt noch mal tobend heran. Das kann man allerdings ausschließen, seine Zeit ist vorbei. Die neuen Tiefs heißen Laszlo, Martin und Oskar.