Das Camp Feuerbach soll zu einem Kinder- und Jugendhaus ausgebaut werden. Architekten sammelten am Wochenende mit Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Mitarbeitern Ideen und entwickelten Pläne.

Feuerbach - Für Architekt Peter Hübner ist das Planen und Bauen von Häusern auch Sozialarbeit. Vor allem wenn es wie bei diesem Bauprojekt darum geht, das einst von ihm selbst zur Unterbringung von Rucksacktouristen konzipierte Jugendcamp zu einem Kinder- und Jugendhaus umzubauen. Bei vielen seiner Vorhaben hat er die späteren Nutzer eines Gebäudes bei dessen Planung und Entstehung beteiligt. Auch der Jugendtreff an der Wiener Straße 317 ist so in den Jahren 1993/1994 entstanden. Die Arbeiten für die Betonmauer und das Holzskelett haben damals Fachunternehmen ausgeführt, aber an den Innenarbeiten beteiligten sich freiwillig Studenten und Jugendliche unter Leitung des damaligen Jugendhausvereins.

 

Zweitägiger Workshop mit Kindern und Jugendlichen

Auch der Workshop, der am Freitag und Samstag stattfand, verfolgt dieses Ziel. Die Architekten vom Büro „plus + bauplanung“ sammelten zunächst mit rund zehn Kindern und zehn Jugendlichen sowie mit den pädagogischen Mitarbeitern des Jugendtreffs am Triebweg und des Kinderhauses an der Mühlstraße Wünsche, Ideen und Vorschläge für das zukünftige Kinder- und Jugendhaus. „Es zeigt sich, dass sowohl die Jugendlichen als auch die Kinder jeweils getrennte Bereiche mit getrennten Eingängen bevorzugen“, zog Architekturprofessor Peter Hübner am Samstagnachmittag ein erstes Fazit. Gleichzeitig entwickelten die jungen Akteure mit den Architekten verschiedene Modelle. Am Samstagnachmittag wurden die vier Entwürfe der Arbeitsgruppen im Plenum besprochen und vorgestellt. Offen ist noch, wo das Kinderhaus am besten untergebracht wird.

Der Gemeinderat hatte bereits im Doppelhaushalt 2014/2015 Planungsmittel in Höhe von 200 000 Euro bereitgestellt, um mögliche bauliche Alternativen zu prüfen. Dass das jetzige Jugendtreff-Gebäude total erhalten werden könne, schloss Architekt Hübner aus. Der Jugendtreff entspreche, was den Brandschutz, die Energievorschriften und die Barrierefreiheit angehe, nicht den heutigen Bestimmungen.

„Ein Teil muss wahrscheinlich abgerissen werden“, sagte auch Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, neulich am Rande einer Veranstaltung auf Nachfrage unserer Zeitung. Doch durch diesen Teilabriss könne möglicherweise Platz für einen neuen Bauteil geschaffen werden. „Die Nutzung des Jugendtreffs war ursprünglich als ein reines Sommercamp geplant“, erklärte Kelle weiter.

Das Camp muss von Grund auf saniert werden

Wintertauglich waren die Räume noch nie: „Richtig schlimm ist es im Saal im Erdgeschoss. Obwohl die Heizung Tag und Nacht läuft, bekommt man trotzdem kalte Füße“, sagte der Hausleiter Benjamin Seidl bei dem Treffen im Camp Feuerbach. Aber auch sonst zieht es durch die Ritzen des über 20 Jahre alten Gebäudes. Durch manchen Spalt kann man problemlos ins Freie spicken. Das ist kein Wunder: In dem Gebäude seien circa 300 geschenkte Fenster und Isolierglasscheiben verbaut worden, berichtete Hübner. Für den Architekten, der auch die Jugendhäuser in Stammheim und Wangen gebaut hat, steht fest: „Das Haus muss von Grund auf saniert werden.“ Das trifft auch auf den Bereich zu, in dem es am 13. Mai 2011 gebrannt hat. Unbekannte Täter hatten ein Sofa angezündet, das im Außenbereich des Camps direkt unter den Büroräumen stand. „Aber diesen Teil zu sanieren, dürfte kein Problem darstellen“, meint Architekt Lukas Brenner.

Das Gebäude steht auf einem Regenrückhaltebecken

Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist der Untergrund: Denn das heutige Jugendcamp steht auf einem Regenwasser-Rückhaltebecken. Beim damaligen Bau nutzte Hübner den kreisförmigen Wasserspeicher als Fundament für seine Jugendcamp-Konstruktion und setzte die Betonmauer des Jugendtreffs exakt auf die Außenwand des Regenrückhaltebeckens. So bekam das Camp seinen burgartigen Charakter und seinen Namen: das Haus auf der Mauer.

„Heute würde man dafür gar keine Baugenehmigung mehr bekommen“, sagte Architekt Olaf Hübner, der ebenfalls als Architekt tätige Sohn von Peter Hübner. Er schlägt dennoch vor, an der Gebäudeform und dem Haus auf der Mauer festzuhalten: „Die Struktur ist so flexibel, dass wir das Gebäude umnutzen können“, meinte Olaf Hübner bei dem Treffen. Angedacht ist, den Camp-Bereich auf etwa 40 Plätzen, zu verkleinern. Denkbar wäre zudem, das Haus Richtung Wiener Straße zu öffnen und Spielbereiche für Kinder zu schaffen.

„Es war der Wille aller Beteiligten, den Jugendtreff und das Kinderhaus zusammenzuführen“, sagte Marcus Moreno, Bereichsleiter bei der Jugendhausgesellschaft. Die Vorplanungen für das Projekt seien aufgrund der schwierigen baulichen Situation schwieriger als gedacht gewesen. Das zeitliche Ziel sei nun, das Projekt für den kommenden Doppelhaushalt vorzubereiten. Ein weiterer zweitägiger Workshop soll Anfang März stattfinden.