Die StZ blickt in die Adelshäuser aus aller Welt. Heute: Jordanien mit seinem sehr volksnahen Königspaar Adbullah II und Rania.

Die Krone
Amman - Bei seiner Krönung 1999 trat Abdullah II. in Generalsuniform auf, wuchtige goldfarbene Epauletten auf den Schultern, die Brust behängt mit Orden, die Hände in weißen Handschuhen und auf dem Kopf eine blaue Schirmmütze. Königin Rania trug ein langes graugrünes Seidenkleid und ein mit Diamanten besetztes Diadem im Haar.

Das Wappen
An der Spitze steht die Krone, durchwebt und gerahmt von purpurrotem Samt. Zwei Flaggen rechts und links symbolisieren den arabischen Aufstand gegen das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg. Der Adler im Zentrum steht für Macht, Gewandtheit und Eleganz. Das Bronzeschild mit Schwertern, Pfeil und Bogen soll die Bereitschaft symbolisieren, Wahrheit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Auf den drei gestickten Inschriften darunter steht "Abdullah II., König des Haschemitischen Königreiches Jordanien, der Allah um Hilfe und Unterstützung bittet".

Der Stammbaum
Das Haschemitische Königshaus führt sich mehr als 43 Generationen zurück bis zum Propheten Mohammed. Seine Herrscher lebten im Hejaz auf der arabischen Halbinsel und galten bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein als die "Hüter der beiden Heiligen Moscheen" in Mekka und Medina. Erst in den 1920er Jahren wurden sie von König Abdul Aziz Ibn Saud, dem Begründer des modernen Saudi-Arabiens, besiegt und vertrieben. Der jetzige jordanische König Abdullah II. hat vier Brüder und sechs Schwestern. Sein Vater ist König Hussein, der viermal verheiratet war. Hussein regierte Jordanien von 1952 bis zu seinem Tod 1999.

Die Politik
Jordanien ist eine konstitutionelle Monarchie. Dennoch hat Abdullah II. in allen Staatsfragen das letzte Wort. Er ist Oberbefehlshaber des Heeres und Chef der Außenpolitik. Er ratifiziert alle Gesetze und kann den Premierminister ernennen und entlassen. Das 110-köpfige Parlament ist weitgehend machtlos. Der König kann die Volksvertretung jederzeit auflösen, was er in zehn Jahren zweimal getan hat.

Das Schloss
Auf dem Anwesen hoch über Amman ist der Raghadan-Palast der älteste Bau. Hier residierte der Urgroßvater Abdullah I., der erste Herrscher des nach dem Ersten Weltkrieg neu geschaffenen Emirates Transjordanien, dem Vorgängerstaat des Königreichs. Der "große Palast", wie er im Volksmund heißt, wurde 1926 errichtet und 1983 nach einem Brand restauriert. Hier werden alle Staatsgäste empfangen. Der prächtige Basman-Palast mit seinen Kupferkuppeln und gemeißelten Bögen wurde 1950 gebaut. Marmor und Mosaiken schmücken Böden und Wände. Dieses Schloss enthält die Büros des Königs und seiner Mitarbeiter sowie anderer Mitglieder der Familie. Königin Rania hat ihre Arbeitsräume im "kleinen Palast" al-Sagheer.

Die Liebe
Rania lernte Abdullah II. 1991 auf einer Party von Freunden in Amman kennen. Zwei Jahre später heirateten die beiden. Sie haben vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter. 2004 ernannte der König seinen damals zehnjährigen Sohn Hussein zum Kronprinzen. Königin Rania wurde am 31. August 1970 als Tochter palästinensischer Eltern in Kuwait geboren und ging in dem Golfstaat zur Schule, bevor sie 1987 zum Studium der Betriebswirtschaft an die Amerikanische Universität Kairo wechselte. Nach der Invasion von Saddam Hussein wurde die Familie 1991 zusammen mit Hunderttausenden von Palästinensern aus Kuwait vertrieben, weil sich der damalige PLO-Chef Jassir Arafat auf die Seite des Iraks geschlagen hatte.

Die Skandale
Skandale dringen nie nach außen, auch wenn die Bevölkerung gerne über die angeblichen Liebesaffären in der Königsfamilie tuschelt. Die größten Spannungen im Herrscherhaus gab es 1999, als der todkranke König Hussein völlig überraschend seinen Bruder Hassan überging und seinen politisch unerfahrenen Sohn Abdullah zum Nachfolger ernannte. Hassan war offenbar kurz vor dem Thronwechsel in Ungnade gefallen. Seine Frau soll bereits Innenarchitekten mit der Neugestaltung des Palastes beauftragt haben, während Hussein in der Klinik lag.

Die Stars
Abdullah II. schlüpft gerne in andere Rollen. Als junger Mann war er Fan der Serie "Star Trek". Einmal durfte er sogar als Statist in einer Folge mitspielen. In seinen ersten Jahren als König machte er durch spektakuläre Inkognito-Aktionen von sich reden, mit denen er die Probleme seines Landes erkunden wollte. Einmal verkleidete er sich mit einem zotteligen Bart als Bettler. Getarnt als Journalist fuhr er in die Freihandelszone von Zarqa und hörte sich die Klagen von Geschäftsleuten an. Als er seine Identität offenbarte, umringte ihn am Ende eine jubelnde Menschenmenge.

Die Devotionalien
Vom Königspaar gibt es in Jordanien nirgendwo Devotionalien zu kaufen, und nur an wenigen Stellen in Amman sind große Poster von Abdullah II. aufgehängt. Das Königshaus meidet jeden Personenkult und bemüht sich um eine bescheidene und bürgernahe Ausstrahlung. Der Verkaufsschlager ist momentan das Kinderbuch von Königin Rania, "Der Tausch der Pausenbrote" - eine Parabel für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen im Nahen Osten. Das Kinderbuch ist in Arabisch und Englisch erschienen. In den USA schaffte es sogar den Sprung in die Bestsellerliste der "New York Times".