In Ludwigsburg, Esslingen und Herrenberg ist die Tageskarte für den kommunalen Nahverkehr ein Erfolg. Waiblingen ist die dritte Kommune im Kreis, die auf Einzeltagestickets für drei und Gruppentagestickets für sechs Euro setzt.

Nahverkehr - Die Stadt Waiblingen will das bereits in mehreren Städten der Region erfolgreich getestete Stadtticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einführen. Eine entsprechende Empfehlung hat jetzt der Planungsausschuss einstimmig an den Gemeinderat gegeben, der am 21. November noch seinen Segen für die von Oberbürgermeister Andreas Hesky bei der Haushaltseinbringung angekündigte Verbesserung im städtischen Verkehrsangebot geben muss. Von 1. April an wird es dann, so wie bereits in Ludwigsburg, Esslingen und Herrenberg, ein für das gesamte Stadtgebiet gültiges Tagesticket für drei Euro und ein Gruppentagesticket für maximal fünf Personen zum Preis von sechs Euro geben. An fünf Samstagen im Jahr sind Fahrten im Stadtverkehr komplett gratis, das Angebot soll bereits mit dem ersten Adventswochenende beginnen.

 

Die Tickets gelten bis morgens um Sieben

Die Vorteile des Stadttickets gegenüber den Regeltickets hat Dirk Dietz, der VVS-Abteilungsleiter Tarif, ausführlich erläutert. Im Regelfall kostet das Ticket für eine Fahrt im Stadtgebiet 2,50 Euro. Der Bürger bezahle also fünf Euro für die Hin- und Rückfahrt. Schon damit lohne sich das Tagesticket. Falls der betreffende ÖPNV-Nutzer aber an dem Tag noch mal unterwegs sei, wären bislang wiederum fünf Euro fällig, die künftig ebenfalls durch das Tagesticket obsolet würden. Noch größer wird der Effekt für Familien oder Gruppen von bis zu fünf Personen, die alle mit einem Fahrschein für sechs Euro durchs Stadtgebiet fahren können. Und noch ein Schmankerl gibt es bei diesem Angebot der VVS an die Kommunen obendrauf: Die Stadttickets gelten bis zum darauffolgenden Morgen, 7 Uhr.

Die finanzielle Kehrseite der Stadtfahrkarte-Medaille: Das Angebot ist natürlich nicht umsonst zu haben. Laut der Kostenkalkulation, die sich an den Zahlen des bereits 2018 in Ludwigsburg gestarteten Pilotprojekts orientiert, führt das Stadtticket für den VVS zu Mindereinnahmen von 280 000 Euro pro Jahr, welche die Stadt finanzieren muss. Die im Waiblinger Verbesserungspaket außerdem vorgesehenen fünf kostenfreien ÖPNV-Samstage kosten weitere 7500 Euro. Für das Jahr 2020 ergibt sich für Waiblingen damit ein Zuschussbedarf von 217 500 Euro, bei ganzjähriger Gegenrechnung von 2021 an steigt dieser auf 287 500 Euro.

VVS bremst weitere Begehrlichkeiten

Andererseits beinhaltet das zwischen Stadt und VVS ausgehandelte Paket auch das Ende der bisherigen Bezuschussung des Ein-Zonen-Vierer-Tickets und des 14-Uhr-Junior-Tickets. Damit ergibt sich eine Ersparnis seitens der Stadt von gut 80 000 Euro pro Jahr. Wobei einzelne Räte gerne alle beide Modelle gehabt hätten. Das allerdings, so sagte der VVS-Tarifexperte, widerspreche der Maßgabe, die Tarifstruktur zu vereinheitlichen. Außerdem sei ein Überangebot an Nachlässen – das gelte auch für den im Gremium geäußerten Wunsch nach weiteren kostenfreien Sonn- oder Samstagen – denjenigen Kunden nicht vermittelbar, die Zeitkarten bezahlten und von solchen Sonderangeboten nicht profitierten.

So scheiterte denn auch ein Zusatzantrag der neu formierten Agtif-Fraktion (Grünalternative plus Tierschutz), die insgesamt sieben Freifahrtage erreichen wollte. Die Empfehlung an den Gemeinderat für das ausgehandelte Verbesserungspaket fiel dann am Ende einstimmig aus. Auch wenn SPD-Rätin Christel Unger zunächst größere persönliche Bedenken geäußert hatte: „Da muss ich ja den ganzen Tag in Waiblingen herumfahren, damit sich das lohnt. Mir persönlich bringt des nix.“ Ganz anders lautete dann das Schlusswort von Alfonso Fazio (Agtif), nachdem in der Sitzung auch noch zusätzliche Sitzbänke an sieben Waiblinger Bushaltestellen beschlossen worden waren: „So viele richtig grüne Entscheidungen – heute gehe ich glücklich nach Hause.“