Gerlingen ist nicht gerade das berühmteste Anbaugebiet im Land, dennoch darf sich Familie Volz rühmen, das erste Bio-Weingut aus dieser Stadt zu sein! Aus einem einfachen Grund: Ohne Chemie fühlt sich die Familie im Weinberg besser.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Das Problem am Umweltschutz oder dem Gegenteil davon: Es ist eine abstrakte Angelegenheit. Wenn ich mit dem Flugzeug in die Ferien fliege, dann empfängt mich dort nicht gleich der Klimawandel. Und wenn ich meine alte Erdölheizung gegen Geothermie austausche, schneit es nicht plötzlich wieder an Weihnachten. Dabei wären solche Wechselwirkungen für die Rettung des Planeten geschickt. Das zeigt das folgende Beispiel: Michael Volz hat seinen Besenbetrieb bereits vor zehn Jahren auf Öko umgestellt, weil er Vater wurde. Wenn im Weinberg gearbeitet wurde, musste das Kind mangels Betreuungsalternativen mit – und dort, wo der Nachwuchs spielte, wollte Michael Volz nicht mehr mit Chemie herumspritzen.

 

Auch Obstanlagen und Ackerbau sind auf Bio umgestellt

Die Weinlaube im Brückle kann nun immerhin souverän als erstes Bioweingut Gerlingens für sich werben. In dritter Generation betreibt die Familie Volz den Weinbau schon, auch die Obstanlagen und der Ackerbau werden seit Ankunft der vierten Generation ökologisch bewirtschaftet. Dass sich der schonendere Umgang mit der Natur meist in der Qualität der Produkte bemerkbar macht, zeigt sich auch in dieser Besenwirtschaft. Die pilzresistente Sorte Solaris kommt bei den Gästen besonders gut an – wegen ihres fruchtigen Aromas, das mit einer Kräuternote, frischer Säure und einem kräftigen Körper ausbalanciert wird. Solche Wechselwirkungen machen den Umweltschutz doch ganz konkret.

Das Urteil der Weinrunde

Harald Beck Ein deutlicher geschmacklicher Fortschritt gegenüber Proben von dieser Sorte von früher. Etwas undefiniert bleiben die Aromen, zwischen fruchtig und derb. Aber allemal besentauglich.

Michael Weier Die Fruchtaromen sind hier zunächst schwer zu erkennen. Aber mit seiner Opulenz und der kräutrigen Note macht mir der Wein Spaß. Für fünf Euro ist das eine Menge Geschmack.

Holger Gayer Man sollte diesen Wein sehen als das, was er ist: ein Außenseiter. Mit seinem undefinierbaren Aroma wird dieser Solaris wohl kaum mehrheitsfähig werden. Muss er aber auch nicht. Von mir aus darf er in seiner Nische bleiben.

Der Service zum Wein

2018er Solaris trocken, 5 Euro, Weinbau Volz, Im Brückle 3, Gerlingen, 0 71 56/ 2 22 46.

www.imbrueckle.de.