Das Stuttgarter Weinquartett Piemontkirsche im Glas: Ein Nebbiolo aus Württemberg

Das Wein-Quartett stellt jede Woche einen Wein vor, heute ist die Unterland-Spezialist Holger Gayer an der Reihe. Er hat einen Nebbiolo aus dem Referenzjahrgang 2018 verkostet und meint: Das ist Mon Chérie für Fortgeschrittene.
Stuttgart - Es mag paradox klingen, wenn man an diesen trüben Tagen von traumhaften Aussichten schwärmt. Doch wer das vor den Toren Heilbronns gelegene Wengerterdorf Flein parallel zum dort fließenden Deinenbach verlässt, sieht nach ein paar Hundert Metern auf der linken Seite einen kleinen See, auf der rechten den Neubau eines Weinguts. Martin Albrecht hat sich dort vor gut zwei Jahren niedergelassen und einen Ort geschaffen, der nicht nur den Ansprüchen eines pragmatischen Winzers entspricht, sondern dem Besucher auch einen wunderbaren Blick gönnt. Wenn der Lockdown es wieder zulässt, kann man durch die Panoramafenster seines Probierraums die Schönheit der sanft geschwungenen Weinberge genießen – und sich gleich noch einen dort hergestellten Tropfen einverleiben. Solange das nicht möglich ist, empfehle ich die beschriebene Wanderung oder Radtour dennoch. Den passenden Wein kann man sich ja vorher schicken lassen.
Der Nachfolger vom legendären Robert Bauer
Ich rate zu Albrechts 2018er Nebbiolo. Bereits zehn Jahre zuvor hat der Nachfolger des legendär-berüchtigten Robert Bauer die im Piemont berühmt gewordene Rebsorte gepflanzt. In Württemberg dürften die zehn Ar von Albrecht damit zu den ältesten (und nach wie vor sehr seltenen) Flächen zählen, auf denen die Art von Trauben reift, die auch dem Barolo seinen unverkennbaren Charakter gibt.
Albrechts Nebbiolo ist beeindruckend. Tiefviolett im Glas, nach dem Schwenken herrliche Kirchenfenster malend: So empfängt er den Genießer mit einem Geruch von dunkler (Piemont-)Kirsche und aromatischem Pfeifentabak. Im Mund gesellt sich ein Pflaumenaroma dazu, das begleitet wird von kräftigen Tanninen. Martin Albrecht selbst nennt den 2018er den „Referenzjahrgang, der zeigt, was geht“. Im Fall seines Nebbiolos geht viel – und zwar noch lange. „Trinkreife bis circa 2030“, meint Albrecht. Wohl dem, der dann noch ein Fläschle davon hat.
Das Urteil der Weinrunde
Harald Beck Wenn ich mich recht erinnere, hat Flein ein Stadion. Als das neu war, gab es kaum Schatten, aber viel Sonne beim Zehnkampf. In Erinnerung an jenen halben Sonnenstich glaub ich gern, dass da so südkräftige Tropfen gedeihen.
Kathrin Haasis Geduld wird bei diesem Wein mit Sicherheit belohnt. Im Moment überwiegen noch die Tannine, wobei der Duft nach dunklen Beeren und die pfeffrige Würze schon jetzt betören. In einem kalten Winter ein erwärmender Tropfen!
Michael Weier Bei der Suche nach einem gewohnten Geschmacksbild bin ich ohne Erfolg geblieben. Aber die Suche war sehr genussvoll. Leichte Würze vom Syrah, etwas Schokolade – und viel Reifepotenzial.
Der Service zum Wein
2018er Nebbiolo,
18,50 Euro, Weingut Martin Albrecht, Flein, Telefon 0 71 31 / 25 16 62.www.martin-albrecht-weingut.de
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