Wolfgang und Elisabeth Grupp stehen für die Firma Trigema – und für traditionelle Werte. Wie lebt das Burladinger Unternehmerpaar? Und welche Pläne hat es für seine beiden Kinder?

Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Burladingen - Es gibt nur eine reetgedeckte Villa in Burladingen. Eine weiße Mauer und ein 25 000 Quadratmeter großer Garten trennen das Wohnhaus vom gegenüberliegenden Betriebsgelände der Firma Trigema. Der Butler, stilecht mit weißen Handschuhen, bittet ins holzvertäfelte Wohnzimmer. Das Unternehmerpaar Wolfgang und Elisabeth Grupp erscheint leicht verspätet zum Interview, er wie stets im feinen Anzug, sie im rosa Kleid.

 
Frau Grupp, wie lernt eine steirische Baronesse einen schwäbischen Textilfabrikanten kennen?
Elisabeth Grupp Wolfgang und ich sind uns zum ersten Mal 1986 in meiner Heimat begegnet. Er war damals zur Auerhahnjagd in der Steiermark, und mein Vater, der ebenfalls eine Jagd besitzt, lud ihn zu einer Tasse Kaffee auf unsere Terrasse ein. Wir sind uns also eher zufällig begegnet.
Herr Grupp, warum waren Sie seinerzeit ein Junggeselle?
Wolfgang Grupp Mit Anfang 40 war für mich die Vorstellung, verheiratet zu sein, noch ein Albtraum! Ich war also nicht reif für die Ehe. Kurz darauf aber, als ich bei jungen Damen nicht mehr wagte, mein wahres Alter zu nennen, wusste ich, dass es nun an der Zeit war, eine Partnerin fürs Leben zu finden. Es war für mich immer klar, dass, auch wenn ich beruflich Erfolg hatte, ich privat versagt hätte, wenn ich mich der Aufgabe, Verantwortung für eine Familie zu übernehmen, nicht gestellt hätte. Ich hielt nach einer Frau Ausschau, die meinen Vorstellungen entspricht: Sie sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch intelligent sein und viel Familiensinn haben – sie sollte ja die Mutter meiner Kinder werden. Elisabeth erfüllte diese Kriterien perfekt!
Aber sie war 24 Jahre jünger als Sie.
Wolfgang G. Das war beabsichtigt, denn ich wusste, dass beispielsweise eine 30-jährige Juristin aus Düsseldorf kaum bereit gewesen wäre, zu mir nach Burladingen zu kommen. Bei unserer Hochzeit war Elisabeth eine junge Dame, die noch die Offenheit besaß, sich voll auf das Eheabenteuer mit mir einzulassen.
Elisabeth G. Ich war zwar jung, aber nicht naiv. Zwei Jahre lang prüfte ich, ob meine Vorstellungen und seine Vorstellungen vom Leben zusammen passen – immerhin studierte ich seinerzeit in Graz Medizin. Wolfgang ließ nicht locker, er stand ja gewissermaßen unter Zugzwang. Er schaffte es, mir ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Ich spürte, dass er der Mann ist, mit dem ich tatsächlich bis zum Ende meiner Tage zusammenbleiben will – und nun sind wir 28 Jahre verheiratet  . . . 
Wolfgang G. . . . es sind bereits 29 Jahre . . .
Elisabeth G. . . . jedenfalls dürfte mittlerweile feststehen, dass wir zueinander passen.
Warum harmonieren Sie so gut?
Wolfgang G. Weil ich seit unserer Hochzeit das Regiment an meine Frau abgegeben habe. Das verschafft mir ein friedvolles Dasein.
Elisabeth G. Das behauptet mein Mann gerne, aber selbstverständlich stimmt es nicht. Wir respektieren uns gegenseitig und sind beide kompromissbereit. Mal gebe ich nach, mal er.
Wer entscheidet bei wichtigen Fragen?
Wolfgang G. Ich gebe sicherlich öfter die Richtung vor, aber bestimme nicht, sondern begründe. Elisabeth ist eine kluge Frau, sie lässt sich mit guten Argumenten überzeugen.
Sie haben Ihre Tochter und Ihren Sohn nach der Grundschule auf ein Internat geschickt. War auch diese Entscheidung einvernehmlich?
Elisabeth G. Ja. Wolfgang und ich haben selbst Internate besucht, wir wussten also aus eigener Erfahrung, dass es gut ist, wenn ein Kind von zuhause rauskommt. Wir haben für Bonita und Wolfgang junior nach intensiver Suche ein englisches Internat in der französischen Schweiz ausgewählt. Dort werden Schüler aus etwa zehn Nationen unterrichtet. Das internationale Flair hat unseren Kindern viel gebracht, bis heute halten die Freundschaften zu ihren ehemaligen Mitschülern.
Den Anfang in einem Internat im Ausland stelle ich mir für einen Zehnjährigen schwierig vor.
Elisabeth G. Natürlich hatten unsere Kinder arges Heimweh. Und es war nie leicht, wenn wir uns nach gemeinsamen Urlauben wieder voneinander verabschieden mussten. Aber das gehört dazu. Letztendlich ist es wie bei allem: Man muss die Vorteile und die Nachteile abwägen. Nach dem Abitur durften Bonita und Wolfgang junior fünf Jahre lang in London in völliger Freiheit studieren. Anschließend sind sie als starke Persönlichkeiten nach Burladingen zurückgekehrt.
Haben Ihre Kinder immer alles, was Sie von ihnen verlangten, klaglos akzeptiert, selbst während der Pubertät?
Wolfgang G. Wir standen bei ihnen hoch im Kurs, weil wir ja meistens nicht diejenigen waren, die etwas verbieten mussten. Im Internat wurden strikte Vorgaben gemacht, deshalb konnten wir umso großzügiger sein. Bonita und Wolfgang haben sich immer gefreut, wenn wir als Familie vereint waren. Deswegen haben wir die Kämpfe, die andere Heranwachsende oftmals mit ihren Eltern ausfechten, nie erlebt.