In schwierigen Zeiten zeigen in der Region Leonberg viele Menschen Einsatz und Bürgersinn, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski zum Jahresende.

Was bleibt, wenn wir aus lokaler Sicht auf das Jahr 2022 blicken? Fangen wir mit dem Guten an, was in diesem Fall eine Reaktion auf das Böse ist. Unzählige Menschen haben sich für die Opfer des russischen Angriffs auf die Ukraine engagiert. Beispielhaft seien die Aktionen in Gerlingen und Leonberg kurz nach Kriegsbeginn genannt, bei denen Sachspenden gesammelt wurden. Bei beiden war der Andrang so groß, dass die Helfer bisweilen bei der Annahme kaum nachkamen.

 

Der Kampf um Christoph 41

Großes Engagement zeigten die Menschen auch bei ihrem – man muss es so nennen – Kampf für den Verbleib des Rettungshubschraubers Christoph 41 am Krankenhaus Leonberg. Ehrenamtliche Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, THW und DRK sammelten 28 000 Unterschriften, Mediziner betonten die dringende Notwendigkeit der schnellen Rettungswege, Lokalpolitiker starteten Initiativen. Am Ende nutzte alles nichts: Die grün-schwarze Landesregierung zog ihre Linie knallhart durch.

Das hat zwei Effekte: Die Distanz zwischen der Bürgerschaft und der Politik wird noch größer, als sie ohnehin schon ist. Und der zweite, in der öffentlichen Diskussion weniger erörtert, aber nicht minder von Gewicht: Der nun wahrscheinliche Abzug des Rettungshubschraubers schwächt den Krankenhausstandort Leonberg und damit auch den gesamten Klinikverbund Südwest.

Und schon wieder taucht das Schreckgespenst der Klinikschließungen auf. Dabei hat die Coronakrise gezeigt, wie wichtig kleinere Häuser sind. Deren Sicherung wird eine der zentralen Aufgaben des Managements und der Kommunalpolitik sein. Die aber ist der Bundespolitik de facto ausgeliefert.

Ein Geschmäckle bleibt

Ein Blick auf 2022 wäre unvollständig, würde nicht die verfahrene Situation an der Stadtspitze in Leonberg erwähnt. Das Zerwürfnis zwischen dem Oberbürgermeister und seiner Stellvertreterin ist hinlänglich bekannt. Dass Martin Georg Cohn jetzt zudem wegen des rabattierten Kaufs eines Aston Martin in die Schlagzeilen gerät, macht es nicht leichter. Dass ein sozialdemokratischer OB in einer Krisenphase seine Freizeit in Luxusautos verbringt, ist zwar formal in Ordnung. Ein Geschmäckle aber bleibt.