Der Dezember bescherte Stuttgart seit langen mal wieder ein paar Tage Schnee – und kurz danach zum Finale einen Wärmerekord.

Manchmal denkt man ja, dass einen am Wetter nichts mehr überraschen kann. Kann es doch. Und wie. Der Dezember begann in Stuttgart noch so, wie man es jetzt so langsam kennt. Von Winter keine Spur und gerade so kühl, dass Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt besser passt als Rosé. Mehr aber auch nicht, die Schneeschaufel zu Hause hat seit Jahren Rost an der Stahlkante und das wird auch so blieben. Dachte man zumindest.

 

Immerhin eine Schneedecke von sechs Zentimeter

Wie man sich doch irren kann. Vom 8. Dezember an zapfte das Tief Zora, im Zusammenspiel mit Hoch Julian und Tief Annika feuchte Polarluft an. Es wurde kälter und aus Regen leichter Schneefall, der immerhin für eine bis zu sechs Zentimeter hohe Schneedecke an der Messstation Schnarrenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) reichte. Kleine Kinder sahen zum ersten Mal im Leben Schnee, Eltern suchten im hintersten Winkel des Kellers nach dem Rodel, der irgendwo dort seit Jahren verstauben muss. Vom 13. bis zum 18. Dezember legte sich Dauerfrost über die Stadt.

Grüne Weihnachten zum zwölften Mal in Folge

Zeitweise wurde es sogar richtig kalt, bis zu minus elf Grad am Morgen des 18. Weihnachten war nicht mehr weit, würde tatsächlich die ersten weißen Weihnachten seit elf Jahren in Stuttgart geben? Natürlich nicht. In der letzten Adventswoche kletterten die Temperaturen täglich, der wenige Schnee verschwand selbst in den hoch gelegenen Stadtteilen nach zwei Tagen und an Heilig Abend war das Tauwetter in vollem Gang und es gab die zwölften grünen Weihnachten nacheinander, ein Novum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Aber zumindest gab es zuvor einen Hauch von Winter im Advent, der dann aber radikal durch eine südwestliche Luftströmung verscheucht wurde und das Pendel auf die andere Seite schwingen ließ. 19,1 Grad an Silvester – das gab es noch nie. Diese Wärme war der höchste jemals in Stuttgart gemessene Wert im Dezember und das am letzten Tag. Höchst ungewöhnlich, genauso wie die Temperaturspanne von 30 Grad innerhalb von ein paar Tagen – da wackelt so mancher Kreislauf, der ja durch diverse Weihnachtsvöllereien eh angezählt ist.

„Insgesamt war der Dezember 0,4 Grad zu warm, es gab nur etwa 75 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags und es fehlen knapp zwölf Sonnenstunden zum vieljährigen Mittel“, bilanziert DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller den letzten Monat des Jahres, 2022, der vor allem durch seine extremem Ausschläge in Erinnerung bleiben wird.