Das Zapata muss unerwartet schließen: Stuttgart verliert damit erneut eine wichtige Spielstätte für kleinere und mittlere Konzerte - und die lokale Live-Szene wird weiter eingeschränkt.

Stuttgart - Ohne Frage, die Stuttgarter Clublandschaft wurde pünktlich zum neuen Jahr gut durchgeschüttelt. Aber mal ehrlich: Wird sie das nicht jedes Jahr? Wäre es sonst nicht langweilig? Zugegeben, gerade herrscht unter nicht wenigen Stuttgartern die Wahrnehmung, dass „alles“ zumacht. Als ersten Club traf es das Speakeasy. Dass die Location zwei Wochen später als Cue wiedereröffnete und gut angelaufen ist, wird offenbar verdrängt. Kurz darauf folgte das KimTimJim. Und am Donnerstag kracht der nächste Donnerschlag über das Stuttgarter Nachtleben herein, dem man am liebsten den Donner-Song aus dem Film „Ted“ entgegenschreien möchte: Das Zapata schließt. Und zwar schon am Freitag.

Der langjährige Macher Javier Arévalo, ein nimmermüdes und lebensfrohes Energiebündel, das auf so ziemlich jeden Beat tanzt, bestätigt die Gerüchte, die bereits am Mittwochabend durch die Datenleitungen jagten. „Bedauerlicherweise stellt das Zapata zum 1. März seinen Betrieb ein. Ursache ist die Verweigerung der Stadt Stuttgart, die Betriebsgenehmigung von Sonntag 23:00 Uhr bis Donnerstag 19:00 Uhr zu erweitern. 
Der beabsichtigte Kulturbetrieb an diesen Tagen wurde somit verboten“, erklärt er.

Dazu muss man wissen: In den vergangenen Jahren bot das Zapata eine perfekte Bühne für Konzerte von kleineren und mittleren Acts. Durch die Schließung des Zapata werden die Möglichkeiten der lokalen Live-Szene nun weiter eingeschränkt - und diese hat schon die Schließung der Röhre vor gut einem Jahr hinnehmen müssen. Der Clubbetrieb am Wochenende lief schon seit vielen Jahren nicht mehr gut; nur noch punktuell bei Groß-Events, wie zuletzt mit Loco Dice, war das Zapata auf dem Screen der Szenegänger. Seitdem das Angebot in der Innenstadt nach der Jahrtausendwende gewachsen ist, bewegen sich die Nachtschwärmer überwiegend innerhalb des Cityrings. Locations außerhalb dieses Zirkels - wie das Zapata in S-Nord - haben es seit Jahren schwer oder zumindest schwerer.

 

Eine Stuttgarter Ära geht zu Ende

Aber das Betriebsverbot an Werktagen ist nicht Arévalos einziger Kritikpunkt an der Stadtverwaltung. Seiner Aussage nach wurden „Sondergenehmigungsanträge auf Veranstaltungen, die zum Beispiel an Abenden vor Feiertagen stattfinden sollten, vom Amt für öffentliche Ordnung gar nicht oder zu spät bearbeitet“. Alles in allem wurde ihm so die geschäftliche Grundlage entzogen, meint er. Die planerische und wirtschaftliche Sicherheit sei dahin gewesen. Das wiederum führte zu Differenzen mit dem Vermieter, der Firma Wizemann. „Obwohl die Prognosen für 2013 durchaus positiv sind, ist Wizemann nicht bereit, von der Kündigung der Räume abzusehen.“ Stuttgart verliere seiner Ansicht nach nicht nur einen „großartigen Partyclub, sondern auch eine international renommierte kulturelle Einrichtung.“

Nicht nur Arévalo hat jetzt Sorgen. Auch zahlreiche Veranstalter müssen unerwartet nach neuen Läden für geplante Events suchen, zum Beispiel die Berliner Künstler- und Konzertagentur Four Artists, die am 27. April Fritz Kalkbrenner im Zapata aufspielen lassen wollte. „Ich arbeite an der Verlegung, diese wird am Montag bekannt gegeben“, bestätigt Florian Hauss von Four Artists.

Ohne Zweifel wird mit der Schließung des Zapata eine langjährige Ära der Stuttgarter Nachtkultur beendet.

Die Kult-Location eröffnete einst im ehemaligen Südmilch-Gelände (heute Ufa-Palast) und war dort mitunter ein beliebter Treffpunkt der Lokalprominenz aus Politik und Gesellschaft. Der ehemalige OB-Kandidat Rezzo Schlauch (Grüne) tanzte zum Beispiel sehr gerne dort. Nach dem Abriss zog man in die angestammten, multifunktionalen Räumlichkeiten am Hallschlag und war Ende der 1990er mit tausenden Besuchern im Monat der House-Club schlechthin in Stuttgart. Zuletzt war das Zapata immer wieder im Gespräch, weil Stars wie Lady Gaga, Jamiroquai oder Seeed dort - für ihre Verhältnisse – in intimer Atmosphäre die Live-Qualitäten ihrer neuen Songs testeten.