Der erfolgreiche britische Maler David Hockney wird achtzig Jahre alt. Sein Markenzeichen sind strahlende Farben. Sein Motiv heißt Somme, Sonne, Swimmingpools.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Für manche ist es das Paradies: ewiger Sommer, der Himmel blau, die Sonne heiß. Und dann: Eintauchen in das kühle Nass des Pools, in dem sich die Palmen spiegeln. Für den Maler David Hockney, der im kühlen England groß geworden ist, war Kalifornien wie eine Offenbarung. Um ihn junge Männer, die sich nackt auf dem Handtuch aalten, gebräunte Beach-Boys, die ihren gut gebauten Körper durchs Wasser treiben ließen. David Hockney hatte sein Motiv gefunden: Sommer, Sonne, Swimmingpools.

 

„Bademeister“ wird der englische Künstler deshalb auch gern genannt. Diese Poolbilder sind es, die Hockney bekannt gemacht haben, auch wenn sie keineswegs so gefällig sind, wie das Motiv zunächst vermuten lässt. Die ewig sonnige Welt der Schwimmbecken, Duschen und Rasensprinkler wirkt eigenwillig leblos. Die weißen Farbspritzer auf der Wasseroberfläche, die satten Farbflächen wollen immer auch daran erinnern, dass es sich um Malerei handelt. Hockney entwickelte einen eigenwilligen Stil mit poppigen Farben und stilllebenhaft erstarrten Szenen, bei denen es ihm um nichts anderes als die Malerei geht, die Gestaltung von Oberfläche – und nicht um eine Bedeutung hinter den Motiven. „Nur wenn man die Illusion herausstreicht, kann ein Gemälde wirklichkeitsgetreu werden“, pflegt Hockney zu sagen.

Nun wird der erfolgreiche Maler achtzig Jahre alt. Längst sind die Zeiten vorüber, als der Strahlemann aus Nordengland in die schwule Community von Kalifornien eintauchte. Im Jahr 2000 zog Hockney in seine englische Heimat Yorkshire zurück, mit deren Natur er eng verbunden war. Hier wurde er am 9. Juli 1937 geboren, und letztlich zog es ihn immer zurück in die Heimat, wo der Vater, ein Hobbymaler, schon früh sein Talent gefördert hatte. Im sonnenverwöhnten Kalifornien stand Hockneys Garten immer in Blüte, in Yorkshire erlebt man die Jahreszeiten dagegen intensiver. Und weil ihm das Licht am frühen Morgen das liebste ist, macht sich der alte Herr heute oft schon um fünf oder sechs Uhr auf den Weg, um die Wälder von Yorkshire zu malen.

Zu schön für zeitgenössische Kunst?

Als er bei einem seiner Ausflüge feststellen musste, dass Waldarbeiter „seine“ Bäume absägten, war er zunächst verärgert, dann aber entdeckte er die Stämme gestapelt am Wegesrand. So konnte er weiterhin Bäume malen, nur eben horizontal. Heute gehört Hockney zu den erfolgreichsten britischen Malern, obwohl er sich nie einer Schule oder einem Stil verschrieben hat, sondern immer wieder neue Wege einschlug und weiterhin gern experimentiert – ob mit Polaroids, dem Faxgerät oder inzwischen auch mit dem iPad. Für eine Videoarbeit montierte er einmal auch mehrere Kameras auf einen Landrover und fuhr im Frühling, Sommer, Herbst und Winter einen Waldweg in Yorkshire entlang.

Die Kritik hat Hockney mitunter vorgehalten, dass seine Bilder allzu schön und lebensbejahend seien. Die dunklen Seiten menschlicher Erfahrung scherten ihn offensichtlich nicht. Hockney hat sich von solchen Anwürfen nie beirren lassen: „Ich finde die Vorstellung, dass man Bilder für fünfundzwanzig Leute in der Kunstwelt macht, verrückt und lächerlich“, erklärte er einmal im Fernsehen. Das weiß sein Publikum durchaus zu schätzen.

Als die Tate Britain in London ihm Anfang des Jahres eine große Einzelschau zum Achtzigsten widmete, bestätigte der große Andrang wieder einmal, was David Hockney ein großes Anliegen ist: dass Kunst für alle da sein sollte.