Mit DAZN hat sich ein weiterer Anbieter in der ersten Liga der Fußballübertragungen etabliert. Der Streamingdienst verdoppelt nun aber zur neuen Saison seine Preise, was den Finanzdruck der Branche verdeutlicht.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Fußballkommentatoren in adretten Anzügen oder Sofaecken in grellen Fernsehstudios sind ihnen ein Graus – lieber setzen die Macher aus der neuen Streamingwelt des Profifußballs auf nüchterne Spielanalysen via digitaler Taktiktafel – oder auf Statistiken aus der Online-Datenbank. Seit vergangener Saison immer freitags und sonntags bei sämtlichen Partien der Bundesliga als exklusiver Liveberichterstatter am Ball, hat der Sportsender DAZN eigene Maßstäbe gesetzt. Und dies nicht nur mit seiner schnörkellosen, faktenorientierten Attitüde.

 

Auch wenn allein der Name des auf jung getrimmten Senders den Fans einiges Kopfzerbrechen bereitet (sprich: „da soun“, steht für: „in der Zone sein“ – „konzentriert und komplett fokussiert sein“), so ist längst klar: DAZN hat es in Deutschland in Sachen Liveerlebnis Fußball in einem beeindruckenden Tempo ins Rampenlicht geschafft.

Plötzlich ist das Abo doppelt so teuer

Jetzt aber greifen die Fußballmacher auch ihren Bestandskunden kräftig in den Geldbeutel: Die Kosten für ein Monatsabonnement verdoppeln sich, steigen von 14,99 auf 29,99 Euro. Der günstigste Vertrag für ein Jahr kostet jetzt 274,99 statt 149,99 Euro. Kurz vor dem Wochenende wurden die Kunden schriftlich informiert – eine Stellungnahme dazu gab es zunächst nicht.

Im Jahr 2016 war man noch aus einer Außenseiterposition, quasi als Geheimtipp für Sportnerds, gestartet. „Wir sind angetreten,um den Sport zu demokratisieren und im Internet allen verfügbar zu machen“, erklärte der Marketingchef Benjamin Reininger über die Anfangsjahre.

Kaum noch Spitzenfußball im Free-TV

Inzwischen hat man der Konkurrenz längst Beine gemacht. Der Rivale Sky ist in der Bundesliga auf den Samstag zurückgedrängt worden. In der Champions League ist er komplett raus, genauso wie bereits seit 2018 die Öffentlich-Rechtlichen, denen – dem Rundfunk-Staatsvertrag sei Dank – in der Königsklasse live immerhin noch das Endspiel geblieben ist.

Bereits im Februar musste die Fußballgemeinde im Land, egal ob alter Bundesliga-Haudegen oder online-affiner Sportfreak, einen herben Rückschlag verkraften: Denn die sukzessive Preissteigerung bei DAZN, das einmal mit einem Monatsabonnement für 9,99 Euro gestartet war, ging weiter: 29,99 Euro – dies entspricht dem Preis des Konkurrenten Sky – mussten Neukunden künftig bezahlen. Jetzt sind auch die Stammkunden dran.

Während DAZN auf die diversen Zusatzangebote wie American Football, Darts, Boxen, Auslandsfußball sowie über die Partnerschaft mit Eurosport auch auf die Rechte am Tennis und an der Tour de France verweist, steht auf der anderen Seite fest: Livespiele im Fußball haben sich in Deutschland noch einmal wesentlich verteuert. Also steht die Frage im Raum: Wann wird die Branche die Preisspirale überdrehen?

Schließlich wird dem Fan immer mehr zugemutet: Wer auch künftig sämtliche Spiele der Bundesligisten auf nationalem wie internationalem Parkett per TV-Sender oder Streamingdienst sehen will, der benötigt die vier Abonnements von Sky, DAZN, Amazon Prime Video (zeigt 16 Champions-League-Partien mit deutscher Beteiligung) und RTL+ (zeigt ausgewählte Spiele der Europa League). Diese kosten auf dem klassischen Weg im rabattierten Jahresabo jetzt zusammen 703,75 Euro, was Monatskosten von 58,65 Euro entspricht.

Gastwirte bezahlen deutlich mehr. Allerdings sind Kneipiers oder Betreiber von Sportsbars DAZN und Co. im Zuge ihrer Unternehmensstrategie schon länger ein Dorn im Auge. Schließlich müssen zur Refinanzierung der teuren Übertragungsrechte zig Millionen an privaten Abos verkauft werden. Gemeinsames Fußballgucken an nur einem Bildschirm stört da nur.

Die Senderechte sind teuer

So hat sich der Finanzdruck zuletzt kontinuierlich erhöht auf eine Branche, die sich in den vergangenen Jahren einen riesigen Verdrängungswettbewerb geliefert hat: Mehrere Milliarden Euro soll allein DAZN, das keine Kundenzahlen veröffentlicht, über die Jahre in Senderechte im weltweiten Fußball investiert haben. Neben Deutschland,Österreich und der Schweiz ist man auch in Italien, Kanada, Japan, Brasilien und in den USA aktiv. Zwar gehört DAZN über eine Londoner Beteiligungsfirma dem in der Ukraine geborenen Milliardär Leonard Blavatnik, der mit Öl- und Aluminiumfirmen reich wurde und der laut „Forbes“ über ein Vermögen von rund 20 Milliarden Dollar verfügt, dennoch soll sich das DAZN-Investment am Ende auch auszahlen.

Dabei läuft es im deutschen Profifußball aus Sicht der Sender alles andere als rund: In der Bundesliga hielt sich die Spannung im Titelrennen mal wieder in Grenzen – immerhin haben die TV-Macher mit Freude registriert, dass mit dem FC Schalke 04 und Werder Bremen zwei Traditionsclubs in die erste Liga aufgestiegen sind. Das bedeutet potenzielle neue Kundschaft.