Der Streamingprimus Netflix hat Konkurrenz von mächtigen Konzernen bekommen. Aber einer von denen hat das Filmgeschäft wohl ganz falsch eingeschätzt.

New York - Jetzt werde es ganz hart werden für Netflix, prophezeiten Wirtschaftsanalysten, als vor einigen Jahren Großkonzerne ins Streaminggeschäft einstiegen. Hart ist der weltweit boomende Markt, auf dem alle ganz groß mitmischen wollen, fraglos geworden. Aber nun gibt wohl nicht der immer noch börsennotierte, aber unabhängige Marktführer Netflix klein bei, sondern der erste der Großkonzerne. Nach US-Medienberichten bahnt sich ein Megadeal an, von dem bekannte Sender wie HBO, CNN und das Hollywood-Studio Warner Bros. betroffen wären. Der Telekommunikationsriese AT&T verhandelt demnach über eine Fusion seiner Sparte WarnerMedia mit dem TV-Konzern Discovery, melden der Finanzdienst Bloomberg und das „Wall Street Journal“.

 

Raus hier mit Schulden

Dass Tech-Giganten und Telekommunikationsriesen sich ganze Studios und Streamingdienste kaufen oder frisch hochziehen, um ihre eigene Infrastruktur auch mit eigenem Content zu füllen, schien angesichts des steten Aufstiegs von Netflix vielen Beobachtern und Beratern eine Prachtidee zu sein. Also zahlte AT&T für WarnerMedia im Jahr 2018 mehr als 80 Milliarden Dollar, wofür der Konzern sich hoch verschulden musste. Dem „Wall Street Journal“ zufolge könnte die Sparte in einem Discovery-Deal nun mit 50 Milliarden Dollar (gut 41 Mrd Euro) samt Schulden bewertet werden.

Dieser dramatische Wertverlust zeigt, dass man bei AT&T nicht einfach strategisch die Interessen und Schwerpunkte verlagert. Die Aufgabe der Ambitionen, ein gleichberechtigter Player auf dem Markt von Netflix, Disney, Amazon, Apple und anderen zu sein, hat einen Aspekt von heilloser Flucht. Mit Geld, Technologien und großen Rechtsabteilungen ist es auf dem Streamingmarkt eben nicht getan. Man braucht eigene kreative Konzepte, gute Spürnasen für Trends und hohe Frustrationstoleranz.

Alles kann noch scheitern

Die neue Firma – die dann selbst wieder eine ganz neu einzuschätzende Macht im Kampf um Streamingabonnenten würde – soll laut Informationen des „Wall Street Journal“ von Discovery-Chef David Zaslav geführt werden. Ob der derzeitige Chef von WarnerMedia, Jason Kilar, an Bord bleibe, ist demnach unklar. Der Deal könne aber auch noch scheitern, schränkten die Quellen ein.

Zu WarnerMedia gehören neben HBO, CNN und Warner Bros. auch weitere Sender wie TNT. Discovery fokussiert sich bisher auf Doku-Formate mit Sendern wie Animal Planet und Food Network. WarnerMedia ist mit dem Streaming-Angebot HBO Max in den USA präsent, lizenziert Filme und Serien aber auf vielen ausländischen Märkten an Konkurrenten. Das gilt nicht mehr als tragfähiges Geschäftsmodell für einen Spitzenplatz in der Streamingwelt. Der Nachrichtensender CNN, der in den USA im Kabelfernsehen zu sehen ist, erlebte einen Aufschwung im vergangenen Jahr mit dem Wahlkampf ums Weiße Haus. Zuletzt gingen die Zuschauerzahlen aber wieder zurück.