Die Schulen müssen ihre Alarmtechnik nachrüsten. Fragt sich, ob Städte und Gemeinden die Lasten dafür zu tragen bereit sind, meint Rüdiger Bässler.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Jeder irrtümlich ausgelöste Amokalarm an einer Schule zieht weitreichende Folgen nach sich. Zu den unmittelbarsten zählen verängstigte Kinder und Jugendliche, von denen manche, das zeigt die Erfahrung, später psychologischen Beistand benötigen. Dazu gesellen sich frustrierte Polizeibeamte, die wegen gebrochener Erdkabel oder falsch bedienter Telefone ihre persönlichen Ressourcen verschwendet sehen.

 

Nicht weniger beunruhigend sind die unsichtbaren Wirkungen der Kette von Fehlalarmierungen in Baden-Württemberg, die vor allem durch fehleranfällige Technik immer länger wird. Alarmierungen, die immer wieder ins Leere laufen, müssen auf Dauer die Spannkräfte von Schulverantwortlichen und Einsatzkräften erlahmen lassen; sie sind ein schleichendes Gift. Man stelle sich vor, eines schlimmen Tages tritt wirklich wieder einmal ein Amoktäter auf den Plan, und keiner will’s ernsthaft mehr glauben.

In der Technik liegt Abhilfe. Die neuen, mit den Polizeidienststellen verbundenen so genannten Gefahren-Reaktions-Systeme, die aktuell in Hessen getestet werden, könnten die Vergeudung von Steuergeld, um die es letztlich ja auch geht, eindämmen. Das bedeutet zugleich, dass bisherige Alarmsysteme, obwohl sie erst wenige Jahre alt sind, aufgerüstet werden müssen. Das freiwillig und unter Aufbietung weiterer Haushaltsmittel zu tun, werden keinesfalls alle Städte und Gemeinden bereit sein. Seit wie vielen Jahren wird, nur zum Vergleich, schon über die Digitalisierung von Klassenzimmern geredet, und wie erbarmungswürdig wenig hat sich getan. Das Land wird also einen gut gefüllten Fördertopf öffnen müssen, wenn es die Öffentlichkeit vor weiteren sinnlosen Amokeinsätzen bewahren will.