Der Treffpunkt Rotebühlplatz ist ein Ort, an dem die Stadtgesellschaft zusammenkommt - defensive Architektur passt eigentlich nicht ins Bild des offenen Hauses. Das sah auch die VHS Stuttgart, die nach einer Reportage unserer Zeitung handelte und die Spikes entfernen ließ.

Manche Interventionen im öffentlichen Raum sind so alltäglich oder subtil angelegt, dass sie kaum auffallen. Auch, wenn sie in ihrer Formgestaltung äußerst auffällig sind. So wie zum Beispiel die spitzen Spikes auf den Heizungen am Treffpunkt Rotebühlplatz. Im Eingangsbereich des VHS-Gebäudes in Stuttgart-Mitte ragten jahrelang spitze Formationen, die an ein Comic-Gebirge erinnerten, in die Höhe. Sie sollten Menschen davon abhalten, sich auf den wärmenden Untergrund zu setzen. Bis vor ein paar Wochen war der Anblick dieser Spikes so normal, dass er überhaupt nicht aufliel, erzählt VHS-Pressesprecherin Cornelia Merk, die mit großem Erstaunen den Artikel in unserer Zeitung über menschenfeindliche Architektur las.

 

Die Spikes passen nicht zur VHS

"Wir haben die Spikes mit ihrer defensiven Wirkung im Alltag gar nicht mehr richtig wahrgenommen", erzählt die Stuttgarterin, die wie viele ihrer Kolleg:innen überrascht war, dass sich im sonst so offenen Gebäude defensive Maßnahmen befinden. Denn die Spikes stehen im krassen Gegensatz zum restlichen Gebäude und der Philosophie der VHS, wie Merk sagt: "Der Treffpunkt Rotebühlplatz mit seiner offenen und einladenden Architektur soll nicht ausgrenzen, sondern die Stadtgesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt zusammenführen."

Wie gut und gerne der Treffpunkt Rotebühlplatz von der Stadtgesellschaft angenommen wird, sieht man an einem gewöhnlichen Vormittag. Menschen strömen ins Gebäude, viele Bänke auf den drei Stockwerken sind besetzt, manche lesen ruhig in einer Ecke, andere treffen sich mit Freund:innen zum gemeinsamen Mittagessen im Rudolfs, einer inklusiven Kantine, die auch im VHS-Haus untergebracht ist. Das offene Haus, das für Austausch, Partizipation und inklusive Begegnung steht und defensive Architektur auf der anderen Seite - das passt eben so gar nicht zusammen. Das erkannten auch Merk und ihre Kolleg:innen, die schnell handelten.

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"Eine Signalwirkung ganz entgegen unserer Überzeugungen"

"Wir haben uns bei der Stadt Stuttgart dafür stark gemacht, dass die Spikes im Eingangsbereich entfernt werden, da sie eine Signalwirkung ganz entgegen unseren Überzeugungen entfalten", so Merk. Der Treffpunkt Rotebühlplatz ist ein städtisches Gebäude und somit müssen alle Veränderung im Hinblick auf die Ausstattung mit der Landeshauptstadt Stuttgart abgestimmt werden. Nachdem grünes Licht vom Liegenschaftsamt kam, wurden die Spikes demontiert. Doch woher kommen sie überhaupt? Merk ist sich nicht sicher, vermutet aber, dass die Spikes auf den Heizkörpern aufgrund ihrer begrenzten Tragfähigkeit angebracht wurden und ein Schulprojekt waren.