Die EU-Kommission will Härte demonstrieren, wählt dafür aber den falschen Zeitpunkt, kommentiert StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Eigentlich ist die Sache ja ganz einfach. Die Gesamtverschuldung Italiens wird nicht sinken, sondern in diesem und im nächsten Jahr auf etwa 135 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP, Bruttoinlandsprodukt) steigen. Und dies, obwohl die Maastricht-Kriterien nur eine Quote von höchstens 60 Prozent vorsehen. Kein Wunder, dass die EU-Kommission nun ein Defizitverfahren gegen das Land einleiten will. Dem steht freilich entgegen, dass Italien schon bei der Gründung der Eurozone vor 20 Jahren ein Defizit von 120 Prozent aufwies und nur deshalb aufgenommen wurde, weil sich niemand eine Wirtschafts- und Währungsunion ohne dieses europäische Kernland vorstellen wollte. Bei der Neuverschuldung liegt Italien gegenwärtig mit 2,3 Prozent durchaus im Rahmen (drei Prozent).