Deggingen Die Frau, die den Mönchen folgte

Als Wallfahrtssekretärin koordiniert Birgit Gairing von der Wallfahrt bis zur Trauung alle Termine im ehemaligen Kapuzinerkloster Ave Maria. Früher waren dafür Kapuzinermönche zuständig, die in einem Kloster neben der Kirche lebten.
Göppingen - Kein Mönch mehr weit und breit. Leer sind die Bänke im holzgetäfelten Refektorium. Ein paar Gräber vor der Kirche erinnern noch an die 90 Jahre, in denen die Kapuziner das Sagen im 300 Jahre alten Kloster neben der Wallfahrtskirche Ave Maria bei Deggingen hatten. Doch diese Zeiten sind vorbei. „Das war ein riesen Umbruch im vergangenen Jahr“, sagt Birgit Gairing.
Sie muss es wissen. Denn die 54-Jährige ist seit Mai die neue Wallfahrtssekretärin des ehemaligen Klosters und hat hautnah mitbekommen, wie die Bevölkerung auf den Wegzug der Mönche reagiert hat. „Das Telefon stand anfangs nicht still“, erzählt Birgit Gairing. Viele Anrufer wollten wissen, ob die Gottesdienste weiter stattfinden würden. Ob die Wallfahrten weiter angeboten würden. Und die Führungen. Und Trauungen.
Eng mit dem Wallfahrtsort verbunden
Gairings Antwort: „Alles geht so weiter wie zuvor.“ Nur, dass jetzt nicht ein Mönch für die Koordinierung aller Termine zuständig ist, sondern zum ersten Mal in der Geschichte des Klosters eine Frau. „Inzwischen haben sich die Menschen daran gewöhnt“, sagt Birgit Gairing. Und sie selbst auch: „Ich fühle mich absolut wohl hier“, sagt die drahtige Frau.
Birgit Gairing ist eng mit dem Wallfahrtsort Ave Maria verbunden. „Ave war für mich immer etwas Besonderes“, erzählt die Reichenbacherin, die in direkter Nachbarschaft zum Kloster aufgewachsen ist. Gerne erinnert sie sich an ihre Kindheit, als sie mit ihren Eltern „ziemlich oft“ zum Gottesdienst den Weg hinauf zur Wallfahrtskirche am Hang fand. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, wenn sie an die vielen Weihnachtsgottesdienste denkt, die sie dort erlebt hat. „Die silbernen Sterne von damals werden auch heute noch verwendet“, sagt Birgit Gairing und schwelgt in Kindheitserinnerungen.
Garing war sofort Feuer und Flamme für die Stelle
Auch später als Jugendliche war sie regelmäßig bei den Gottesdiensten dabei. Ihren Mann Rolf heiratete sie vor 31 Jahren in der Wallfahrtskirche, dort also, wo sich ihre Eltern bereits das Jawort gegeben hatten. Und ihr erster Sohn Johannes ministrierte sehr lange in dem Gotteshaus. Kein Wunder also, dass sich Birgit Gairing sofort um die Stelle der Wallfahrtssekretärin bewarb, als diese Anfang dieses Jahres ausgeschrieben wurde.
Nun haben die Menschen also eine Frau statt eines Mönchs als Ansprechpartner. Und ihre Aufgaben? Birgit Gairing koordiniert die Termine für Trauungen und große Wallfahrten. Sie stellt Heiratsurkunden aus und bereitet Gottesdienstpläne vor. Auch fünf Kirchenführer hat die patente Frau unter ihren Fittichen. Dazu betreut sie das kleine Klosterlädle, in dem Besucher Kerzen oder auch Klosterhonig kaufen können. Und das alles bei einer 50-Prozent-Stelle. „Ich lebe mit Listen und Plänen“, sagt sie und lächelt.
Selbst für 2021 stehen schon viele Termine fest
Zwei große Din-A-4-Kalender für die kommenden zwei Jahre liegen auf ihrem Schreibtisch bereit. Wenn sie darin blättert, finden sich in der Hauptsaison zwischen Mai und September an den Wochenenden für das Jahr 2020 nur noch ein paar wenige Termine, die etwa für eine Trauung in der Wallfahrtskirche frei sind. Auch für das Jahr 2021 stehen schon einige Hochzeitstermine fest. Und die großen Wallfahrtstermine sowieso. Wie etwa die Motorradwallfahrt, die immer am letzten Samstag im April stattfindet. Dann ist der große Parkplatz unten am Fuß des Hügels voll mit Motorrädern, die von Pater Flavian für die Saison gesegnet werden.
Dass Birgit Gairing sich so gut als Wallfahrtssekretärin eingearbeitet hat, liegt unter anderem auch daran, dass sie bereits seit elf Jahren beruflich mit Ave Maria zu tun hat. Denn seit dieser Zeit hat sie eine 20-Prozent-Stelle im Pfarramt in Reichenbach im Täle. „Dadurch habe ich viel mit Ave Maria zusammengearbeitet“, erzählt die Wallfahrtssekretärin. So war ihr selbst ihr jetziges Büro nicht fremd. Dort fanden nämlich früher die Besprechungen mit den Kapuzinern statt.
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