Die Steelers aus Bietigheim haben am Samstagabend ihren größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert. Der Eishockey-Zweitligist schlug die Kassel Huskies mit 5:2, ist damit Meister – und steigt in die DEL auf.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Kassel - Die Helme lagen wild verstreut auf dem Eis, die Handschuhe ebenfalls – die Spieler und Funktionäre der Steelers aus Bietigheim lagen sich am Samstagabend glückselig in den Armen und feierten den größten Erfolg in der knapp 30-jährigen Vereinsgeschichte: den Aufstieg in die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Die Steelers hatten im fünften und entscheidenden Play-off-Finalspiel die Kassel Huskies auf deren Eis mit 5:2 (1:1, 0:1, 4:0) besiegt, sich damit zum fünften Mal zum Zweitliga-Meister gekrönt und sich das Aufstiegsrecht gesichert. Erstmals seit 2006, so war es zwischen DEL und DEL 2 vereinbart worden, gibt es wieder eine sportliche Verzahnung zwischen dem Ober- und Unterhaus im deutschen Eishockey. „Wir haben es verdient zu gewinnen“, freute sich Steelers-Stürmer Norman Hauner, der zum besten Spieler der Play-offs gekürt worden war, „wir sind in der gesamten Play-off-Serie über die volle Distanz gegangen – keine Ahnung, wo wir die Energie hergenommen haben, auch dieses Spiel wieder zu drehen.“

 

Das Team von Trainer Danny Naud hatte in der Finalserie gegen die Hessen einen 0:2-Rückstand aufgeholt, es stand 2:2, das Spiel am Samstag in Kassel musste die Entscheidung bringen. Norman Hauner brachte die Gäste in Führung (8.), Stephan Tramm glich für die Huskies aus (15.) und im zweiten Drittel wollten die Kasseler nach dem 2:1 von Vincent Saponart (27.) auf die Siegerstraße einbiegen. Doch nicht der Aufstiegsfavorit triumphierte, sondern die Steelers. Hauner glich aus zum 2:2 (46.), Evan Jasper traf zum 3:2 (49.) und erneut Hauner schraubte das Ergebnis auf 4:2 (55.). Nachdem die Huskies Torhüter Jerry Kuhn vom Feld genommen hatten, machte Tim Schüle mit dem Treffer ins leere Tor zum 5:2 den Aufstieg der Steelers klar (59.). „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, sagte Goalie Leon Doubrawa, „ich stand plötzlich im Tor, und nun sind wir Meister geworden.“

Lesen Sie hier: So kämpften die Steelers um die DEL-2-Lizenz

Der erst 19 Jahre alte Torhüter war nach der Verletzung von Stammkraft Jimmy Hertel im zweiten Viertelfinalspiel gegen die Löwen Frankfurt ins kalte Play-off-Wasser geworfen worden und erledigte seine Aufgabe mit Bravour. „Meine eigene Leistung war mir nicht so wichtig“, meinte Doubrawa, der bislang nur für die Junioren im Einsatz war, „Hauptsache, wir haben gewonnen.“ Steelers-Urgestein Rene Schoofs war mächtig beeindruckt, wie sich der Teenager präsentiert hatte. „Ich ziehe den Hut vor ihm“, sagte der 36-Jährige. Und selbstverständlich erhielt Trainer Danny Naud während der ungezügelten Feierlichkeiten irgendwann noch die obligatorische Dusche mit der Eisbox.

Lesen Sie hier: So machte Trainer Danny Naud das Team fit

Es war eine bemerkenswert turbulente Saison für die Steelers mit einem Ende, wie es im Herbst 2020 noch wenige vermutet hätten. Zu Saisonbeginn verweigerte die DEL 2 dem Club die Lizenz, erst nachdem zusätzliche Sponsorengelder herangeschafft werden konnten, erhielten die Bietigheimer das Startrecht. In der Runde musste der Club zweimal in Corona-Quarantäne, rappelte sich immer wieder auf und belegte nach der Hauptrunde Platz vier. Trotz der Ausfälle von wichtigen Spielern wie Nikolai Goc, Brett Breitkreuz und Torhüter Hertel kämpften sich die Steelers durch die Play-offs, eliminierten im Viertelfinale die Löwen Frankfurt mit 3:2 in der Best-of-five-Serie sowie im Halbfinale den EHC Freiburg ebenfalls mit 3:2. In der Finalserie fiel dann auch noch Torjäger Riley Sheen aus – anscheinend machte das die Steelers noch verschworener und verbissener, des große Ziel, von dem der Club seit Jahrzehnten träumt, zu erreichen: den Aufstieg in die DEL. „Die Mannschaft hat über alle Spiele Willen, Charakter und Kampfgeist gezeigt“, freute sich Geschäftsführer Volker Schoch, „ich bin sehr stolz auf alle.“ Der Manager muss nun bis Dienstag die Unterlagen für die Lizenzierung an die Liga einreichen, dann prüft die DEL neben den wirtschaftlichen auch die logistischen Voraussetzungen. Es ist die letzte Hürde, die die Bietigheim Steelers noch überspringen müssen, um beim geplanten Ligastart am 9. September auf Erstliga-Eis stehen zu dürfen.