Trüffelbauern aus Frankreich, Italien und Spanien bekommen Konkurrenz. Australien rückt beim Trüffelanbau in die Weltspitze vor. Sein Vorteil ist seine geografische Lage.

Perth - Mit Wein versucht Australien der Konkurrenz in Europa schon seit 200 Jahren auf die Pelle zu rücken und belegt heute weltweit den vierten Platz unter den Produzenten. Ein paar Bauern aus dem gerade mal 4500 Einwohner zählenden Städtchen Manjimup südlich der westaustralischen Stadt Perth machen sich nun auf, Spanien, Frankreich und Italien im Geschäft mit den teuren „schwarzen Diamanten“ den Rang abzulaufen. Die Rede ist von einem Pilz, der stinkt wie der Jungenumkleideraum nach dem Sportunterricht und nach dem Feinschmecker in aller Welt lechzen: der schwarze Perigord-Trüffel.

 

„Ich bin überzeugt, dass Australien in der nahen Zukunft zum führenden Trüffel-Exporteur der Welt heranwachsen wird“, sagt der Trüffelbauer Nigel Wood. Für das Jahr 2020 peilen die etwa 300 Truffieres auf dem fünften Kontinent eine Produktion von 20 Tonnen an. Das ist mehr als Frankreich mit seinen geschätzten 15 bis 19 Tonnen jedes Jahr aus dem Boden holt und etwa ein Drittel der Produktion in Spanien. Die europäischen Zahlen sind etwas unzuverlässig. Die Franzosen leiden schon länger unter schwindender Produktion wegen des Klimawandels. So mancher französische Perigord, stammt laut Experten in Wirklichkeit aus einem der Nachbarländer.

Der Markt für Trüffel boomt weltweit

Australien, das vor etwa 20 Jahren mit dem Anbau begann, stößt in einen boomenden Weltmarkt vor. In Singapur lassen sich die Leute sogar Trüffel auf ihre Pommes frites hobeln. Weltweit steuert der Trüffelumsatz auf satte sechs Milliarden US-Dollar zu.

Der fünfte Kontinent ist gut im Geschäft, weil es seine geografische Lage auf der südlichen Halbkugel geschickt nutzt. Wenn in Europa Winter herrscht, schwitzt Australien im Sommer. Die Trüffelbauern von Manjimup ernten ihre „Diamanten der Erde“, wenn es in Europa keine gibt. Frische Trüffel gibt es nun in aller Welt fast das ganze Jahr, sofern die Produzenten das Transportproblem lösen können. Doch etwa zwei Wochen nach der Ernte fängt die Delikatesse an, ihre Qualität zu verlieren, selbst bei optimaler kühler Lagerung.

Die größten Konkurrenten sind die Chinesen

Australiens Trüffelbauern fürchten trotz ihres Wettervorteiles einen Konkurrenten ganz besonders: China. Denn während in Australien ein hoher Kapitalaufwand für die Pflanzung von Eichen und Haselnussbäumen nötig ist (die braucht man als Symbiosepartner des Pilzes) und noch mehr Geduld bis zur ersten Ernte nach rund acht Jahren, wachsen im Reich der Mitte Trüffel wild in Hülle und Fülle. Der wichtige Unterschied: Chinas Trüffel fehlt das Aroma, das den schwarzen Perigord auszeichnet.

Statt 1300 US-Dollar, die ein Kilo australischer Trüffel bringt, sind chinesische Trüffel für 60 bis 100 Dollar pro Kilo zu haben. Der große Preisunterschied ruft inzwischen auch Betrüger auf den Plan, die gerne mal die Sorten mischen. Wer sicher gehen will, wird deshalb von vielen australischen Truffieres eingeladen, sich selbst auf die Trüffeljagd zu begeben.

Schweine werden hierzulande längst nicht mehr zum Schnüffeln benutzt. Ihr eigener Appetit auf den Pilz ist zu groß. „Außerdem beißen sie gerne mal einen Finger ab“, scherzt ein Bauer. Statt dessen werden in Australien Hunde eingesetzt. Da ist der Trüffel und der Finger sicherer und der erfolgreiche „Jäger“” kann anschließend außerdem ein Foto als Erinnerung für seine Freunde und für die Ewigkeit schießen.