Am Mittwoch haben Menschen vor der Kassenärztlichen Vereinigung in Stuttgart-Möhringen protestiert. Anlass war, dass ein Steinheimer Kinderarzt in die Kritik geraten ist und jetzt seine Zulassung auf dem Spiel steht.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Vaihingen/Möhringen - Am Mittwoch ist vor der Kassenärztlichen Vereinigung am Albstadtweg zwischen Vaihingen und Möhringen demonstriert worden. Den Protestierenden ging es um den Steinheimer Kinderarzt, Wolfgang Scheel. Ihm wird vorgeworfen, zugunsten von Masern-Impfgegnern unrichtige Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben. Dies wäre ein Verstoß gegen den Paragrafen 278 des Strafgesetzbuches und könne mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden, erklärte Bettina Jörg, Erste Staatsanwältin in Heilbronn, jüngst gegenüber unserer Zeitung.

 

Das ZDF-Magazins „frontal 21“ hatte berichtet, dass Scheel Eltern mit Impfunfähigkeitsbescheinigungen per E-Mail versorgt – ohne persönlichen Kontakt zum Kind gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Räume des Kinderarztes durchsucht.

Es geht um die Zulassung des Kinderarztes

Am 21. Oktober sollte sich Scheel ursprünglich gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung zu den Vorwürfen äußern. Es geht um seine Zulassung, wie Swantje Middelhoff, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung, sagt. Würde ihm diese entzogen, dürfte er keine Kassenpatienten mehr behandeln. Doch der Termin sei schon vor einiger Zeit verschoben worden, so Middelhoff. Wann der neue Termin sei, bei dem es dann um die Zulassung des Kinderarztes geht, sei aktuell noch nicht fixiert.

Ein Passant, der bei der Demo vorbeigekommen ist, erzählt gegenüber unserer Zeitung, dass sich die Teilnehmer nicht an die Corona-Regeln gehalten hätten. „Das war Partystimmung“, sagt er. Es hätten sich nach seinem Dafürhalten zu wenige für die geltenden Hygieneregeln interessiert. Die Stadt Stuttgart bestätigt, dass die Demonstration für Mittwoch angemeldet war, die Dauer war für den Zeitraum 15.30 bis 18.30 Uhr genehmigt worden, teilt der Stadtsprecher Martin Thronberens auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Als Teilnehmerzahl seien 200 Personen angegeben worden, wobei es sich hier um einen Schätzwert handele, so Thronberens. Die Auflagen waren, dass die Teilnehmer entweder anderthalb Meter Abstand zueinander halten müssten oder eine Maske zu tragen haben. Die Polizei sei vor Ort und würde dies überprüfen.

Versammlungsort ausgeweitet

Polizeisprecher Stephan Widmann sagt nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter vor Ort, dass sich die Versammlungsfläche als zu klein herausgestellt habe. Abstände hätten nicht mehr eingehalten werden können. „Der Versammlungsort wurde dann etwas ausgeweitet“, so Widmann. Ob es Verstöße gegen die Auflagen gegeben habe, könne man erst in der Nachlese sagen. Klar sei, dass eine solche Demo nur im Notfall aufgelöst werde. „Das würde es ja nur noch viel schlimmer machen“, sagt Widmann. Weil zunächst wohl alle zusammenrücken und dann unkoordiniert auseinanderströmen würden.