Ein 84-Jähriger berichtet bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen mit brüchiger Stimme, dass er seine Frau seit acht Wochen nicht gesehen habe. Dann wird er von einem Mann unsanft unterbrochen. Das Video geht viral.

Gera - Diese Bilder gehen unter die Haut: In Gera hat ein 84-jähriger Mann bei einer Demonstration gegen die Einschränkungen wegen der Corona-Krise am vergangenen Wochenende vor der Kamera eines ARD-Teams seiner Trauer freien Lauf gelassen bis ein Mann sich einmischte und ihn zur Rede stellte. Die Folge: das Video, das einen Ausschnitt der Sendung „ARD extra: Die Corona-Lage“ zeigt, breitete sich innerhalb weniger Stunden im Netz aus und sorgt seither für Anteilnahme und Gesprächsstoff.

 

Demonstrant mischt sich ein

Seit acht Wochen habe der Rentner seine Frau nicht mehr gesehen, die in einem Pflegeheim zuhause ist und nach Informationen von t-online.de nach einem schweren Sturz ans Bett gefesselt ist. „Meine Frau ist in einem Pflegeheim seit Mitte Dezember. Ich bin 84 – sie auch“, erzählt er dem Reporter mit brüchiger Stimme auf die Frage, warum er hier sei. „Und ich habe sie seit acht Wochen nicht mehr gesehen. Es ist eine seelische Folter. Ich bin jeden Tag hingegangen“, führt er fort, als sich plötzlich ein Mann einmischt und seine Stimme erhebt. „Dank Merkel-Regime. Wir hatten vor zwei Jahren eine Influenza – da war die Sterberate bei Weitem höher. Da hat sich keine Sau dafür interessiert“, ruft er dem 84-Jährigen zu. „Heute wird ein Lockdown veranstaltet – lass dich doch nicht veralbern“. Nein, er lasse sich nicht veralbern, entgegnet der 84-Jährige mit leiser Stimme.

Der lautstarke Demonstrant lässt nicht locker und brüllt: „Wenn du ARD und ZDF zuhörst, dann hast du praktisch die Kontrolle über dein Leben verloren. Das musst du dir doch mal merken“. Auch davon lässt sich Rentner nicht aus der Ruhe bringen und antwortet in Richtung Kamera: „Nein, absolut nicht. Man mus auch vernünftig bleiben“, sagt er und hat augenscheinlich wenig übrig für die Aussagen des Mannes – dann endet der Ausschnitt. Im Netz bekommt der 84-Jährige für seine persönliche Situation viel Anteilnahme und auferbauende Worte. „Furchtbar wie dieser alte Mensch in seinem berechtigten Kummer von diesem Typen angegangen wird“, schreibt eine Userin auf Twitter.

„Schlimm, wie ihm niemand beisteht, man hört es noch johlen und klatschen. Das macht den Mann noch einsamer in dem Bild, als er sowieso schon ist“, schreibt ein Anderer.

„Das schmerzt: der ältere Mann wahrt dermaßen bewundernswert seine Würde in all seinem Schmerz. Es symbolisiert leider sehr gut, dass die pöbelnden Schreihälse das Bild der Demos prägen und sich Null für die interessieren, die wirklich leiden“ heißt es in einer weiteren Twitter-Reaktion.

Der Tweet bekam mehr als tausend Likes.