Bei einer Kundgebung im Kurpark Bad Cannstatt haben Kulturschaffende ihr Recht auf Ausübung ihres Berufs gefordert.

Stuttgart - Den peniblen Aufbau zur Einhaltung der Abstandsregeln hätte sich Patrick Siben fast sparen können. Nur ganz wenige Menschen waren dem Aufruf des Organisators gefolgt und hatten sich am späten Vormittag des Christi-Himmelfahrts-Feiertags auf der großen Wiese am Bad Cannstatter Kurpark eingefunden. Zu einer „politischen Kultur-Kundgebung“ hatte Siben eingeladen. „Lasst uns wieder praktizieren“, forderte der Kopf der Stuttgarter Saloniker nicht nur für seine Gruppe, sondern für alle Künstler in Baden-Württemberg, deren öffentliche Auftritte im Zuge der Corona-Verordnungen bis Ende August untersagt sind. „Wenn jetzt die Biergärten wieder Bier ausschenken dürfen, dann sollte auch der Ausschank von Kultur wieder erlaubt sein“, sagt Siben. Mehrere Anträge habe er bei den Behörden erstellt, alle seien sie abgelehnt worden. Nun wählt der markante Lockenkopf der Saloniker den Weg über die Öffentlichkeit.

 

Bei seinen Demonstrationen will Siben zugleich sein von ihm als CoCoCo bezeichnetes „Coronaübertragungsfreies-Concert-Concept“ ausprobieren – mit weißen Linien am Boden, die in Drei-Meter-Abständen den Besuchern die Einhaltung der Schutzvorschriften erleichtert, sowie getrennten Ein- und Ausgangsbereichen. „Wer die Arbeiter auf den unterirdischen Baustellen von Stuttgart 21 arbeiten lässt, muss die Sänger singen lassen und die Trommler trommeln“, rief Gastredner Peter Grohmann. Der Mitbegründer des Theaterhauses fordert das „Recht auf Berufsausübung“. Eine Kostprobe ihres Repertoires gaben sechs anwesende Musiker dann noch zum Besten. „Aber das ist kein Konzert“, so Patrick Siben. Er wollte den kurzen Auftritt nicht als Unterwanderung der Regeln verstanden wissen.