Auf dem Schlossplatz geraten Teilnehmer der beiden Demos aneinander. Die Polizei versucht, die Gruppen zu trennen. Mehrfach kommt es zum Gerangel, auch mit Einsatzkräften.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es ist eine Frage der Zeit gewesen, bis sich die beiden Demogruppen am Samstag in der Innenstadt begegnen würden. Auf dem Schlossplatz kamen Unterstützer der Petition gegen das Thema sexuelle Vielfalt im Bildungsplan zur Kundgebung zusammen. Auf dem Schillerplatz trafen sich deren Antipoden: Menschen, die für Gleichberechtigung aller sexuellen Orientierungen, für mehr Toleranz und Akzeptanz einstehen wollten. Als die Bildungsplan-Gegner vom Schlossplatz zum Staatstheater ziehen wollten – so die angemeldete Strecke – kamen sie nicht weit, Gegendemonstranten verstellten den Weg. Mehrfach kam es zu Rangeleien. Die Polizei trennte die Gruppen. Gegen 16 Uhr löste sich der Demostau auf, weit waren die Protestierenden nicht gekommen: Beim Gebäude des Kunstvereins war Schluss.

 

Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei

Noch bevor auf dem Schlossplatz Hans Christian Fromm, Sprecher der Gruppe Besorgte Eltern in Baden-Württemberg, das Mikrofon ergriff, wurde klar, dass die Gruppe der Landesregierungskritiker nicht unter sich bleiben würde. Am Rande zeichnete ein Internetportal namens Medien-Klagemauer einen Beitrag auf. Den Worten des Sprechers war zu entnehmen, dass er wohl auf der Seite der Petitionsbefürworter und damit Bildungsplankritiker steht. Zwei Männer traten hinter ihn, grinsten in die Kamera und küssten sich. Irritiert wiederholten die Filmleute die Szene.

Es blieb jedoch nicht bei symbolischen Taten wie diesen. Die Demonstration für Vielfalt und Toleranz war von der Stadt auf den Schillerplatz verlegt worden, damit sich die Gruppen nicht in die Quere kommen würden. Eine halbe Stunde nach dem Beginn der beiden Kundgebungen zogen mehr und mehr Gegendemonstranten auf den Schlossplatz, so dass gegen 15 Uhr nichts mehr ging. Es kam zu Gerangeln zwischen Polizei und Gegendemonstranten. Eine Gruppe, die mit einem großen Transparent mit der Aufschrift „Sexismus und Homophobie sind Verbrechen“ aufgezogen war, wurde von den Beamten herausgezogen. Insgesamt war die Lage aggressiver, als sie von der Polizei vorab eingeschätzt worden war. Man rechne nicht mit Auseinandersetzungen, hatte ein Sprecher zuvor gesagt.

Beide Gruppen wähnen Gott auf ihrer Seite

Da die Gegendemonstranten den Weg verstellten und die Polizei zwischen den Gruppen Position bezog, um sie zu trennen, stand erstmal alles still auf dem Schlossplatz. Die opponierenden Gruppen überboten sich mit Sprechchören. Die Bildungsplangegner riefen „Schützt unsere Kinder!“ „Vor euch selbst!“ schallte ihnen darauf entgegen. Letztlich verlegte sich die Gruppe der Besorgten Eltern auf den Gesang und stimmte das Kirchenlied Großer Gott wir loben Dich an, und kurz war es still, als der Gesang über den Schlossplatz klang. Gott wähnten ohnehin beide Gruppen auf ihrer Seite. „Gott liebt Dich“ stand auf den Warnwesten der Ordner auf Seiten der Bildungsplangegner. „Jesus liebt keine Homophoben“ stand auf einem Plakat in der Gruppe, die am Schillerplatz startete.

Kurz nach 16 Uhr lösten sich dann beide Gruppen allmählich auf und zogen ab.