250 Menschen fordern auf der B 14 eine Verkehrswende – und einen autofreien Sonntag. Die Verteilung des Verkehrsraumes in der Stadt sei ungerecht.

Stuttgart - Auf der Neckarstraße spielen einige junge Frauen auf der Fahrbahn Fußball. Im Hintergrund erklingen ein paar Tubatöne. Menschen mit und ohne Transparent sammeln sich. Am Sonntagmittag startet am Neckartor ein Demonstrationszug anlässlich des Internationalen autofreien Tages.

 

Kritik an der Stadt

Eine zweite Gruppe von Teilnehmern sammelt sich derweil am Marienplatz. „Wenigstens haben Stadt und Ordnungsamt weder Kosten noch Mühen gescheut, die B 14 in Richtung Innenstadt zu sperren“, kommentiert Peter Erben von der Bürgerinitiative Neckartor bissig, „während in Paris die Champs-Elysées autofrei gemacht wird, muss hier der Verkehr zumindest in eine Richtung weiterrollen.“ Erben fordert die Teilnahme Stuttgarts an der Europäischen Mobilitätswoche 2019 und die Durchführung eines autofreien Sonntags. Die Beteiligung an der Initiative der Europäischen Kommission ist nicht das einzige Anliegen der Umweltverbände und Initiativen, die zur gemeinsamen Kundgebung geladen haben. Kostenloser ÖPNV, Tempolimits im Stadtbereich, Lärm- und Stickoxidbelastung, die Abgasskandale der Automobilindustrie – den rund 250 Teilnehmern, die sich vor der Oper treffen, geht es um eine grundlegende Verkehrswende.

Stuttgart 21 stehe symptomatisch für die Verkehrspolitik

So kritisiert Hauptrednerin Carola Eckstein, die sich unter anderem bei den Ingenieuren 22 engagiert, auch den im Bau befindlichen Tiefbahnhof. Er stehe „symptomatisch für eine Verkehrspolitik, die viel Geld und Energie darauf verwende, Probleme zu lösen, die man vermeiden“ könne. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr der ungleich verteilte Raum in der Stadt. Jeder Pendler beanspruche mit seinem Auto rund acht Quadratmeter Fläche, erklärt sie. Das könne nicht effizient sein. Eckstein fordert mehr Fläche für andere Verkehrsteilnehmer: „Wenn Busse im Stau stehen, können sie nicht pünktlich sein.“ Ausdrücklich begrüßt Eckstein die Forderungen des Stuttgarter Radentscheids.

Jürgen Merks vom BUND Stuttgart hat das passende Objekt zur Hand, um Ecksteins Thesen zu illustrieren: ein Geh-Zeug. In einer Parodie auf die Werbekampagnen der Automobilindustrie preist er den schlichten, aber raumgreifenden Holzrahmen, den er sich umgeschnallt hat, als Sensation. Der Clou: Das zukunftweisende Fortbewegungsmittel könne sogar Treppen überwinden und dürfe straffrei bis zwei Promille gegangen werden.