Der Beton-Hohlkasten, in dem später der ICE mit Tempo 250 unter der A 8 hindurch rast, ist zur Hälfte fertig. Nachdem die Fahrbahn der Autobahn nun verschwenkt ist, können die Arbeiten weitergehen.

Denkendorf - Seit dem vergangenen Wochenende müssen die Autofahrer auf der A 8 auf Höhe der Rastanlage Denkendorf eine kurze Rechts-Links-Kombination in Kauf nehmen. Der Grund für die Verlegung der eigentlich schnurgeradeaus verlaufenden Fahrbahn ist der Bau des Tunnels, in dem später der zwischen Stuttgart und Ulm verkehrende ICE unter der Autobahn hindurch rasen soll. Zur Hälfte ist das mit einer Länge von insgesamt 768 Meter geplante Bauwerk fertig. Für den Weiterbau ist die Autobahn auf die Nordseite verschwenkt worden. Nach der Fertigstellung des Tunnels, die für Ende des kommenden Jahres geplant ist, wird die Autobahn auf die Südseite verlegt, um Lärmschutzwände bauen zu können. Danach wird sie wieder schnurgeradeaus über den Tunnel verlaufen.

 

79 Blöcke bilden den Tunnel

Die Vorstellung, dass der Schnellzug später mit einem Tempo von 250 Stundenkilometern in nur rund elf Sekunden durch den Hohlkasten aus Beton rasen wird, ist beeindruckend. Ebenso wie die Bauweise der Unterführung. Benjamin Denk, bei der Deutschen Bahn der technische Leiter für diesen Projektabschnitt, erklärt, es seien insgesamt 79 zusammengefügte Blöcke, aus denen der Tunnel bestehen wird. Nach jedem dieser Elemente befindet sich eine Trennfuge, die dem Beton erlaubt, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen. „Ansonsten könnte es Risse geben“, sagt Denk.

Die rund 40 Millionen Euro teure Untertunnelung der A 8 bei Denkendorf wird freilich nicht auf bergmännische Art durch Fels und Erdreich getrieben, sondern mit Bodenplatte, Seitenwänden und Deckel vor Ort betoniert. Es ist übrigens einer der wenigen Tunnel auf der Neubaustrecke, in denen die Züge quasi im Begegnungsverkehr auf Doppelgleisen direkt aneinander vorbeirauschen. Denn für Tunnel mit einer Länge von mehr als 1000 Metern seien aufgrund eines verbindlichen Rettungswegekonzepts zwei getrennte Röhren vorgeschrieben, sagt Markus Lachenmaier, der Oberbauleiter der von der Deutschen Bahn mit den Arbeiten beauftragten Johann Bunte Bauunternehmung.

4600 Tonnen Stahl werden verbaut

Beim Bau, der im vergangenen März begonnen hatte, habe sein Team in puncto geologische Gegebenheiten keine Überraschungen erlebt. Bei der Gründungsbasis handle es sich wie erwartet um Fels, dem mit Bagger und Bohrmeiseln beizukommen sei, sagt Lachenmaier. Die abzubauenden Mengen sind beeindruckend. Rund 134 000 Kubikmeter Aushub werden es am Ende sein, die für den Bau anfallen. In den kommenden zwei bis drei Monaten werden weitere vorbereitende Erdaushubarbeiten vordringlich sein, der eigentliche Tunnelbau wird in dieser Zeit ruhen. Erst danach beginnen die Betonarbeiten für die zweite Hälfte der Unterführung. Am Ende werden etwa 4600 Tonnen Stahl und 35 000 Kubikmeter Beton im Tunnel nahe der Rastanlage Denkendorf verbaut sein.

Das Wetter habe am Wochenende für die Verschwenkung der Autobahn gut mitgespielt. „Der Schnee ist stets in der Zeit gefallen, in der es uns nichts ausgemacht hat“, sagt Denk. Die Eingriffe in den Straßenverkehr sollen so gering wie möglich gehalten werden, beteuert der Projektleiter. „Wir stimmen uns da sehr intensiv mit dem Regierungspräsidium ab.“