Die Stadtverwaltung will dem Gemeinderat die bestmögliche Ausstattung für das geplante Haus für Musik und mehr empfehlen. Am Abriss der Fernsehstudios und der Renaturierung der Fläche wird festgehalten.

S-Ost - Die Forderung der Projektgruppe ist kurz und unmissverständlich: Der Gemeinderat soll spätestens in seiner Sitzung am 23. Mai eine Entscheidung über die Machbarkeitsstudie für die künftige Nutzung der Villa Berg treffen. „Eine weitere Verzögerung ist für die Bürgerinnen und Bürger von Stuttgart nicht mehr zumutbar“, heißt es in der fünfzeiligen Erklärung, die Mitglieder der Gruppe kurz vor Ostern dem Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, überreichten. Dabei zeigte sich, dass die Unterstützung durch eine kostümierte Königin Olga und ihren Hofstaat nicht nötig gewesen wäre. „Ich kann es kurz machen, weil wir das gleiche Anliegen haben“, sagte Pätzold und kündigte an, dass die Beschlussvorlage am 7. Mai in den Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) eingebracht werden und am 23. Mai der Gemeinderat entscheiden soll. Pätzold: „Ich bin zuversichtlich, dass der Gemeinderat unserem Vorschlag zustimmen wird.“Die Villa Berg gehörte über Jahrzehnte dem Süddeutschen Rundfunk (SDR) und dessen Nachfolger, dem Südwestrundfunk (SWR). Im nach dem Zweiten Weltkrieg in die Villa eingebauten Sendesaal wurde mit zahlreichen bekannten Sendungen Hörfunkgeschichte geschrieben. Später war die Villa auch ein beliebter Konzertort. Im Jahr 2007 verkaufte der SWR samt der im Park benachbarten alten Fernsehstudios an die Stuttgarter Häussler-Gruppe. Rudi Häussler hatte damals an Stelle der Fernsehstudios eher etwas teurere Wohnungen bauen wollen, die Villa wollte er zwischenzeitlich unter anderem in einen Wirtschaftsclub als Treffpunkt für die Unternehmergrößen der Region und darüber hinaus verwandeln. Nach der Insolvenz der Häussler-Gruppe im Jahr 2010 kaufte die Düsseldorfer PDI-Gruppe Villa und Studios. Nachdem klar war, dass auf dem ausschließlich für eine öffentlich-rechtliche Nutzung vorgesehenen Areal der Fernsehstudios nicht gebaut werden durfte, kaufte die Stadt der PDI die Immobilien nach zähen Verhandlungen im Jahr 2016 ab.Der Gemeinderat der Landeshauptstadt hatte bereits am 24. Juli 2013 in einem Grundsatzbeschluss festgelegt, dass die Stadt Villa und Studios kaufen, die Studios abreißen und deren Areal wieder in Park umwandeln sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits die Initiative Occupy Villa Berg gebildet, in der zahlreiche engagierte Stuttgarter rund drei Jahre lang Ideen für eine künftige Nutzung der Villa und des Parks sammelten. Mit dem Rückkauf der Villa und der Studios durch die Stadt beendete die Initiative ihre Arbeit und übergab die Ergebnisse an Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Die Bürgerbeteiligung zur künftigen Nutzung der Villa und des Parks wurde dann im Rahmen des Sanierungsgebiets Stöckach, das erweitert wurde, fortgesetzt, unter anderem in der Projektgruppe Villa Berg. In mehreren gut besuchten Veranstaltungen – Pätzold: „Gefühlt war der ganze Osten dabei“ – im Jahr 2016 wurde dann ein Konzept für die Villa für ein „Haus für Musik und mehr“ entwickelt.Bevor die Arbeit an der Machbarkeitsstudie für das „Haus für Musik und mehr“ beginnen konnte, analysierte die Münchner „Metrum Strategie- und Managementberatung“ die „kulturwirtschaftlichen Chancen und Risiken“ für ein solches Haus und erarbeitete sieben Ratschläge, die in der Studie des Nürnberger Büros „2-bs Architekten“ berücksichtigt werden sollten. Die Nürnberger Architekten wiederum entwickelten drei Modelle für ein solches Haus, vom Minimalbetrieb bis zu einem Konzept „mit allem drin“, also mit Sendesaal (allerdings eben und mit mobiler Bühne), einem kleinen Saal, einem dreigeschossigen Neubau zwischen Villa und Gutbrod-Bau und mit Gastronomie. Die Projektgruppe Villa Berg favorisiert diese Variante – und über sie soll auch der Gemeinderat am 23. Mai befinden.

 

Die Vorgeschichte

Über den Prüfantrag von CDU, SÖS/Linke-Plus, Freien Wählern und FDP, die alten Studios in eine Pflegeeinrichtung umzuwandeln, wird der UTA ebenfalls am 7. Mai beraten. Baubürgermeister Pätzold dazu: „Wir sind weiterhin der Auffassung, dass die Fernsehstudios abgerissen werden und der Park wieder hergestellt wird.“