Seit Donnerstagabend läuft in den Kinos der Film „Spirits in the Forest“, der von der britischen Rockband Depeche Mode handelt. Wir haben uns das Werk angeschaut.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Bereits zum Auftakt der beiden Konzerte Ende Juli 2018 auf der Berliner Waldbühne war klar gewesen, dass es nach dem Abschluss der Global Spirit Tour von Depeche Mode einen Film geben würde. Die Rockband hatte angekündigt, dass der Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn, seit Jahrzehnten für die Optik der Band zuständig, das Doppelkonzert mitschneiden lässt. Nun ist der Film „Spirits in the Forest“ am Donnerstagabend weltweit in ausgewählten Kinos, darunter in Stuttgart, gezeigt worden. Zu sehen bekamen die Zuschauer eine emotionale und ästhetisch ganz dem Depeche-Mode-Stil verhaftete Hommage an die Fans der bald 40 Jahre aktiven Rockband.

 

Erzählt werden die Geschichten von sechs langjährigen Fans, die in sich bei einer Ausschreibung darum beworben hatten, in dem Film mitmachen zu dürfen. Zum Beispiel Christian Flueraru aus Rumänien, der die letzten Jahre der kommunistischen Diktatur seine Landes unter anderem mit Raubkopien von Depeche-Mode-Platten durchgestanden hat. Seine Episode, wie er in den Bergen Rumäniens das Video zum Song „Enjoy the Silence“ nachstellt, zählt zu den lustigsten und erfrischendsten Passagen von „Spirits in the Forest“. Die Afro-Amerikanerin Liz Dwyer erzählt, wie die Musik von Depeche Mode ihr half, eine Chemotherapie zu überstehen.

Zahlreiche Gänsehautmomente

Tragisch und unglaublich zugleich mutet das Schicksal der Französin Carine Puzenat an, die mit 25 Jahren nach einem schweren Unfall ihr Gedächtnis verloren hatte und von vorne anfangen musste, sich allerdings noch an die Musik von Depeche Mode erinnerte. Und der Fan erfährt mehr über die berührende Geschichte der Depeche Mode Kids, einem Trio aus Vater, Sohn und Tochter, die vor ein paar Jahren mit ihren liebevoll und mit Inbrunst geschrammelten Coverversionen von Depeche-Mode-Song zu einem Netzphänomen geworden sind. In die Interviews und Filmpassagen eingewoben sind die wichtigsten Hits der Band, die sie im Juli 2018 auf der Waldbühne gespielt hat.

Allen vorgestellten Fans ist gemeinsam, dass sie aus verschiedensten Gründen mit der Musik von Depeche Mode emotional tief verbunden sind. Damit gibt der Film zugleich eine Erklärung für den phänomenalen Erfolg der Band, die sich nach Jahrzehnten nun im Rockolymp befindet: Getragen wird sie vor allem von einer breiten Basis so genannter Devotees, vielleicht den Ultras im Fußball vergleichbar, die oft gleich mehrere Konzerte einer Tour besuchen und für die einzigartige Atmosphäre auf den Konzerten sorgen - wenn etwa die Passage von „Never Let Me Down Again“ ertönt, in der das Publikum geschlossen die Arme hin und her schwingt, eine der vielen Gänsehautmomente in „Spirits in the Forest“.

Abruptes Filmende

Dass der neue Depeche-Mode-Film den Fans ein Denkmal setzt, ist aller Ehren wert und nur konsequent. Zu kritisieren gibt es allenfalls, dass der Film mit knapp 90 Minuten überraschend kurz ausfällt und auch etwas abrupt endet. Es ist zu vermuten, dass eine Special Edition mit zusätzlichem Filmmaterial geplant ist. So sind die modernen Gepflogenheiten bei Film und Musik inzwischen. Bei aller ehrlichen Emotionalität von Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher haben sich die drei in der Vergangenheit als durchaus geschäftstüchtig erwiesen.

Und während Band und Fans nun für die nächste Zeit ihre Gemeinschaft mit dem Film, der auch auf DVD und Bluray erscheint, feiern wird, schwingt im Hintergrund die bange Frage mit, wie viele Touren es noch geben wird von der für viele besten Band der Welt. Die drei gehen alle auf die 60 zu, und anders als sonst hat sich Dave Gahan am Ende des letzen Waldbühnenkonzertes nicht mit „See you next time“ verabschiedet, sondern mit „See you another time“. Für die Devotees Anlass genug, im Netz aufgeregt darüber zu diskutieren, ob Gahan damit vielleicht eine Abschiedstournee angekündigt hat.

„Spirits in the Forests“ wird noch einmal am Sonntag, 24. November, in verschiedenen Kinos gezeigt. Einzelheiten gibt es hier.