Nicht nur die Mode spielt eine Hauptrolle bei der Oscar-Verleihung. Auch das Parfüm unterstreicht die Persönlichkeit. Welcher Duft zu welchem Star passt und welche Menschen generell zu welcher Sorte Parfüm greifen, weiß der Berliner Parfümeur Geza Schön.

Berlin - Internationale Stars wie Kate Moss, Rihanna, Lionel Messi oder die bekannte deutsche Popsängerin Nena tragen die Duftkreationen des Berliner Parfümeurs Geza Schön. Vor einigen Jahren hat Schön mit nur einem einzigen chemischen Stoff, dem Iso-E-Super, den Duft „Molecule 1“ kreiert und damit die Branchenregeln auf den Kopf gestellt. Revolutionär wird Geza Schön dafür genannt, denn Parfüms setzen sich sonst aus Dutzenden Inhaltsstoffen zusammen. Anlässlich der Oscar-Verleihung am Sonntag haben wir den Geruchsspezialisten gefragt, welcher Duft zu welchem der nominierten Hauptdarsteller passen könnte. Schließlich sagen Parfüms, ebenso wie der Modestil, einiges über den Charakter aus – selbstverständlich rein subjektiv und ohne Gewähr.

 

Junge Mädchen riechen nach Vanille oder Zuckerwatte

Mit seiner langjährigen Erfahrung als Parfümeur traut sich Geza Schön zu, ein paar grundsätzliche Duftdinge einzuordnen. „Es gibt Typen von Menschen, die würden bestimmte Düfte nicht tragen“, sagt der 50-Jährige. Dazu zählt er die Gruppe der Chypre-Düfte, wozu Noten von Bergamotte, Orange, Jasminöl und Patschuli gehören. „Das sind in der Regel sehr charaktervolle Düfte. Um es böse zu sagen: eine Tussi oder ein Mädchen, das noch nicht so viel Lebenserfahrung hat und sich noch nicht allzu viele Gedanken über das große Ganze gemacht hat, würde wohl sehr unwahrscheinlich einen Chypre-Duft tragen“, erklärt er.

Diese, meist eher jungen Menschen, tendierten eher zu Einsteigerdüften, die nach Vanille oder Zuckerwatte riechen, „eher kitschigere Düfte“. Die Schauspielerin Scarlett Johansson würde Geza Schön in die Kategorie der blumig-frischen Düfte einordnen. Die 35-Jährige, die für ihre Rolle in dem Film „The Marriage Story“ für einen Oscar nominiert ist, sei „definitiv kein Chypre-Typ“. Sie sei für ihn eher der Typ Tussi, ein Hollywood-Gesicht, das man zur Marke gemacht habe. „Ich halte sie für keine besonders großartige Schauspielerin, aber sie ist eben ein bestimmter Typ. Mit ihrer hellen Haut und den blonden Haaren könnte sie beispielsweise niemals den Duft Shalimar tragen. Das ist ein Ultraklassiker von Guerlain, zwar recht süß, aber auch sehr animalisch, sehr ausdrucksstark und trotzdem subtil. Ich habe mal Iris Berben getroffen, sie trug Shalimar und das hat sehr gut gepasst“, sagt Schön. Anders ausgedrückt: berufstätige Frauen, denen es darum gehe Charakter zu zeigen, vielleicht auch Härte und Intellektualität, „riechen aller Erfahrung nach nicht nach Zuckerwatte“, so Schön.

Es gibt die verrücktesten Unterschiede bei Düften

Die Schauspielerin Charlize Theron (44) sieht Geza Schön hingegen als Charakterdarstellerin, weswegen er ihr auch eher herbe, Chypre-haltige Düfte zuschreibt. „In keinem ästhetisch-kulturellen Bereich gibt es so verrückte Unterschiede wie bei den Düften“, sagt Schön. Charlize Theron, die für ihre Rolle im Film „Bombshell“ nominiert ist, war lange Zeit das Werbegesicht für den Dior-Duft „J’Adore“. Das ist für den Berliner Parfümeur eine Art „Zwitterduft“. Einerseits seien darin Noten enthalten, die er „als sehr sophisticated einstufen würde“ – also passend zu Theron - gleichzeitig habe es eine fruchtig-klebrige Süße.

Bei der Schauspielerin Renée Zellweger (50, nominiert für ihre Rolle im Film „Judy“) tut sich Geza Schön schwer, sie einer bestimmten Duftfamilie zuzuordnen. „Früher, zu ihren Bridget-Jones-Zeiten, hätte ich sie womöglich in die Ecke blumig-fruchtig gesteckt, aber ihr Profil hat sich über die Jahre stark geformt, daher würde ich ihr heute etwas Charaktervolles zuschreiben.“ Es käme generell sehr auf den Hauttyp an. Zu einem südländischen Typ Frau passe nichts Blumig-Leichtes wie zu einem hellen Typ wie Scarlett Johansson. Das Klima spiele auch eine Rolle in der Welt der Düfte: „Im Orient ist es heiß und Düfte verfliegen schneller. Daher gibt es auch die Familie der kräftigen, dicken orientalischen Düfte mit ihren süßen, animalischen, holzigen, ledrigen Noten.“

Leonardo DiCaprio ist ein klarer Fall für einen frischen Duft

Antonio Banderas sei ganz klar der orientalische Duft-Typ. Der 59-Jährige ist für den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „Leid und Herrlichkeit“ nominiert. „Er hat spanisches Blut, ist ein dunkler Typ und ein bisschen Macho ist auch dabei“, sagt Geza Schön. Leonardo DiCaprio (45, nominiert für seine Hauptrolle in „Once upon a time in Hollywood“) hingegen sei ein klarer Kandidat für die Fougère-Noten. „Das sind die blumigen Noten bei den Herren.“ Diese Familie der frischen Düfte findet man in Klassikern wie „Cool Water“ von Davidoff oder in „Drakkar Noir“ von Guy Laroche.

Bei Joaquin Phoenix (45, nominiert für seine Rolle in „Joker“) ist Geza Schön in seinem Element: „Der würde natürlich etwas völlig Queres tragen.“ Aus dem Bauch heraus fällt dem Berliner Duftkünstler einer seiner eigenen Düfte ein: „Phoenix würde wahrscheinlich ‚Kinski‘ tragen. Diesen Duft habe ich vor einigen Jahren aus Anlass des 20. Todestags des Schauspielers Klaus Kinski kreiert: ein animalischer Duft, sehr ledrig, echt dirty. Da sind Noten von Marihuana und Weißwein drin und noch viele andere Essenzen, die einem echt das Hirn verdrehen.“ Ein verwegener Nischenduft, der gut zu Joaquin Phoenix und seiner ebenfalls sehr verwegenen Rolle in „Joker“ passen würde. Der Duft wird allerdings noch in diesem Jahr vom Markt genommen – der US-Schauspieler wird also nicht in den Genuss von Geza Schöns Kreation kommen.