Der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau, der in Nigeria 300 Mädchen entführt hat, genießt es nach eigenen Worten, „Menschen zu töten, die Allah mich töten heißt“. Insider nennen ihn den „verrücktesten aller Kommandanten“.

Kapstadt - Die Bilder sprechen für sich. In dem Video, mit dem seine Organisation vergangene Woche die Verantwortung für die Entführung von rund 300 Abiturientinnen übernahm, ist Abubakar Muhammad Shekau in Uniform vor einem Panzerwagen mit einer Kalaschnikow auf der Brust zu sehen – die rechte Hand spielt nervös mit Jackentasche und Wollmütze herum, die gepresste Stimme klingt wie eine Mischung aus Adolf Hitler und Osama bin Laden. Warum die Welt einen derartigen Terz um diese Mädchen mache, die ja ohnehin von „westlicher Erziehung“ versaut seien, will der bärtige Mann höhnisch lachend wissen: „Ich werde sie verkaufen. Es gibt hier einen Markt für sie.“

 

Der Killer führt einen Krieg gegen die Christen

Abubakar Shekau, der Chef der berüchtigten Boko-Haram-Sekte, ist mit herkömmlichen Attributen kaum noch zu beschreiben. Die Zeit sei gekommen, in der „jede Nation und jede Region“ eine Entscheidung zu treffen habe, fährt der Heilige Krieger zum Beweis seines derangierten Geisteszustands fort: „Entweder für uns wahre Muslime. Oder für Obama, George Bush, Clinton und, nicht zu vergessen, Abraham Lincoln.“ Mit weit ausholenden Bewegungen seines rechten Arms schreit der Sektenführer schließlich: „Tötet. Tötet. Tötet. Dies ist ein Krieg gegen die Christen.“ Er sei „der verrückteste aller Kommandanten“, sagt ein nigerianischer Vermittler, der Shekau persönlich kennt. Der Boko-Haram-Chef halte es für vollkommen normal, jeden zu töten, der nicht mit ihm einverstanden sei. „Ich genieße es, Menschen zu töten, die Allah mich heißt zu töten“, ließ der religiöse Killer einst in einem Video wissen: „Genau wie ich es genieße, Ziegen oder Hühner zu schlachten.“

Wegen seiner blutrünstigen und diktatorischen Herrschaft hat sich die Sekte bereits gespalten: Sein Vorgänger Mohammed Jusuf, der Boko Haram 2002 als Protestbewegung gegen Korruption und menschenverachtende Regierungsführung in Nordnigeria gegründet hatte, war wesentlich spiritueller und konzilianter – fast ein Prophet neben dem blutrünstigen Tyrannen. Doch Jusuf wurde vor fünf Jahren von der Polizei ohne Gerichtsverfahren regelrecht hingerichtet – ein eindrückliches Beispiel dafür, welch verheerende Folgen der gewalttätige Umgang mit radikalen, sozialkritischen Islamisten hat.

Über Shekaus Herkunft ist wenig bekannt

Biografische Details zu Shekau sind kaum bekannt. Nicht einmal auf sein Alter – 45 oder erst Ende 30 – kann man sich einigen. In der Öffentlichkeit war der im Dorf Shekau im Bundesstaat Yobe geborene Student der islamischen Theologie seit dem Tod seines Vorgängers nicht mehr gesehen worden: Das Militär meldete bereits wiederholt seinen Tod, nur um sich nach dem nächsten Video wieder korrigieren zu müssen. Shekau ist heute der meistgesuchte Mann Afrikas: Selbst die USA haben sieben Millionen Dollar Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Dass er irgendwann einmal aufgegriffen wird, ist aber so gut wie ausgeschlossen. Falls Shekau den nigerianischen Sicherheitskräften zufällig vor die Flinte kommen sollte, werden sie ihn sicher erschießen.