Stürmischen Beifall bekommt Grindel, früherer Rechtsaußen der CDU-Bundestagsfraktion, von jenem Teil der Deutschen, die Özil am liebsten sofort den deutschen Pass entziehen und nach Anatolien schicken würden. Entsetzt sind die anderen, für die Özil gewissermaßen vom Täter zum Opfer geworden ist. Dem DFB-Präsidenten werfen sie Populismus und fehlendes Rückgrat vor. Zumindest die „Bild“-Zeitung steht weiter fest an Grindels Seite. Sie ermuntert den DFB-Boss, im Fall Özil Härte zu zeigen, und sieht, ganz anders als bei früheren Gelegenheiten, auch sonst keinen Grund, den DFB-Kurs infrage zu stellen. Deutschlands größtes Boulevardblatt jubelte, als sich Joachim Löw trotz der historischen WM-Schmach zum Weitermachen entschloss. Seine Entscheidung durfte man – welch Überraschung – exklusiv verkünden.

 

Grindel, in Sachen Social Media von dem früheren „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann beraten, hatte sich schon vorher vor Löw in den Staub geworfen und dem Bundestrainer trotz offensichtlicher Fehlentwicklungen die Treue geschworen. Was hätte er auch sonst tun sollen? Löws Vertrag mit einem geschätzten Jahresgehalt von 4,5 Millionen Euro hatte er schon vor der WM ohne erkennbaren Grund bis 2022 verlängert, ein Plan B existierte nicht. Es ist die Bankrotterklärung eines Fußballverbandes.

Özils Vater reagiert gereizt

Nicht einmal die von Grindel unmittelbar nach der WM geforderte Analyse des Scheiterns war nötig: Der Bundestrainer solle sich „die notwendige Zeit nehmen, um das Turnier sportlich aufzuarbeiten“, sagte Grindel, der dem Bundestrainer nun auch die Entscheidung im Fall Özil zugeschoben hat. Gleichzeitig wolle man „auch abwarten, in welcher Form sich Mesut einlässt. Es gehört zur Fairness, einem verdienten Nationalspieler, der einen Fehler gemacht hat, diese Chance zu geben.“

Es dürfte für Özil wie Hohn klingen. Lebenszeichen sendet er derzeit nur in Form von Urlaubsbildern aus Griechenland. Seinen Gemütszustand lässt er über seinen Vater ausrichten: „Er ist geknickt, enttäuscht und gekränkt. Und ja: auch beleidigt“, sagte Mustafa Özil und riet seinem Sohn zum sofortigen Rücktritt: „Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Dankeschön, aber das war’s.“

Am 6. September bestreitet die DFB-Auswahl in München gegen Frankreich ihr nächstes Länderspiel. Sehr unwahrscheinlich, dass Mesut Özil dann noch Nationalspieler ist. Sicher ist dafür: Es gibt noch genügend Tickets. Ein Platz auf der Haupttribüne kostet 100 Euro.

Einen Königsweg in dieser Affäre gab es wohl von Beginn an nicht. Viel ungeschickter als Grindel und Bierhoff hätte man aber kaum vorgehen können. Grindel war es, der Özil und Gündogan erst öffentlich rügte und dann rasch versuchte, zur Tagesordnung überzugehen. Bierhoff empfahl Özil vor der Reise nach Russland, weiter zu schweigen und sich allein auf den Fußball zu konzentrieren. Der Erfolg bei der WM, so die Hoffnung, werde die Kritiker schon verstummen lassen und das Thema von alleine beenden – eine grandiose Fehleinschätzung.

Die grundlegend veränderte Tonart von Bierhoff und Grindel nach dem WM-Scheitern hat die Diskussionen nun vollends vergiftet und aus dem Ruder laufen lassen. Es geht um viel mehr als nur um Fußball – es steht inmitten der großen Asyldebatte auch die Frage im Raum: Wie deutsch muss ein Spieler sein, um für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen? Als ein Musterbeispiel für gelebte Integration feierte der DFB jahrelang seine Auswahl – und hilft nun tatkräftig mit, tiefe Gräben aufzureißen.

Nur die „Bild“ hält zu dem DFB-Boss

Stürmischen Beifall bekommt Grindel, früherer Rechtsaußen der CDU-Bundestagsfraktion, von jenem Teil der Deutschen, die Özil am liebsten sofort den deutschen Pass entziehen und nach Anatolien schicken würden. Entsetzt sind die anderen, für die Özil gewissermaßen vom Täter zum Opfer geworden ist. Dem DFB-Präsidenten werfen sie Populismus und fehlendes Rückgrat vor. Zumindest die „Bild“-Zeitung steht weiter fest an Grindels Seite. Sie ermuntert den DFB-Boss, im Fall Özil Härte zu zeigen, und sieht, ganz anders als bei früheren Gelegenheiten, auch sonst keinen Grund, den DFB-Kurs infrage zu stellen. Deutschlands größtes Boulevardblatt jubelte, als sich Joachim Löw trotz der historischen WM-Schmach zum Weitermachen entschloss. Seine Entscheidung durfte man – welch Überraschung – exklusiv verkünden.

Grindel, in Sachen Social Media von dem früheren „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann beraten, hatte sich schon vorher vor Löw in den Staub geworfen und dem Bundestrainer trotz offensichtlicher Fehlentwicklungen die Treue geschworen. Was hätte er auch sonst tun sollen? Löws Vertrag mit einem geschätzten Jahresgehalt von 4,5 Millionen Euro hatte er schon vor der WM ohne erkennbaren Grund bis 2022 verlängert, ein Plan B existierte nicht. Es ist die Bankrotterklärung eines Fußballverbandes.

Özils Vater reagiert gereizt

Nicht einmal die von Grindel unmittelbar nach der WM geforderte Analyse des Scheiterns war nötig: Der Bundestrainer solle sich „die notwendige Zeit nehmen, um das Turnier sportlich aufzuarbeiten“, sagte Grindel, der dem Bundestrainer nun auch die Entscheidung im Fall Özil zugeschoben hat. Gleichzeitig wolle man „auch abwarten, in welcher Form sich Mesut einlässt. Es gehört zur Fairness, einem verdienten Nationalspieler, der einen Fehler gemacht hat, diese Chance zu geben.“

Es dürfte für Özil wie Hohn klingen. Lebenszeichen sendet er derzeit nur in Form von Urlaubsbildern aus Griechenland. Seinen Gemütszustand lässt er über seinen Vater ausrichten: „Er ist geknickt, enttäuscht und gekränkt. Und ja: auch beleidigt“, sagte Mustafa Özil und riet seinem Sohn zum sofortigen Rücktritt: „Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Dankeschön, aber das war’s.“

Am 6. September bestreitet die DFB-Auswahl in München gegen Frankreich ihr nächstes Länderspiel. Sehr unwahrscheinlich, dass Mesut Özil dann noch Nationalspieler ist. Sicher ist dafür: Es gibt noch genügend Tickets. Ein Platz auf der Haupttribüne kostet 100 Euro.