Der Unternehmer Eduard Fehr hat in Ludwigsburg den ersten McDrive Europas eröffnet. Bei einem Vortrag dazu plaudert er auch ein wenig aus dem Nähkästchen eines Franchise-Nehmers.

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg ist hinlänglich bekannt für Erfindungen, die um die Welt gingen: Das Streichholz, die Klopapierrolle oder Aspirin – für fast jede Lebenslage gibt es einen Geistesblitz aus der Barockstadt. Eine im Vergleich dazu mit eher weniger Aufmerksamkeit bedachte Innovation hat am Mittwoch der Unternehmer Eduard Fehr im Stadtmuseum in Ludwigsburg vorgestellt. Fehr ist Franchise-Nehmer beim Burger-Brater McDonalds und hat im August 1983 den ersten McDrive Europas an seinem Schnellrestaurant beim Breuningerland eröffnet. „Ich fühle mich damals wie heute als Pionier“, sagt er.

 

Fehr ist das, was man Neudeutsch als Selfmademan bezeichnet: Mit 30 Jahren eröffnete der gebürtige Schweizer seine erste McDonalds-Filiale am Arsenalplatz in Ludwigsburg. Die 200 000 Mark Eigenkapital dafür sparte und erarbeitete sich der heute 67-Jährige hart. Denn Banken wollten ihm keinen Kredit geben für seine „Pommes-Bude“. Damals war der heute weltgrößte Fastfood-Konzern in Deutschland noch eine kleine Nummer. Das erste Restaurant in Deutschland hatte Ende 1971 in München eröffnet, doch kaum einer kannte den Konzern, geschweige denn seine Produkte. „Unter Hamburger verstand man in Deutschland damals nur den Bewohner einer norddeutschen Hansestadt“, sagt Fehr.

Heute gehören ihm neun Filialen mit insgesamt 26 Millionen Euro Umsatz

Heute gehören Fehr neun McDonalds-Filialen. Eine halbe Million Gäste besuchen seine Restaurants, der Umsatz liegt bei 26 Millionen Euro im Jahr. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ist auch die Erfolgsgeschichte des Unternehmers – und Fehr weiß, dass die Leute gerne Erfolgsgeschichten zuhören. Deswegen am Mittwoch kaum ein Wort zu der Kritik, der sich die Fastfood-Kette ausgesetzt sieht: Massentierhaltung, Verpackungswahn, ungesundes Essen. Nur so viel: „Heute werde ich fast nicht mehr angefeindet.“

Stattdessen würzt Fehr seine Rede mit allerlei Anekdoten (und am Schluss noch mit einer gehörigen Portion Werbung). Beispielsweise, dass der Name McDrive seine Erfindung sei. In Amerika heißen die Autorestaurants „Drive Through“. Weil die Deutschen das englische „Th“ aber nicht gut aussprechen können, musste ein anderer Name her. Der McDonalds-Gründer Ray Kroc war laut Fehr auch schon mal in Ludwigsburg zu Besuch, „aber nur, weil er dachte, dass hier Neuschwanstein steht“.

Ursprünglich war der Drive Through für Soldaten gedacht

Doch zurück zum McDrive: Ursprünglich erfunden wurde das Konzept des Autorestaurants von einem Franchise-Nehmer in Arizona, wie Fehr erzählt. Dessen Restaurant lag nahe einer US-Militärbasis. Den Soldaten war es verboten, während eines Manövers ihre Autos zu verlassen – also verkaufte man ins Auto hinein. Als Fehr davon hörte, sei er „sofort elektrisiert von der Idee“ gewesen – zumal in der Ludwigsburger Umgebung zu dieser Zeit noch 30 000 US-Soldaten stationiert waren.

Anfangs habe niemand daran geglaubt, dass das Konzept, Burger und Pommes im Vorbeifahren bestellen zu können, auch in Deutschland funktionieren könnte, „nicht einmal der Chef von McDonalds Deutschland“, sagt Fehr. Doch bald schon seien Franchise-Nehmer des Konzerns von überall auf der Welt nach Ludwigsburg gepilgert, um zu sehen, wie das Konzept funktioniert. Heute gibt es in Deutschland laut Fehr 1100 McDrive. Und die Bezeichnung McDrive gibt es inzwischen in ganz Europa – selbst in England.