Seit 13 Jahren wird Maddie McCann vermisst. Im Verdacht steht nun ein 43 Jahre alter Deutscher, der zur Tatzeit in Portugal lebte. Eine Chronologie des Falls.

Stuttgart - Es ist einer der rätselhaftesten Vermisstenfälle weltweit: Am 3. Mai 2007 verschwindet die damals dreijährige Maddie aus einer Appartementanlage im portugiesischen Praia da Luz. Die Eltern waren zu der Zeit in einem nahe gelegenen Restaurant essen. Das ungeklärte Schicksal des Mädchens hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht. Eine Chronologie:

 

3. Mai 2007: Die kleine Madeleine verschwindet aus ihrem Bett im Apartment einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste. Die Eltern, ein britisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe mit Freunden in einer Tapas-Bar beim Abendessen. Ihre drei Kinder hatten sie schlafend zurückgelassen, da das Lokal nur wenige Gehminuten entfernt lag. Mutter Kate unternahm während des Essens einen Kontrollgang zu den Kindern – aber nur noch die jüngeren Zwillinge schliefen tief und fest. Maddie war verschwunden. Wenige Tage später hätte die Familie den vierten Geburtstag gefeiert.

7. Mai 2007: Im britischen Fernsehen fleht Madeleines Mutter mögliche Entführer an, das Kind freizulassen. Die Eltern wenden sich mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit. Fotos des süßen, blonden Mädchens um die Welt. Prominente setzen vier Millionen Euro als Belohnung für Hinweise aus. Auch der britische Profi-Fußballer David Beckham ruft zur Hilfe auf.

15. Mai 2007: Die Polizei verdächtigt einen Briten. Er bestreitet die Vorwürfe.

5. August 2007: Leichenspürhunde sollen Spuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass Madeleine nicht entführt wurde, sondern schon im Zimmer gestorben ist. Wie sich später herausstellt, stammen die Spuren aber wahrscheinlich nicht von dem Kind. Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass Madeleine in der Wohnung umgekommen ist. Die Fahnder konzentrieren sich auf Kate und Gerry McCann und deren Bekannte.

6. September 2007: Die Eltern gelten nun offiziell als Verdächtige. Medienberichten zufolge geht die Polizei davon aus, dass sich „ein Unglücksfall“ ereignet hat, dass sie in Panik gerieten und die Leiche verschwinden ließen.

Juli 2008: Die portugiesische Polizei stellt die Ermittlungen ein. Das Argument: Für ein Verbrechen gebe es keine Beweise. Der Fall sei aber noch nicht zu den Akten gelegt.

Januar 2009: Ein Team ehemaliger Fahnder von Scotland Yard macht sich im Auftrag der McCanns auf die Suche nach Maddie, wie Medien berichten. Finanziert wird die Aktion von einem wohlhabenden Geschäftsmann.

Mai 2009: Zwei Jahre nach Maddies Verschwinden flehen ihre Eltern mögliche Entführer erneut um die Freilassung ihre Tochter an. Sie nutzen dazu einen Auftritt in der US-Talkshow von Oprah Winfrey.

März 2010: Die Eltern fordern Einsicht in Ermittlungsunterlagen, die die portugiesische Polizei ihnen bisher vorenthalten haben soll.

März 2011: Die McCanns protestieren gegen die Veröffentlichung eines Buchs, das der portugiesische Ex-Chefermittler über den Fall geschrieben hat – ohne Erfolg. Er vertritt die These, dass das Kind nicht entführt wurde, sondern dass die Eltern etwas mit dem Verschwinden zu tun gehabt haben.

Mai 2011: Kate McCann veröffentlicht ein Buch mit ihrer Version der Geschichte. Darin beschreibt sie unter anderem die Qualen nach dem Verschwinden ihrer Tochter, die sie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hätten. Nach außen sei sie aber immer gefasst aufgetreten. Die britische Polizei kündigt an, den Fall erneut zu untersuchen.

25. April 2012: Die britische Polizei erklärt, dass Maddie noch am Leben sein könnte.

Oktober 2013: Die portugiesischen Behörden nehmen die Ermittlungen wieder auf, da es neue Indizien gibt.

Juni 2014: Erneut wird nach Spuren von Maddie gesucht, dieses Mal auf drei Brachflächen in der Nähe der Ferienanlage. Doch es wird nichts gefunden.

April 2017: Fast drei Jahre nach der letzten Suche gibt die britische Polizei bekannt, dass vier Beamte weiter mit einer „kleinen Zahl von entscheidenden Ermittlungssträngen“ mit dem Fall befasst seien. Man habe die Hoffnung, dass der Fall gelöst werde, noch nicht aufgegeben.

April 2019: Das Medienunternehmen Netflix veröffentlicht eine achtteilige Dokumentation über den Fall – mit „brisanten Details“, wie Netflix mitteilt. Und vor allem: ohne Kate und Gerry McCann zu Wort kommen zu lassen. Die beiden beschuldigen daraufhin die Macher der Doku, mit ihrer Serie die Ermittlungen zu behindern.

22. Februar 2020: Ermittler von Scotland Yard befragen eine britische Auswanderin in Portugal nach ihrem deutschen Ex-Freund.

27. März 2020: Die britischen Ermittler fordern zusätzliche Finanzmittel an, um weiter in dem Fall ermitteln zu können.

3. Juni 2020: Das Bundeskriminalamt gibt bekannt, dass ein 43-jähriger deutscher Sexualstraftäter, der sich in Haft befindet, nun als Verdächtiger gilt. Die Mordermittlungen gegen den Mann, der 2007 an der Algarve lebte, laufen. In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ wird um Hinweise gebeten. Auf die Spur des 43-Jährigen kamen die Ermittler bereits 2013 nach einer Sendung zu dem Fall. Am 3. Mai 2007 soll der Verdächtige zu „tatrelevanter“ Zeit in Praia da Luz mit dem Handy telefoniert haben.

1. Juli 2020: Erneut beschäftigt sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ mit dem Fall. Die Fahnder sind immer noch auf der Suche nach dem Nutzer einer portugiesischen Handynummer, die am Mittwoch in der ZDF-Sendung eingeblendet wurde. Ein BKA-Ermittler appellierte an alle Zuschauer, die bis Juni 2007 Kontakt zu portugiesischen Telefonnummern hatten, in ihren alten Handys, Telefonbüchern oder Rechnungen nach der Nummer zu suchen.

28. Juli 2020: Die Polizei durchsucht einen Kleingarten. Mit einem Bagger sowie per Spaten und Harke durchkämmen Polizisten das Erdreich. Der 43-jährige Deutsche, gegen den wegen Mordes ermittelt wird, soll nach Maddies Verschwinden in Hannover gelebt haben. Welche Verbindungen es zwischen dem Mann und der Kleingartenparzelle geben könnte, sagen die Ermittler nicht.