Die Waldorfschule Filstal in Göppingen-Faurndau bringt mit dem „Freischütz“ einen Opernklassiker auf die Bühne. Am 21. November wird die Premiere gefeiert.

Göppingen - An der Waldorfschule Filstal in Faurndau herrscht zurzeit der Ausnahmezustand. Anlässlich des hundertsten Geburtstags der ersten Waldorfschule in Stuttgart und somit der ganzen Schulbewegung wird die Göppinger Schule am 21., 22. und 24. November eine Oper auf die Bühne bringen.

 

Seit mehr als einem Jahr laufen die Vorbereitungen für den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Seit Kurzem, das heißt auch in den Herbstferien und an Wochenenden, befinden sich die Proben in der heißen Phase. Die Premiere wird am 21. November gefeiert. Mehr als 200 Schüler, Lehrer, Eltern, ehemalige Schüler und Freunde sind daran beteiligt.

Bezaubernde Musik und romantischer Zauber

Der „Freischütz“, ein Drama um die verkaufte Seele des Jägerburschen, ist ein Herzensprojekt des Musiklehrers Martin Straub. Straub hat die Geschichte, die sich um die Liebe des Jägerburschen zu der Tochter seines Meisters rankt, aus der Zeit vom Ende des Dreißigjährigen Krieges in die Zeit um die Jahrhundertwende transkribiert und um einige kleinere Intermezzi bereichert.

„Der ‚Freischütz‘ hat auch nach 200 Jahren nichts von seinem romantischen Zauber eingebüßt“, sagt er über seine Wahl und lobt die bezaubernde Musik. Darüber hinaus werde an der Waldorfschule sozusagen täglich genäht, gemalt, gesungen und getanzt. „Was liegt näher, als all diese Tätigkeiten in einem Projekt zu vereinen? Das Opernprojekt stärkt die Schulgemeinschaft natürlich ungemein.“

Die ganze Schulgemeinschaft stemmt das musikalische Mammutprojekt

Wenn der Musiker von der Oper schwärmt, springt der Funke der Leidenschaft unweigerlich über. Anders ist auch kaum zu erklären, warum sich eine ganze Schulgemeinschaft in den Dienst dieses musikalischen Mammutprojekts stellt. Und ohne sie wäre die Oper nicht zu stemmen. Die Helfer im Hintergrund nähen bereits seit Wochen Kostüme, färben Stoffe, fabrizieren Kulissen. Und – nicht zu vergessen – sie kümmern sich bei Bedarf um das Wohl und die Aufsicht von rund 120 Vier-, Fünft-, Sechst- und Achtklässlern, wenn diese nicht auf der Bühne stehen, sondern hinter den Kulissen auf ihren nächsten Auftritt warten. Allein bei der Ouvertüre sind mit dem Chor am Ende rund 150 Menschen auf der Bühne. „Das wird noch spannend, wie wir den Übergang hinbekommen“, sagt die Lehrerin Verena Faigle, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Sabine Thoma die Regie übernommen hat.

Einen besonderen Zauber verleiht der Inszenierung aber nicht nur die schiere Masse der Mitwirkenden, er rührt auch von den ballettartigen Einlagen der Eurythmie-Schüler her. Für die Proben wird zurzeit auch Unterricht geopfert. „Die Kollegen sind zum Glück sehr verständig. Alle an der Schule stehen hinter dem ‚Freischütz‘, sonst ließe das auch nicht umsetzen“, erklären die Verantwortlichen.

Auch Lehrer und Eltern auf der Bühne

Die Kollegen sowie einige Eltern singen auch gemeinsam mit den Schülern im Chor oder haben eine der Rollen übernommen. Weitere Soloparts konnten mit Schülern besetzt werden. Andere hat Martin Straub mit ehemaligen Schülern oder Bekannten aus seinem musikalischen Netzwerk besetzt. So gibt Johannes Mayer, ein Absolvent der Waldorfschule und mittlerweile Tenor an der Mainzer Staatsoper, den Jägerburschen Max, während sein Widerpart Kaspar mit Jörg Hiller, einem begeisterten Freizeitsänger aus Straubs Bekanntenkreis, besetzt ist.

Eine weitere Besonderheit ist das ‚Freischütz‘-Orchester, denn die Musik zur Oper soll ja nicht vom Band kommen. So probt ein ebenfalls aus Lehrern, Eltern, Schülern und Freunden der Waldorfschule zusammengesetztes rund 30-köpfiges Orchester seit Wochen, zunächst vor allem getrennt vom Ensemble.

Das erste Zusammentreffen von Orchester und Akteuren bot dann auch schon einige Überraschungen. Die Schüler kamen ins Schwitzen. „Die spielen die Musik viel schneller, als wir das bisher geprobt haben“, beschwert sich eine Fünftklässlerin. Die strahlenden Augen verraten aber, dass sie das mehr als Herausforderung denn als Klage versteht. Und es stehen ja die letzten Probennachmittage erst noch bevor, damit am Ende alles reibungslos über die Bühne geht. Alle vor und hinter den Kulissen fiebern jetzt der Premiere entgegen.

Freier Eintritt, aber keine Reservierungen

Die Aufführungen des „Freischütz“ finden am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. November, jeweils um 18.30 Uhr statt sowie am Sonntag, 24. November, um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Reservierung
Eine Platzreservierung für die Aufführungen ist nicht möglich. Da die Platzzahl aus Gründen des Brandschutzes limitiert ist, empfiehlt es sich, rechtzeitig zu kommen. Saalöffnung ist jeweils rund 30 Minuten vor Beginn. In den Pausen bieten die Schuleltern eine Bewirtung an.