Wer sich am Wochenende im Ludwigsburger Forum Carl Maria von Webers „Freischütz“ anschaute, wurde immer wieder von raffinierten Special Effects überrascht.

Ludwigsburg - Der Teufel scheint durch die Luft zu schweben und dreht seine Pirouetten ohne Bodenhaftung. Die Körper des formidabel singenden Chores Accentus lösen sich auf in geisterhafte Schemen. Wer am Wochenende im Ludwigsburger Forum Carl Maria von Webers „Freischütz“ beiwohnte, wurde immer wieder von raffinierten Special Effects überrascht. Das haben die beiden Regisseure Clément Debailleul und Raphaël Navarro in diesem Kooperationsprojekt der Ludwigsburger Schlossfestspiele gut hinbekommen: aus der romantischen Schaueroper einen Augenschmaus zu machen – dank Hologramm-Technik, hübsch anzuschauenden Waldvideos, Licht-und-Schattenspielen, magisch durch den Raum flirrenden Leuchtkugeln. Wie in den meisten visuell dominierten Opernspektakeln ging das aber auch hier auf Kosten der Personenführung, und natürlich lenkte diese Mixtur aus Geisterbahn, Matrix IV und Ludwigsburger Märchengarten oft genug von der Musik ab.

 

Mischung aus Matrix und Märchengarten

Abgesehen vom Teufel Samiel, der als das finstere Unterbewusste stets im Hintergrund herum quirlte (als stumme Rolle gespielt vom Artisten Clément Dazin), war Rampensingen angesagt bei oft hölzerner Darstellung. Auch war der Abend musikalisch durchwachsen: Tuomas Katajala als Jäger Max verfügt zwar über eine angenehm timbrierte Tenorstimme, aber sein Dauervibrato und sein großer Krafteinsatz standen der Ausdrucksvielfalt im Wege. Vladimir Baykov als der fiese Kaspar sang zwar mit schön schwarzer Bassstimme das Böse vom Himmel herab, artikulierte sich aber in den gesprochenen Dialogen derart übertrieben theatralisch, dass es in den Ohren brannte. Mit dem Auftritt der Soprane Chiara Skerath als Ännchen und Johanni Van Oostrum als Agathe stimmte dann aber plötzlich alles, zeigten die beiden doch, wie das geht: lebendig zu sprechen und zu spielen und mitreißend zu singen. Als Van Oostrum „Wie naht mir der Schlummer“ anstimmt, ist dann die Musik auch von Seiten des Insula Orchestras und ihrer Leiterin Laurence Equilbey endlich ganz bei sich.