Das Land sieht sich als regionale Führungsmacht und will das von den USA hinterlassene Machtvakuum in Afghanistan nutzen. Die Lage an der iranisch-afghanischen Grenze hat Auswirkungen bis nach Europa.

Teheran - Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 schickte der iranische General Qassem Soleimani eine Gruppe von Unterhändlern nach Genf, um mit amerikanischen Geheimdienstlern den Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zu organisieren: die Taliban in Afghanistan. Soleimanis Leute informierten die Amerikaner über Stützpunkte und Truppenbewegungen der Taliban, wie der Iran-Experte Arash Azizi in seiner Soleimani-Biographie „The Shadow Commander“ schreibt. Für die schiitischen Iraner war es wichtiger, die radikal-sunnitischen Taliban in Schach zu halten, als den „Großen Satan“ USA zu bekämpfen. Heute steht der Iran nach der neuerlichen Machtübernahme der Taliban wieder vor der Frage, wie er mit den Extremisten im Nachbarland umgehen soll. Von der Antwort hängt auch für Europa viel ab.