Berühmt-berüchtigt für ihre Reality-Soap: „Keeping Up with the Kardashians“. Mit viel Dekolleté, Gezoffe und Gepolter macht die Kardashians medial auf sich aufmerksam. Und: Das Konzept geht voll auf.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Los Angeles - Richtig los ging alles mit einer Reality-Serie: „Keeping Up with the Kardashians“ läuft seit 2007 im US-Fernsehen. Aber auch davor gab es im Leben der Großfamilie aus Los Angeles Drama und rote Teppiche. Mit geschicktem Marketing und Präsenz in sozialen Medien haben sich immer mehr Familienmitglieder zu Stars gemausert. Und mitten drin: Power-Paar Kim Kardashian und Kanye West.

 

„Butts are the new boobs“

An dem unumschränkten Star der Familie, Kim Kardashian, zeigt sich exemplarisch, wie Schönheitsideale dem Wandel der Zeiten und Kulturen unterliegen. Während Asiaten zierliche Hintern anziehend finden, kann es für Hispanics und Afroamerikaner gar nicht üppig genug sein. In den USA hat sich in jüngster Zeit die Zahl der Po-Vergrößerungen fast verdoppelt. Für ein paar Tausend Dollar kann man sich den Allerwertesten mit untergespritztem Eigenfett aufhübschen lassen. „Butts are the new boobs“ – „Hintern sind die neuen Brüste“ – lautet das Credo der Gesäßbacken-Verehrer.

Von Gina über Twiggy zu Kim

Nicht jede Frau will indes aussehen wie Kim Kardashian. Die brünette und zeitweise erblondete Schönheit mit dem sinnlichen Blick und den rasanten Kurven hat ihren XXXL-Po dank geschickter Selbstvermarktung zum trendigen Lifestyle-Markenzeichen gemacht. Vorbei die Zeiten, in denen spindeldürre Models mit Bubi-Frisur wie das britische Fotomodell Twiggy in den 1960er Jahren von Magersüchtigen kaum zu unterscheiden waren. Die Sex-Symbole der 1950er und 1960er Jahre wie Jane Russell, Marilyn Monroe, Gina Lollobrigida, Claudia Cardinale und Raquel Welch feiern heute in Po-Ikonen wie Jennifer Lopez, Beyoncé Knowles und allen voran Kim Kardashian Wiederauferstehung.

Begehrte „Regio glutaea“

In den 1990er Jahren war man(n) noch fasziniert von den überdimensionalen Silikon-Brüsten einer Pamela Anderson oder Katie Price. Popöchen wie der von der zierlichen Pop-Sängerin Kylie Minogue galten als Maß aller Dinge. Nur in der Rap-Szene bekannte man sich offenherzig zur „Regio glutaea“ – wie Sir Mix-a-Lot, der sang: „Ich kann es nicht bestreiten, ich mag große Hintern.“

Was damals vielen als Ausdruck primitiv-animalischer Höhlenmensch-Gelüste vorkam, ist mittlerweile wieder kultig geworden. Die Rückseite von Latino-Schönheit Jennifer „Jelo“ Lopez ist im ersten Jahrzehnt des neuen Milleniums zum Aushängeschild einer ganzen Generation geworden – so wie die von Kim Kardashian im zweiten Jahrzehnt.

Kim Kardashians „Po-Pop“

Auch wenn der Po-Kult auf manchen etwas billig und ordinär wirken mag, liegt er voll im Trend. Reichten vor wenigen Jahren noch ein freizügiges Dekolleté und geschürzte Lippen (englisch: „Duckface“ – Entenschnute) aus, um Aufmerksamkeit zu erhaschen, sind es heute die Kehrseiten von Kim Kardashian und Amber Rose. Die beiden It-Girls verbinden nicht nur der „Po-Pop“ üppiger Kurven, sondern auch die Beziehung zum US-Rapper Kanye West. Kim ist dessen momentane Ehefrau, Rose seine Ex.

Vom Kamasutra zu Kim Kardashian

Das um 200 bis 300 n. Chr. in Indien entstandene „Kamasutra“ (Sanskrit: Verse des Verlangens), ein erotischer Leitfaden, gibt unter anderem konkrete Hinweise, wie man den Po der Angebeteten umschmeicheln soll. Knapp zwei Jahrtausende später reimt der bereits erwähnte Sir Mix-a-lot: „Meine Anaconda will grad’ nichts verspeisen, es sei denn, du hättest ’nen Arsch, ’nen heißen.“ Im Song „Single Baby Got Back“ (1991) bekennt sich der Rapper ganz ungeniert zu seinen sexuellen Vorlieben: „I like big butts and I can not lie“ – „Ich liebe dicke Hintern und ich kann nicht lügen“.