Diplomatische Besuche deutscher Politiker in Isarel sind immer eine Gratwanderung. Doch Heiko Maas macht bei seinem Antrittsbesuch eine gute Figur, meint Inge Günther.

Tel Aviv - Die deutsch-israelische Freundschaft zu pflegen und gleichzeitig kritische Worte zur Siedlungspolitik der Netanjahu-Regierung zu verlieren ist ein heikler Balanceakt. Heiko Maas hat sich als neuer Bundesaußenminister jetzt erstmals darin versucht, ohne anzuecken. Viel mehr ist von einem Antrittsbesuch kaum zu erwarten. Zumal in seinem Fall die Vorbereitungszeit etwas kurz geriet. Erschwerend kommt hinzu, dass der Nahostkonflikt derzeit eine schier aussichtslose Angelegenheit ist, bei dem selbst Erfahrenere kaum noch weiterwissen.

 

Also hat Maas die Harmonie gesucht, was nach außen hin mitunter zahm wirkte. Mit einer Ausnahme: Dass ihm die deutsche Verantwortung für den Holocaust eine Herzensangelegenheit ist, hat er in Israel glaubwürdig demonstriert. Nur muss er aufpassen, sich deswegen noch nicht von israelischen Ultranationalisten vereinnahmen zu lassen. Echte Freundschaften halten zwar Meinungsunterschiede aus, aber wenn Justizministerin Ajelet Schaked, bekannt für rassistische Pauschalurteile über Palästinenser, Maas als „wahren Freund Israels“ bezeichnet, ist dies nicht unbedingt ein Kompliment für einen deutschen Außenminister, dem nach eigenem Bekunden die Menschenrechte wichtig sind. Israelis reden gerne Tacheles. Vielleicht lernt Maas dies bis zum nächsten Besuch ja auch.