Der scheidende LBBW-Vorstandschef Hans-Jörg Vetter hat die größte deutsche Landesbank erfolgreich aus der Krise geführt. Nur der öffentliche Auftritt war seine Sache nicht.

Stuttgart - Zur Zukunft „seiner“ Bank oder des Bankensektors allgemein lässt sich der scheidende LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter eher Prognosen entlocken, als zu seiner eigenen. Dazu gab es bei der Bilanzvorlage nur die knappe Antwort: „Ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht.“ Das kann man glauben, muss man aber nicht. Die Diskretion passt zum Bild eines Topmanagers, dessen Haltung gegenüber der Öffentlichkeit getrost als scheu bezeichnet werden darf. Interviewanfragen von Zeitungen lehnte der heute 63-Jährige beharrlich ab. Praktisch nur bei Pflichtterminen ergriff Vetter in den vergangenen sieben Jahren das Wort, verschwand dann aber stets unmittelbar nach dem letzten offiziellen Statement und vor der Eröffnung von Maultaschen- oder Sektbüfett. Am Dienstag hat er zum Abschied eine Ausnahme gemacht.

 

Vetters Bilanz bei Deutschlands größter Landesbank kann sich sehen lassen. Er hat seinen Posten mitten in der Finanzkrise übernommen und das Kreditinstitut erfolgreich saniert. Am Dienstag legte der gebürtige Göppinger seine letzte Jahresbilanz vor. „Seit dem Tiefpunkt der Finanzmarktkrise konnten wir unser Ergebnis vor Steuern zum siebten Mal in Folge verbessern; zudem schreiben wir seit nunmehr vier Jahren ununterbrochen Quartal für Quartal schwarze Zahlen“, bilanzierte er in stolzem Ton.

Vetter hat seinen eigenen Vorgänger quasi über Nacht abgelöst

Wieso Vetters eigentlich bis Mitte 2017 geschlossener Vertrag nun bereits im November 2016 endet, bleibt offen. Er selbst hatte dafür bei der Vorlage der vorläufigen Jahreszahlen im März Altersgründe angeführt, dies aber getreu seiner gewohnt defensiven Informationspolitik nicht näher erläutert. Der Übergang zum neuen Vorstandschef dürfte in jedem Fall weniger spektakulär verlaufen als bei seinem Antritt im Sommer 2009. Damals wurde Vetter, der sich nach der Jahrtausendwende bei der Landesbank Berlin einen Namen als Sanierungsexperte gemacht hat, quasi über Nacht an Stelle des geschassten Chefs Siegfried Jaschinski eingesetzt. „Bei meiner ersten Betriebsversammlung am 2. Oktober dachte ich: Die ziehen dir jetzt das Fell über die Ohren.“ Es kam anders und Vetter wurde, obwohl er alles andere als gute Nachrichten im Gepäck hatte, von der Belegschaft mit Applaus bedacht. „Über diesen Vertrauensvorschuss habe ich mich sehr gefreut.“

Wie denn das Einarbeitungsprogramm für seinen Nachfolger Rainer Neske aussieht, der im Sommer zur LBBW kommt und im November das Ruder übernimmt? „Wir sind verglichen mit seinem letzten Arbeitgeber (Deutsche Bank) vielleicht kein großes Haus, aber ein verzweigtes“, sagte Vetter. Dieses Haus, seine Kunden und Eigentümer wolle er Neske vorstellen, bevor er sich selbst verabschiedet; um zu tun, was keinen Journalisten etwas angeht.