Matthias Ranke ist seit 100 Tagen im Amt als Geschäftsführer des Schwäbischen Turnerbunds. Was er über seinen schwierigen Start in der Coronavirus-Krise denkt und welche Konsequenzen er ziehen will, verrät er im Interview.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart - Der neue Geschäftsführer des Schwäbischen Turnerbunds (STB) erlebt in der Coronavirus-Krise turbulente erste 100 Tage im Amt. An diesem Freitag steigt das erste kleine Dienst-Jubiläum des Matthias Ranke (56) – im Interview spricht er über seinen schweren Beginn und die größten Herausforderungen.

 

Herr Ranke, an diesem Freitag werden Sie als Geschäftsführer des STB 100 Tage lang im Amt sein – Ihr Start hätte unkomplizierter werden können ohne die Corona-Krise.

Das ist wohl wahr. Aber wissen Sie was – in einem anderen Job wären ähnliche Aufgaben auf mich zugekommen. Es geht darum, seine Mitarbeiter und die Organisation durch diese Krise durchzuführen und verantwortlich zu handeln, das wäre überall anders auch so gewesen.

Was war Ihre größte Herausforderung beim STB?

Die Absage des DTB-Pokals in Stuttgart. Wir haben dies am 11. März entschieden, also neun Tage vor dem geplanten Beginn des Weltcups. Damals stand der kollektive Shutdown mit Schulschließungen und solchen Dingen erst noch bevor, es wurde noch darüber diskutiert, ob man Veranstaltungen mit weniger als 1000 Zuschauern noch durchführen darf.

Was die Absage damals nicht leicht machte.

Genau. Die Absage, die heute selbstverständlich wirkt, war damals ein schwieriger Prozess, mit stündlich wechselnden Voraussetzungen. Wir haben diese Entscheidung dann gemeinsam mit der Stadt und den Gesundheitsbehörden getroffen. Der Deutsche Turnerbund (DTB) und der Weltverband (FIG) haben lange auf eine Durchführung gedrängt – aber wir vor Ort mussten dann die einzig vernünftige Entscheidung treffen. Der DTB und die FIG haben das dann auch schnell mitgetragen.

Wie sieht Ihre Arbeit nun in der Krise aus?

Wir wollen und müssen für unsere Vereine da sein. Wir vermitteln die Probleme und auch die Ängste an die Politik und die Behörden weiter, sind dafür quasi das ständige Bindeglied. Und wir wollen als STB auch ein bisschen Sicherheit und Gelassenheit vermitteln in diesen Zeiten.

Was sind Ihre Ziele als Geschäftsführer – und wie haben sie sich in der Krise geändert?

Wenn wir die Krise hoffentlich irgendwann überstanden haben, kann ich mit meinem tollen Team durchstarten, dann können wir uns neuen Themen widmen. Vielleicht sollten wir die Zeit nutzen, um uns alle zu hinterfragen. Vielleicht ein bisschen weniger über Kleinigkeiten meckern, sondern einfach mal machen – und sich, aus Sicht des STB, noch mehr um die Basis und die kleinen Vereine kümmern als ohnehin schon, das wären die Ansätze.