Mit einem Hattrick schießt der Stürmerstar die Königlichen im Duell der Giganten gegen Paris Saint-Germain ins Viertelfinale der Champions League. Trotz der Erfolge mit Real gilt seine von Skandalen begleitete Karriere als unvollendet.

Stuttgart - Die Champions League der Fußballer ist nicht nur eine nie still stehende Geldmaschine. Sie produziert auch ständig neue Heldengeschichten. Manchmal sogar schon im Achtelfinale. Erst beförderte der FC Bayern dank eines Hattricks seines Superstars Robert Lewandowski innerhalb von elf Minuten Red Bull Salzburg aus dem Wettbewerb (Endstand 7:1) – und dann machte es Karim Benzema am Tag danach einfach noch spektakulärer. Real Madrid drohte nach dem 0:1 im Hinspiel bei Paris Saint-Germain das Aus, weil das Ensemble der Superstars aus Frankreich, das im Angriff Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar aufbot, auch zur Pause im Estadio Santiago Bernabeu mit 1:0 vorne lag. Doch dann schlug Benzema zu. Der Franzose benötigte in Hälfte zwei auch nur eine gute Viertelstunde, um mit einem Hattrick (62./76./78.) das Giganten-Duell zu Gunsten von Real Madrid zu entscheiden. „Irrational!“, titelte die „L’Equipe nach dem 3:1-Erfolg. Und „As“ kommentierte: „Benzema ist ein historischer Spieler.“ Dazu passen diese sechs Fakten.

 

Die Erfolge

Karim Benzema (34) spielt seit 2009 bei Real Madrid. Logisch, dass seine Erfolgsbilanz beeindruckend ist. Er gewann mit den Königlichen viermal die Champions League, viermal die Club-WM und dreimal den europäischen Supercup sowie in Spanien dreimal die Meisterschaft, zweimal den Pokal und viermal den Supercup. Vor seinem Wechsel nach Spanien hatte er bereits mit Olympique Lyon vier französische Meisterschaften, einmal den Pokal und viermal den Supercup geholt.

Das Schattendasein

Obwohl Benzema zweifelsohne einer der besten und erfolgreichsten Stürmer der vergangenen 15 Jahre ist (für Real erzielte er in 592 Pflichtspielen 309 Tore), gehörten die Schlagzeilen immer anderen – allen voran natürlich Cristiano Ronaldo, der ebenfalls 2009 nach Madrid wechselte und dort neun Jahre lang den Ton angab. Benzema kann sich allerdings mit einem Blick auf sein Konto trösten: Angeblich verdient er derzeit pro Saison rund 17 Millionen Euro.

Die Équipe Tricolore

Dass Benzema nicht in einem Atemzug mit den ganz Großen des Fußballs genannt wird, liegt sicher auch daran, dass es in der französischen Nationalmannschaft für ihn nie rund lief – und das von Anfang an. Er selbst war daran freilich alles andere als schuldlos.

Für größere Missstimmung sorgte schon sein Kommentar nach der ersten Nominierung im Jahr 2007: „Frankreich ist für Sport“, sagte der Sohn einer Einwanderfamilie, „meine Heimat ist Algerien.“ Folglich stimmte Benzema auch bei der Marseillaise, die seine Mitspieler sangen, nicht ein – weshalb er den Stempel eines Söldners verpasst bekam. Und auch sportlich klappte wenig.

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Bei der EM 2008 schieden Benzema und die Franzosen ohne Sieg in der Vorrunde aus, für die WM 2010 wurde er nach einer schwachen Saison bei Real nicht nominiert. Die EM 2012 (0:2 gegen Spanien) und die WM 2014 (0:1 gegen Deutschland) endeten jeweils im Viertelfinale, für die Heim-EM 2016 (Platz zwei) und die WM 2018, als Frankreich den Titel holte, wurde Benzema nicht berufen (siehe: Die Skandale). Bei der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen EM 2021 gehörte Benzema wieder zum Kader, erzielte auch in vier Spielen vier Tore, konnte aber nicht verhindern, dass die Franzosen ohne Niederlage ausschieden – im Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen die Schweiz. Kritiker bescheinigen Benzema aufgrund seiner desaströsen Bilanz in der Nationalelf denn auch eine „unvollendete Karriere“.

Die Ausbildung

Das fußballerische Einmaleins wurde Benzema in der berühmten Jugendakademie von Olympique Lyon beigebracht. In dem Internat war er auf Betreiben seines Vaters gelandet – dieser hatte Angst, dass sein Sohn ohne die strenge Fürsorge des Clubs auf die schiefe Bahn geraten würde.

Die Skandale

In die Fänge der Justiz geriet Benzema dennoch. Erstmals angeklagt wurde er (wie auch sein Nationalmannschaftskollege Franck Ribéry), weil er 2009 in einem Münchner Hotel Sex mit einer minderjährigen Prostituierten gehabt haben soll. Im Gegensatz zu Ribéry leugnete Benzema, Kontakt zu der jungen Frau gehabt zu haben. Beide Profis wurden letztendlich freigesprochen, weil ihnen nicht nachzuweisen war, sich der Minderjährigkeit der Prostituierten bewusst gewesen zu sein.

2015 war Benzema dann in den Fall Mathieu Valbuena verwickelt. Der französische Nationalspielers wurde mit einem Sex-Video erpresst, Benzema wegen „Mittäterschaft bei einem Erpressungsversuch und Mitwirken in einer kriminellen Vereinigung“ angeklagt. Benzema erhielt daraufhin jahrelang keine Einladungen mehr zur Nationalmannschaft. Im November 2021 wurde er wegen Beihilfe zur versuchten Erpressung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe von 75 000 Euro verurteilt.

Der Marktwert

Karim Benzema, dessen Vertrag bei Real bis Sommer 2023 läuft, ist 34 Jahre alt, da würden für ihn logischerweise keine Riesensummen mehr bezahlt werden. Dass sein Marktwert, wie vom Portal transfermarkt.de gelistet, aber tatsächlich nur bei 25 Millionen Euro liegt, darf durchaus bezweifelt werden. Erst recht nach dem Hattrick am Mittwochabend gegen Paris Saint-Germain.